Zwischen Liebe und Krieg

4 - Noch nicht hell

(Das Mädchen überlegt etwas) "Was würdest du jetzt sagen, wenn die Flieger nicht Granaten werfen und Menschen umbringen und fremdes Blut vergießen würden?"

"Das willst du wirklich wissen?"

"Ja."

"Ich würde sagen: Geh nach Hause, Phil."

"Und wenn ich bliebe?"

"Dann würde ich fragen wie dein ganzer Name lautet."

"Und wenn ich ihn dir nicht verraten würde?"

"Dann würde ich es mir zur Lebensaufgabe machen, ihn herauszufinden."

(Er legt seine Hand an ihr Kinn und zwingt sie, ihm in die Augen zu sehen) "Und ich würde keine Ruhe haben, ehe ich ihn aus dir herausbekommen habe."

"Dann würde ich aber dafür sorgen, dass du meinen Namen erst erfährst, wenn wir alt und klapprig sind."

"Damit könnte ich durchaus leben." (Er seufzt tief und seine Augen werden traurig. Er wird sehr ernst) "Aber wir sind nunmal im Krieg und daran kann keiner von uns beiden etwas ändern."

"Es wäre zu früh, wenn ich dir sagen würde, wie ich einem Soldaten gegenüber empfinde, den ich eben erst durch Zufall getroffen habe, und der mich beinahe entweder erschossen oder ausgeliefert hätte, wenn ich nicht zufällig ein hilfloses Mädchen wäre, das augenscheinlich niemanden mehr hat."

"Denkst du?"

"Allerdings könnte in unserer Situation jedes 'morgen' zu einem 'gar nicht mehr' werden."

"Wo du recht hast..."

"Was glaubst du, wie lange es dauert, bis uns irgendjemand trennt? Gewaltsam oder nicht?"

"Bevor es dazu kommt, dass uns jemand trennt, muss es erst mal dazu kommen, dass wir zusammen sind, oder wie auch immer du das nennen willst."

"Würdest du es denn wollen?"

"Hast du mir vorhin nicht zugehört?"

"Was, wenn es hell wird und mich jeder sehen kann?"

"Ich müsste dich verstecken. Du müsstest den ganzen Tag über drin bleiben, wo auch immer das ist. Du müsstest mutig sein. Und stark. Wobei ich in diesen Punkten an dir keinen Zweifel habe. Und du müsstest mit dem Risiko leben, dass ich an irgendeinem Abend nicht mehr zu dir zurückkehre."

"Ich werde mich wohl an diese Angst gewöhnen müssen."