26 - Hart an der Grenze

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"Phil! Hör mir zu! Wenn du jetzt nicht endlich etwas zu dir nimmst, vergesse ich mich! Luce hat doch genügend Vorräte zu uns gebracht. Ich verstehe nicht, warum du dich immer noch so strikt weigerst, zu essen. Lass den Unsinn jetzt bitte endlich bleiben. Ich bin auch nicht mehr die Jüngste, und wenn du nicht willst, dass ich mich mit den Schimpfereien an dir überanstrenge, dann solltest du jetzt wohl besser auf mich hören!"

(Anscheinend hat diese Ansprache gewirkt. Denn Phil beginnt, wenn auch widerwillig, zu essen)

"Schön, du hast gewonnen. Danke für das schlechte Gewissen."

"Phil, bitte!"

"Tut mir leid. Ich bin nicht ich selbst."

"Das ist momentan keiner von uns. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen. Kommt nicht wieder vor."

"Ich will hier raus, Jurina. Keinen Tag und keine Sekunde halte ich es hier länger aus."

"Da müssen wir aber auf Luce warten, er ist der einzige, der sich hier auskennt."

(Wie aufs Stichwort taucht der junge Soldat aus der Dunkelheit auf und gesellt sich zu den beiden Frauen)

"Lagebericht, die Damen? Oh wow, Phil, bitte zerquetsch mich nicht so! Ich hätt gerne ein wenig Luft zum Atmen!"

"Lustig! Müssten wir das nicht dich fragen?"

"Phil hat endlich etwas gegessen. Darüber bin ich heilfroh, das kann ich dir sagen!"

"Du siehst auch ein bisschen mager aus. Und das ist nicht mehr unbedingt im gesunden Bereich. Außerdem ist deine Umarmung sehr knochig."

"Schon gut, ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass ich von jetzt an mehr zu mir nehmen werde. Jedenfalls in dem mir möglichen Rahmen. Aber dann hört bitte endlich damit auf, mich am laufenden Band daran zu erinnern!"

"Ladies, ich habe mir überlegt, dass egal wie lange das alles hier noch dauert, das hier einfach nicht das ist, was irgendjemand verdient hat. Und ihr beide erst recht nicht."

"Sag mal, kannst du Gedanken lesen?"

"Nein Phil, aber ich sehe, wie schlecht es euch geht. Es spielt keine Rolle, wie gut ihr es versteckt oder zu verstecken sucht. Ich bin nicht blind. Und das hier macht euch kaputt. Es zermürbt und zerfrisst euch."

"Aber wir haben doch gar keine andere Wahl!"

"Doch, die haben wir. Die ganze letzte Zeit habe ich damit zugebracht, nach einem Ausweg zu suchen. Und ich bin mir sicher, eine Lösung gefunden zu haben, aus diesem Loch hier herauszukommen."

"Aber warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Wir hätten dir ganz sicher dabei helfen können!"

"Nein Großmutter Jurina, ich wollte euch nichts erzählen. Die Angst, zu viel zu versprechen hat mich davon abgehalten, euch einzuweihen."

"Und was passiert, wenn es nicht funktionieren sollte? Wenn..."

"Sprich es nicht aus, kleine Phil. Du darfst nicht vom schlimmsten ausgehen. Außerdem darfst du niemals vergessen, dass ich dich über alles liebe. Und dich natürlich auch, Großmutter Jurina. Ich liebe euch so sehr. Und jetzt lasst uns den Plan besprechen."

So saß die kleine Gemeinschaft, durch das starke Band der Liebe zusammengeschweißt, tief unten, wo kein Mensch auch nur die leiseste Ahnung hatte, was dort vor sich ging.



Zwischen Liebe und KriegWhere stories live. Discover now