18 - Unerträglich

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(Das Mädchen hält es nicht mehr in der dunklen Höhle aus. Also rennt sie an die Oberfläche, trotz der Rufe der anderen. Nun steht sie ganz alleine vor einem riesigen Waldstück. Es ist unübersichtlich, dunkel, nicht gerade einladend. Doch etwas zieht sie hinein, sie muss einem unhörbaren Ruf folgen, einer Augabe, einem Willen, den sie selbst nicht imstande ist zu definieren oder zu orten. Ein kleines Zögern macht sich in ihrer Brust breit, doch sie weiß, dass sie dem nicht nachgeben darf, wie ein Schilf im Wind. Sie muss stark sein wie ein Fels in der Brandung und mutig wie ein Löwe. Aber heißt es nicht 'Lieber ein feiger Hund als ein toter Löwe?' Nein, sie darf einfach nicht kneifen. Also setzt sie sich in Bewegung. Doch als sie ein paar Schritte getan hat, geht plötzlich der Weg vor ihr in hellen roten und gleichzeitig auch schwarzen Flammen auf. Tiere versuchen kreischend zu fliehen und kreuzen dabei panisch ihren Weg. Das Mädchen guckt sich panisch um, ihre Haare fliegen ihr ins Gesicht und ihre Sicht wird verdeckt. Von irgendwoher ertönen laute dumpfe Schüsse. Es knallt, raucht, brennt. Doch sie kann nicht zurück, sie hat eine Mission zu erfüllen. Da beginnt sie zu rennen. Sie rennt und rennt, die Bäume, Sträucher und Tiere fliegen an uhr vorbei, ihre Beine tragen sie fort, nur fort. In ihrer Brust brennt es nun ebenfalls und treibt sie immer weiter an. Weiter geht es immer weiter, bis ihr die Lunge schmerzt und ihr Atem rasselt, doch sie gibt einfach nicht auf. An ihr Ohr dringen nun Schreckensschreie, denen sie folgt. Dabei verlangsamen sich ihre Schritte drastisch. Der Boden unter ihr wird aufgewirbelt, aufgrund ihrer starken Bremsung und sie dreht den Kopf hin und her, un die Rufe zu orten. Was sagen sie? Einen Befehl? Einen Namen?

"..il!"

Was sagen sie? 'Sei still?' Aber wer? Außer ihr ist doch niemand hier! Und sie ist ganz still. Oder?

"Phil! Philomena! Aaaah!"

Nun bricht ihr der kalte Angstschweiß aus. Das war doch Luce?! Sie beginnt wieder zu rennen... und dann sieht sie ihn. Dort liegt er im Schlamm und seine Beine sind nicht mehr als solche zu bezeichnen. Ebensowenig sein linker Arm, der in einem unnatürlichen Winkel vom Oberkörper absteht. Der Magen dreht sich ihr um, doch sie kann sich nicht abwenden, sondern rennt auf ihn zu und nimmt ihn in die Arme. Dass sie sich dabei völlig mit Blut beschmiert interessiert sie nicht. Sie schluchzt und weint in seine Schmerzensschreie hinein. Ein jämmerliches Bild des Klagens wird von der Hitze des Waldbrandes verschlungen, der sie nun langsam aber brutal und unerbittlich erreicht hat. Das Leid wird nun dem Feuer als Nahrung übergeben und von beiden bleibt nicht mehr übrig als ein trauriges Echo in den umliegenden Bergen.

Zwischen Liebe und KriegWhere stories live. Discover now