Sylvester

8.8K 314 6
                                    

Kleine bunte Lichter leuchten schon am Nachthimmel.
Obwohl es erst 11.30 Uhr ist, schießen die meisten schon ihre Raketen ab.
Wir sind mal wieder alle beisammen.
Meine Eltern, Paul und Victoria, heute mal ohne Valerie, und ich.
Wir sitzen gerade noch am Esstisch und essen noch.
Jeden Moment könnte meine kleine kommen. Der Entbindungstermin wäre schon in fünf Tagen.
Ich fasse an meinen Bauch.
Er hat sich schon extrem gesenkt und hin und wieder habe ich schon kleine Wehen.
Aber heute sind sie extrem schlimm.
Aber ich will niemandem etwas sagen, damit sie diesen Tag noch schön feiern können.
Ich werde es erst sagen, wenn ich das Gefühl habe, dass es wirklich los geht.
Der Minutenzeiger bewegt sich im Schneckentempo.
,,Alles okay, Sophia?"
Meine Mutter sieht mich besorgt an.
Ich verziehe mein Gesicht: ,,Es ist alles okay! Mir geht es gut!"
,,Bist du dir sicher? Geht es los?"
,,Mir geht es gut, Mama!"
Sie hebt schützend ihre Hände.
Paul holt schon einmal alle Raketen und andere witzige Sachen und Victoria ruft ihre Babysitterin an, wie es Valerie geht und ob sie schläft.
Erschöpft lege ich mich auf das Sofa und denke nach.
Ich weiß, viele Frauen hatten schon Geburten hinter sich und oft ist nichts passiert. Aber wie lange wird das dauern? Wie sehr würde es weh tun?
Mama sagt, bei Victoria hat die Geburt nur 2 Stunden gedauert und Mama hat fast gar nichts gespürt.
Im Gegensatz wie bei mir!
Meine Geburt dauerte 32 Stunden und es waren höllische Schmerzen meinte Mama. Ich habe Angst!
Langsam liefen mir die Tränen runter, doch ich wischte sie weg, bevor sie jemand sehen konnte.
,,Hey, alles okay?"
Paul hat sich neben mich gesetzt und nimmt jetzt meine Hand:
,,Wir schaffen das Sophia! Du bist nicht alleine. Ich bin da! Gemeinsam schaffen wir das!"
,,Ach ja? Einmal in zwei Wochen, wenn Victoria es nicht bemerkt?"
Ich fange total an zu weinen. Zum Glück waren meine Eltern und Victoria schon draußen.
Ich weiß auch nicht, wieso ich mich so aufführe. Ich bin sonst nicht so.
Mich bringt nie etwas zum weinen und nun flenne ich rum, nur weil der Vater meines Kindes keine Zeit für uns hat, da er sich um seine eigene Familie kümmern muss. Die mit meiner Schwester!
Paul nimmt mich in Arm.
,,Ich bin immer für dich da. Egal wann, egal wo, egal um welche Uhrzeit!"
,,Ich schaff das nicht Paul. Ich bin erst siebzehn. Ich kann noch keine Mutter sein! Ich bin zu jung! Was ist, wenn ich etwas falsch mache?"
,,Hey, Hey!" Paul nimmt mein Gesicht in seine Hände: ,,Ich bin auch noch jung und bekomme schon mein zweites Kind."
,,Du bist 21. du hast vier Jahre mehr Lebenserfahrung. Du bist reifer und verantwortungsvoller als ich! Ich mache Fehler!"
Paul lacht: ,,Allgemein das ich mit dir geschlafen habe zeigt, dass ich ganz sicher nicht reif und erst recht nicht verantwortungsvoll bin. Das du schwanger bist, zeigt doch, dass ich Fehler mache!"
Wie bitte? Es ist ein Fehler, mit mir geschlafen zu haben? Es ist ein Fehler, dass er zusammen mit mir ein Kind bekommt? Was ist er denn für ein Arsch?
Ich sehe ihn fassungslos an und gehe dann ohne ein weiteres Wort raus.
Er ruft mir hinterher, doch ich ignoriere ihn.
Ich wische mir meine Tränen ab und gehe zu meiner Familie.
,,Alles okay, Sophia? Du bist so rot im Gesicht."
Oh scheiße! Daran habe ich ja gar nicht gedacht. ,,Es... es ist nur so kalt hier draußen!"
Victoria umarmt mich von hinten und wärmt mich.
Da kommt auch schon Paul an und stellt sich neben uns.
Mama und Papa zünden schon die erste Rakete an.
,,Drei, zwei, eins, frohes neues Jahr!"
Victoria und ich umarmen los und Paul gibt Victoria einen Kuss.
Dann zünden Mama und Papa die erste Rakete an.
Zisch! Über uns am schwarzen, durch Raketen erleuchtenden Himmel, entsteht ein wunderschönes Feuerwerk.
Bunt und schön.
Aber auch extrem laut.
Ich spüre regelrecht, wie meine Kleine in meinem Bauch zusammen zuckt.
Ich fasse mir schützend an meinen Bauch. Aber es nützt nichts.
Die Kleine möchte raus.
Ich stöhne. So heftige Wehen habe ich noch nie gehabt.
Ich halte mich an Victoria fest:
,,Mama!"
Als Mama mich sieht, weiß sie sofort, was los ist.
Sie stürzt sofort zu mir hin und stützt mich. Sie ruft zu meinem Vater rüber:
,,Bennett, mach sofort den Wagen klar!
Es geht los. Victoria, bist du so lieb und holst die Kliniktasche?"
Victoria rennt ins Haus und Mama setzt mich auf den Beifahrersitz.
Nach fünf Minuten fahren wir dann los. Ins Krankenhaus.
Jetzt geht es los!
Mein eigenes kleines Wunder kommt!

Der Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt