10. Ready to Run

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„Nur meine Eltern", erklärte ich ihm so ruhig wie möglich. Scharf sog er die Luft ein. „Sie wollen dich zurückbringen, nicht wahr?", fragte er leise. „Ich vermute, ja..."- „Komm her. Du hast die Haare geschnitten und trägst nicht die Klamotten, die sie sich gewohnt sind an dir. Ausserdem... okay, scheisse, sie kommen hier rein."

Ich trat unruhig von einem Fuss auf den anderen, unterliess dann aber, als Zayn mich sanft anstupste. Stattdessen klammerte ich mich an seine Hand und zerquetschte sie vermutlich fast, aber er zuckte nicht mit der Wimper, sondern war einfach für mich da.

„Wir hätten gerne 7 normale Brötchen, 7 helle und 7 von diesen da. Ahm... und noch zwei Schokoladencroissants", bestellte Zayn, als wir an der Reihe waren. Die Verkäuferin nickte und begann, die Sachen zu richten. Auf einmal trat meine Mutter neben uns und begann ebenfalls zu bestellen. Ihre Bestellung war wesentlich kürzer und als sie zahlte, sagte sie noch zur Verkäuferin: „Wir suchen ein Mädchen, es ist unsere erwachsene Tochter- sie hat hüftlanges, blondes Haar und ist etwas grösser als 1.60m. Ausserdem ist sie vermutlich alleine- wir wären Ihnen dankbar, falls Sie sich melden würden, wenn Sie sie sähen."

Wenn die wüssten. „Hat Ihre Tochter denn auch einen Namen?", wollte die Verkäuferin wissen und kramte in einer Schublade nach einem Stift. „Na klar, es ist Charlotte von Capoll. Sie ist schon vor einigen Wochen abgehauen, aber da war sie noch minderjährig und wir konnten sie suchen lassen. Jetzt hat sie sich selbst aus der Schule entlassen und wir versuchen, sie wiederzufinden."

Das reichte. In mir brodelte es und ich war kurz vor dem explodieren. „Ich werde eine Beschreibung aushängen, aber Frau von Capoll, ihre Tochter ist 18 und kann machen, was sie will", meinte die Verkäuferin und notierte sich etwas. „Ja, aber sie ist immer noch meine Tochter", giftete meine Mutter sie jetzt an. „Da haben Sie Recht."

Die andere Verkäuferin hatte jetzt endlich unsere Sachen zusammen und nannte Zayn den Preis. Er zahlte und ich starrte einfach auf meine Füsse, die in Flipflops steckten.

„Komm, wir gehen", jetzt mischte mein Vater sich auch noch ein und ich schaute auf. Er fasste meine Mutter an der Schulter, aber sie wollte nicht aufgeben und schaute sich nochmal um. Dabei blieb ihr Blick etwas länger an mir hängen. Oh nein.

Auf einmal wurde ich an der Hand gefasst und aus dem Geschäft gezogen. Zayn. Er bugsierte mich ins Auto, warf mir die Brötchen auf den Schoss und fuhr so schnell als möglich los.

„Das sind deine Eltern gewesen? Himmel!", regte Zayn sich auf. „Ja, aber ich glaube, als Eltern haben sie ab dem fünften Geburtstag bei mir versagt!", erklärte ich mit bitterem Nachgeschmack auf der Zunge und schnallte mich an. „Hm. Sie sind... warum wollen sie dich denn unbedingt finden?", er starrte finster geradeaus.

„Sie finden, dass ich unbedingt Musik studieren sollte und Berufsmusikerin werden- am besten als Solistin! Natürlich Klassik, alle andere Musik ist in ihren Augen Ramsch."

Wir fuhren die Auffahrt hoch und Zayn parkierte schwungvoll. Sofort wurde die Tür aufgerissen und Niall kam uns entgegen. Er rupfte mir die Brötchentüte aus der Hand und rannte zurück. „Was war das?", fragte ich fassungslos, aber ein kleines Grinsen hatte sich auf mein Gesicht geschlichen.

„Niall?", fragte Zayn zurück und lachte.

Als wir alle am Frühstückstisch sassen fing Zayn an: „Wir müssen euch was erzählen... Charlie, soll ich oder willst du?"- „Du."

Er begann mit dem Anstehen und schilderte genau, wie sich meine Eltern benommen hatten. Alle vier Jungs und El wirkten fassungslos und empört. „Was hast du dir für Eltern ausgesucht?", fragte Louis entsetzt, als Zayn bei der Stelle war, bei der meine Mutter ihr richtiges Gesicht durchscheinen liess.

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