8 - Wieder dunkel

581 40 1
                                    

"Hat Luce nicht etwas von einem Bunker gesagt?"

"Wieso fragst du?"

"Sind Bunker nicht immer total eng und stickig und ungemütlich?"

"Mag schon sein, aber das hier ist kein richtiger Bunker. Er wurde vor sehr langer Zeit für eine reiche Familie gebaut, damit sie im Kriegsfall abgesichert sind. Diese Familie macht aber keinen Gebrauch hiervon, sie sind nämlich weggezogen, nach Island."

"Nach Island? Was wollen die denn da?"

"Keinen Krieg."

"Na das ist ihnen aber gelungen."

"Da wäre ich jetzt auch lieber, kannst du dir das denken?" (Großmutter Jurina seufzt)

"Ich nicht..."

"Aber wieso denn nicht?"

"Weil Luce dann so weit weg wäre. Mir sind die paar Meter Entfernung schon Meilen zuviel."

"Sag nicht, dass du dich in meinen kleinen Luce verliebt hast?" (Jurina lächelt und sieht Phil mit einem sanften und weisen Blick an)

"So sieht es wohl aus..." (Sie seufzt)

(Jurina nimmt sie in den Arm und wiegt sie leicht hin und her, wie ein kleines Kind) "Dann wäre es doch wunderbar, wenn wir alle drei auf Island wären, hab ich nicht Recht?"

"Das hast du. Zu sehr."

(Kurze Stille. Irgendwo tropft es mit einem leichten plitsch)

"Darf ich dich was fragen?"

"Alles, was du willst."

"Bist du verheiratet?"

"Ach Kind..."

"Was ist passiert?"

"Soldaten. Soldaten überall und Schüsse. Schüsse, die einem das Trommelfell erbeben lassen und dir den Kopf wegpusten, als wäre er eine Feder. Und Blut, so viel Blut!" (Sie wurde lauter und lauter und fing an zu weinen) "Sie haben ihn mitgenommen! Warum, weiß ich nicht, aber er hat sich gewehrt. Sie sagten, wenn er ihnen nicht folgt, werden sie ihn erschießen. Er soll doch an seine Familie, seine Kinder und seine Frau denken und daran, was er alles anrichtet, wenn er nicht auf sie hört. Sie waren so unglaublich brutal zu ihm! Durch's ganze Treppenhaus haben sie ihn geschleift und als er sich unten im Hof losreißen wollte..." (Ihre Stimme brach wie Glassplitter) "... da haben sie ihm in den Kopf und in die Brust geschossen... Ich stand am Fenster und habe alles gesehen..." (Geschüttelt von leisen und lauten Schluchzern klammerten sich die beiden vom Krieg gefangenen Frauen aneinander und gaben sich so gegenseitig Halt und Schutz, der in dieser Zeit sehr knapp bemessen war)

Zwischen Liebe und KriegWhere stories live. Discover now