22 - Luce's Nächte

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Dass die beiden aufeinander treffen würden, war schon länger bekannt. Zumindest mir und Phil's Traum. Ich bin übrigens Luce's Traum. Ich frage mich nur, warum er ihr noch nichts davon erzählt hat, dass er sie erwartet hat. Damals, an der Grenze, da ist er ziemlich erschrocken über das Mädchen aus seinen Träumen, das aus heiterem Himmel vor ihm stand. Deshalb hat er nicht allzu freundlich reagiert und wollte sie wieder dorthin zurückschicken, wo sie hergekommen war. Doch weil es dort keine Zukunft für sie gab und er sich für sie verantwortlich fühlte, hat er sie nicht fortgeschickt. Außerdem kannte er sie ja quasi schon. Durch mich. Aber dass die beiden sich so schnell verlieben, hätte selbst ich nicht gedacht.

Ob Phil's Traum sie schon einmal mit Luce bekannt gemacht hat, weiß ich gar nicht... da müsste ich nochmal mit ihm sprechen.

Achja, die Liebe. Und dann auch noch in einem Krieg, von dem keiner genau weiß warum und wehalb und weswegen... aber unsere Aufgabe ist ganz klar vorgegeben - wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Schützlinge den Mut verlieren. Bisher ist uns das gar nicht schlecht gelungen. Hoffen wir mal, dass sich das nicht schlagartig ändert, das wäre fatal. Außerdem war Luce da draußen ziemlich gefährdet und hat auch nicht sonderlich viel Schlaf abbekommen, sodass ich kaum zum Zuge kam. Das kann noch ganz schön schwierig werden, zu ihm vorzudringen. Mein armer Junge.

Jedenfalls sind sie jetzt auf ihrer Wiese, alle gemeinsam. Unsere größte Sorge ist momentan, dass die drei aus der momentanen Situation überhaupt nicht mehr rauskommen. Denn erstens würden sie sterben und zweitens würden sie uns mit ihrem Tod unfreiwillig auch töten. Dabei wollen wir das noch gar nicht. Wir möchten ihnen noch lange schöne Träume schenken, um sie von dieser Welt abzulenken und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können.

Ach je, trotz des Krieges habe ich meinen wunderbaren Humor nicht verloren. Ich bin sehr stolz auf mich.

Oh... igitt, was ist das denn? Hier stinkt es gerade fürchterlich nach Eigenlob! Puh, ist ja widerwärtig! Naja, manchmal ist dieser Hauch von Arroganz eben nicht zu unterdrücken, aber wem schadet das schon?

Zurück zu Luce und Phil und Großmutter Jurina.

Da sind sie also. In halbwegs glücklicher Dreisamkeit. Diese Existenz ist doch wirklich mehr als verwunderlich. Da verliert man seine Familie, läuft einiges an Strecke durch den Wald und findet prompt eine neue, die gar nicht mal so schlecht ist, sondern superlieb. Und hat freundliche Träume. Nur der von Großmutter Jurina ist noch nicht zu uns gestoßen. Ich frage mich nur, warum. Normalerweise lern ich die Träume anderer dann kennen, sobald sie mindestens zwei bis drei Tage gemeinsam verbracht haben. Aber er hat sich noch nicht gemeldet. Vielleicht ist er besonders schüchtern oder gar ein Einzelgänger.

Jedenfalls gilt es jetzt, ihn zu finden und das herauszufinden!

Zwischen Liebe und KriegWhere stories live. Discover now