6 - Dunkel mit Mond

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"Ich sehe nur eine Aufgabe."

"Ja, aber ich bin deine zweite."

"Na du stellst dir vielleicht was vor."

"Luce..."

"Ich komme ja wohl kaum drumherum."

(Sie schweigen)

"Ist deine Ausrüstung schwer?"

"Momentan hab ich nicht so viel dran."

"Es gibt noch mehr?"

"Die, die unterwegs sind, müssen noch alles mögliche andere Zeug mitschleppen. Das von mir ist alles in der Kaserne dort hinten."

"Die ist ja winzig."

"Ist ja auch nur ein verlegbarer Stützpunkt."

"Ah."

(Sie schweigen erneut)

"Wo soll ich hin, wenn es hell ist?"

"Es gibt im Wald einen Luftschutzbunker, von dem kaum jemand weiß."

"Kaum jemand?"

"Nur ich und noch eine andere Dame."

(Ihr Herz zieht sich plötzlich schmerzhaft zusammen. Er. Und eine Dame. Eine andere als sie) "W-wer ist sie?"

"Man könnte sie als meine Großmutter betrachten."

(Sie atmet hörbar aus)

"Was dachtest du denn? Dass meine heimliche Geliebte in den Bunkern des Feenwaldes hockt und auf ihren Prinzen im Goldgewand - mich - wartet?"

"So in der Art..."

"Nur dass ich für dich eine andere Bezeichnung als 'heimliche Geliebte' brauche."

(Schluss. Aus. Vorbei.)

(Sie flüstert) "Wobei der Sinn ja erhalten bleibt..."

(Er lacht) "Ach Phil. Die Dame Großmutter weiß dann doch von dir! Das ist nicht mehr heimlich."

"Wie wird die Bezeichnung dann lauten?"

"Du bist einfach meine Phil." (Er geht den letzten Schritt der Distanz, die sie voneinander trennt und zieht sie in eine Umarmung. Sie will erst protestieren, weil er derjenige war, der sich dagegen gesträubt hat, aber dann schließt sie die Augen und legt auch beide Arme um ihn) "Und das wirst du auch immer bleiben."

"Obwohl wir uns erst seit zwei Stunden kennen."

"Das spielt in unserer Situation keine Rolle. Das hier ist ein Ausnahmezustand. Du weißt doch: 'Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.' Das heißt, wir haben ein doppeltes Privileg. Außerdem sind wir aufeinander angewiesen. Wir brauchen uns. Du brauchst mich und ich brauche dich. Die Liebe lässt einen im Krieg menschlich bleiben. Und genau das müssen wir. Denn sonst gewinnen die Maschinen von Feinden."

(Sie lassen sich nicht mehr los. Zumindest in ihrer Erinnerung)

Zwischen Liebe und KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt