✔Wie unsere Geschichte den Anfang nahm

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Jede Geschichte beginnt mit einem Treffen. Wie auch diese. Nur sollte ihre nicht so beginnen und verlaufen, wie man zum Anfang glauben mag, sondern ihre gemeinsame Zeit beginnt kurz vor dem Ende. Noch bevor alles überhaupt richtig beginnen konnte.






Hier auf diesem Campus sollte ein weiterer Mutant leben. Ein Mädchen, genauer gesagt. Einundzwanzig, Medizinstudentin.

Am Umherschauen gingen Charles und Erik über den nicht allzu kleinen Campus bis der Telepat vor einer Tür stehen blieb und zu seinem Begleiter sagte, dass er kurz warten sollen. Nach einem zustimmenden nicken, lehnte sich Erik gegen die Wand und sah zu, wie Charles versuchte, so leise, wie es ihm möglich ist, in den Hörsaal zu gelangen.

Stumm setzte sich Charles zu einem Mädchen mit langen braunen Haaren in der mittleren Reihe, die interessiert nach vorn zum Professor schaute und sich dabei immer wieder Notizen machte.

"Mein Name ist Charle.....", doch das Mädchen hob lediglich ihren Stift ohne zu ihm zu schauen, ".... Charles Xavier."

"Kannst du bitte die Klappe halten?", was keine Frage ihrerseits war, sondern eine Aufforderung, "Zu freundlich."

Ohne Charles, selbst für nur eine Sekunde angeschaut zu haben, blickte das Mädchen von ihren Aufzeichnungen hinunter zur Tafel und zog die Augenbrauen zusammen, während sie die Zeichnung auf ihren Block übertrug. Es dauerte keine zehn Minuten, bis Charles seinen Blick vom Professor abwandte und das junge Mädchen verwundert musterte.

"Ich kann nicht....", überrascht über diese Erkenntnis, drehte sich Charles komplett zu ihr und musste mehrere male blinzeln, "Dein Kopf. Ich kann deine Gedanken nicht lesen."

"Wow. Wie überraschend", entgegnete die Brünette im trockenen Tonfall, weil dies, etwas völlig Neues sei, da es sonst klappen dürfte, "Noch einmal. Klappe, ja?"

Schnaufend begann das Mädchen mit ihrem Kopf zu schütteln, bevor Charles nach einiger Zeit erneut beginnen konnte, kam sie ihm zuvor.

"Zu lassen. In Ordnung?", mit einem durchdringend Blick, sah die Braunhaarige ihn an, schüttelte kaum merklich den Kopf als Zeichen dafür, dass Charles es hoffentlich verstanden hatte, und widmete sich wieder ihren Notizen, "Danke."

Eigentlich hatte Charles nicht vorgehabt zu gehen, aber er sah ein, dass dies nicht der passende Augenblick war, um mit ihr zu reden. Zumal, sie es gar nicht wollte.

An der Stirn kratzend schloss Charles hinter sich die Türe, wo Erik ihn grinsend begrüßte.

"Anscheinend hast du dich geirrt", ohne Charles mit diesen Worten einen Vorwurf machen zu wollen, stieß sich Erik von der Wand ab und wollte gehen, doch kein neuer Freund bewegte sich nicht, "Wohl doch keine von uns."

"Doch ist sie. Wäre sie ein Mensch, könnte ich ihre Gedanken lesen. In ihre komme ich aber nicht hinein", widersprach Charles Erik und beobachtete weiterhin die Tür, weil er sich in diesem Punkt, mehr als sicher war, "Jedenfalls wollte sie mir nicht zuhören. Vielleicht ist sie auch nicht gut auf mich zu sprechen. Wir warten so lange bis ihre Vorlesung zu Ende ist und dann probierst du es. Um es spannend zu machen, sage ich dir nicht, welche von denen es ist."

Gut gelaunt ging Charles weiter den Weg entlang, um alles gut aus der Ferne beobachten zu können. Sie war eine. Davon war er überzeugt.

••••

Über eine halbe Stunde warteten Charles und Erik darauf, dass die Vorlesung zu Ende ging. Als diese dann nun endlich war, stürmten die Studenten hinaus und verteilte sich in alle Richtungen. Wie sollte man dieser Menge die Eine finden. Die Nadel im Heuhaufen.

"Jyn. Hey warte mal", rief ein dunkelhaariger Junge einem Mädchen hinterher, die sich fragend umdrehte, "Deine letzte Frage, die war nicht wirklich ernst gemeint gewesen, oder?"

"Wäre die nicht mein ernst gewesen, hätte ich ansonsten gefragt?", entgegnete Jyn nett lächelnd und legte den Kopf schief, "Kann ich etwas dafür, wenn du den Anblick von so etwas nicht verträgst? Gott, wir studieren Medizin, da ist so etwas vollkommen normal. Hier, okay?"

"Danke", seufzend nahm Dunkelhaarige den Block entgegen, den Jyn ihm entgegenhielt und schaute über den Campus, "Wir warten alle darauf, das dir schlecht wird, wenn du deine erste Leiche aufschneiden darfst. Eigentlich auf den Tag, an dem dir überhaupt schlecht wird."

"Wird nicht passieren, zumal ich von uns allen, die Erste sein werde, die eine aufschneiden darf. Wir sehen uns", nach einigen Schritten drehte Jyn sich jedoch einmal um, "Heute Abend bekomme ich den Block wieder. Und zwar in dem Zustand, wie er jetzt ist, also lesbar..... Das war ein Fehler. Ganz sicher."

Abwinkend, da ihr Kommilitonen längst ging, drehte Jyn sich auf dem Absatz um und trottete zu der Bibliothek, um alles für ihre nächste Stunde vorzubereiten.

Auf Eriks ratlosen Blick, wer es von all den Mädchen sein könne, deutete Charles mit einer Kopfbewegung auf Jyn. Um sicherzugehen, dass er Charles richtig verstanden hatte, zeigte er dem Mädchen hinter, dass gerade abwinkte.

"Warte mal", rief Erik kurzerhand folgte dem Mädchen einige Schritte, bei dem Charles kein Glück zuvor gehabt hatte, "Ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten. In aller Ruhe."

"Wer sind Si.... oh mein Gott. Der gehört zu Ihnen", als Charles neben Erik stehen blieb, begann Jyns linker Nasenflügel zu zucken und sie hob abwehrend die Hände, "Was auch immer Sie beide wollen. Ich bedanke mich für Ihr Interesse, bei, was auch immer, aber meine Antwort lautet nein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag."

Zum Abschied winkte Jyn den beiden lächelnd zu, drehte sich auf ihrem Fußballen um und ging, bis sie etwas zurückhielt. Immer wieder versuchte sie ihren rechten Arm nach vorne zu nehmen, doch dieser hing, nach hinten gestreckt, in der Luft. Bei jedem Schritt, den sie machte, zumindest versuchte, wurde sie immer weiter zurückgezogen. Es war, als würde jemand ihren Arm festhalten und sie könnte sich deswegen, nicht von der Stelle rühren.

"Können wir jetzt reden?", in diesem Moment wurde Jyn von etwas nach hinten geschleift, wodurch sie enttäuscht die Schultern hängen ließ, weil sie gemerkt hatte, dass sie keine andere Wahl besaß, "Freut mich dich kennenzulernen."

"Elektromagnet. Ernsthaft?", entrüstet rieb Jyn sich ihr Handgelenk und begutachtete dir Stelle unter ihrem Armband, wo ein roter Abdruck zu sehen war, "Nein, vergesst es. Der müsste größer sein, um einen Menschen..... Also, was kann ich für euch tun?"

"Wir sind hier, um dich mitzunehmen. Von uns gibt es noch mehr und du gehörst zu ihnen", erklärte Charles, worauf Jyn eine Augenbraue hochzog, weil sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach, "Mutanten."

"Ich fasse das mal als..... Beleidigung auf", nickte Jyn zustimmend und entfernte sich rückwärtsgehend von den beiden, "Hat mich dennoch gefreut, ja? Mutanten, alles klar. Was auch immer euch beide in dem Glauben lässt, ich sei ein 'Mutant' vergesst es wieder. Ich habe noch zu tun. Gute Heimreise." "Also, das lief besser als erwartet.", merkte Erik amüsiert an und sah zu Charles neben sich, "Jeder irrt sich mal. Auch du."

"Nein", lehnte Charles diesen Gedanken ab, "Vielleicht weiß sie es nur noch nicht. Falls dies der Fall sein sollte, ist es besser, wenn sie mit ihresgleichen zusammen ist. Wer weiß, was sie mit ihren Kräften alles anstellen kann."

✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔Where stories live. Discover now