✔Was wir schon immer waren und sind

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Mit einem Blick die Uhr gerichtet, schulterte Jyn ihre Tasche und hoffte, nichts vergessen zu haben. Warum mussten beide Vorlesungen auch so nah beieinanderliegen? Zehn Minuten, um die Sachen zusammenzupacken, aus der ersten Vorlesung zu kommen und einmal quer über den Campus zu laufen. Dies war pure Absicht, der Professoren gewesen. Darauf konnte sie wetten.

Seit einem Monat war Jyn bereits in Harvard und es war das Beste, was ihr jemals hätte passieren konnte. Überhaupt kein Vergleich zu ihrer alten Uni. Hier wurde zwar alles strenger gehandhabt, doch so viel, wie sie in diesem Monat gelernt hatte, würden die kommenden praktischen Jahre um einiges einfacher werden. Demnach war es die beste Entscheidung gewesen, ihre Sachen zu packen und früher zu gehen.

Mitten auf dem Campusgelände fiel ihr Blick auf jemanden, der dort nicht hingehörte. Verwundert zog Jyn die Augenbrauen zusammen, blieb stehen und schaute in alle Richtungen, sowie noch mal schnell auf ihre Uhr. Warum ausgerechnet jetzt und nicht nachher? Mit sich ringend fuhr sie sich durch die Haare und schaute zu denen, die gerade in den Hörsaal gingen. Genau der richtige Zeitpunkt.

"Was verschafft mir den diese Ehre?", freudig überrascht, fing Jyn an zu grinsen, als sie auf Erik zu ging, der auf einer Bank saß, "Wie geht es dir und den anderen denn so?"

"Gut. Ich wollte nur wissen, wie es dir geht", erwiderte Erik ihr Lächeln und erhob sich von der Bank als er sah, dass Jyn auf ihn zu ging, "Du warst von heute auf morgen einfach verschwunden, ohne etwas zu sagen. Warum auf einmal so plötzlich?"

"Gab es für mich einen Grund zu bleiben?", erwartungsvoll legte Jyn den Kopf schief, doch Erik wich ihrem Blick nickend aus, "Siehst du. Es war für alle das Beste außerdem hat es so einiges für mich leichter gemacht, nachdem ich weg war."

"Nicht für jeden", trübsinnig schaute Jyn daraufhin zu Boden und fuhr mit der Zunge über ihren linken Eckzahn, "Für dich läuft es jetzt sicherlich so, wie es du dir immer erhofft hast. Da kann ich dir nur gratulieren."

"Danke", zu seiner Überraschung legte Jyn die Arme um seinen Hals, zog ihn an sich und musste mehrmals blinzeln, "Danke...... War.... wirklich schön dich zu sehen und ich wünsche dir alles, alles Gute. Und egal, was du vorhast, pass einfach auf dich auf, ja? Jeder hat irgendwo seinen Platz im Leben. Unsere Aufgabe ist es nur, diesen zu finden."

Nachdem Jyn Erik losgelassen hatte, rieb sie ihm mit dem Daumen über die Wange und küsste ihn zum Abschied auf die andere, um dann noch zur restlichen Vorlesung zu gehen. In gewisser Weise hatte er recht, mit dem was er sagte, aber nicht gänzlich. Zwar lief es hier genau so, wie sie es sich erhofft hatte, nur mit einem bitteren Nachgeschmack.

••••

In den letzten Tagen waren zwei neue Mutanten entdeckt worden. Ziemlich nah beieinander. Nummer eins, war ein Junge, um die achtzehn, mit einer Vorliebe für Gestein und Erdbeben. An sich nicht auffällig bis auf die Tatsache, dass er von Zeit zu Zeit immer wieder kleinere Erdbeben auslöste. Nummer zwei war ein Mädchen, Anfang sechzehn mit einem Talent für Pflanzen. Gespür traf die Sache schon eher. Bei ihr war es so, als ob die Pflanzen mit sprechen würden.

Darüber am Diskutieren, ob Hanks neue Erfindung wirklich eine gute Idee war, waren Charles und Erik auf dem Weg von oben in die Kellerräume. Den Anzug, den Henry für Alex gebastelt hatte und auch die Flügel für Sean, waren genial nur diese hier, war es nicht. Kurz vor dem Ende der Treppe hielt Charles abrupt an, blieb stehen und hielt Erik am Arm zurück.

"Na, habt ihr vermisst?", feixend lehnte sich Jyn mit den Unterarmen auf dem Griff ihres Koffers nach vorne und winkte ihnen zu, "I'm back."

"Du bist hier? Warum?", ein schwaches Stöhnen entfuhr Jyn, -weil Charles es nicht kapierte- danach blickte sie gelangweilt zur Seite, wo ihr ein unbekannter Junge saß und dann wieder zu Charles, worauf der Junge plötzlich zu röcheln anfing, "Du wolltest unbedingt nach Harvard."

"Du merkst es noch immer nicht was?", prustend, weil es einfach nicht sein konnte, begann Jyn zu lachen und der Junge hörte auf zu röcheln, dafür jedoch, wie wild anzuhusten, "Er ertrinkt gerade. Na okay, glaubt er zumindest. Sein Körper ist nämlich gerade davon überzeugt, dass sich die Lungen mit Wasser füllen, und er ertrinkt. Davor war es ersticken."

"Ich hatte also recht. Großartig", begeistert über diese Erkenntnis kam Charles zu ihr und der Junge atmete wieder ganz normal weiter, "Seit wann?"

"Von Anfang an", zuckte Jyn gleichgültig mit den Schultern, schaute amüsiert vor sich zu Boden und richtete sich glucksend auf, "Ganz ehrlich, ich habe echt nicht damit gerechnet, dass ihr es wirklich nicht merkt. Zugegeben, es gab Momente, in denen ich echt geglaubt habe, einer von euch hat es endlich gemerkt aber nein. War schon witzig. All die kleinen Bemerkungen. Im Nachhinein betrachtet, habe ich alles viel zu offensichtlich verneint. Außerdem, hättet ihr mich anders fragen müssen, dann hättet ihr eventuell ein paar informative Informationen erhalten. Hat sich etwas verändert? Nein, natürlich hat sich nichts geändert, weil ich schon zuvor 'anders' war. Der Wortlaut ist entscheidend. Rechtlich gesehen und juristisch betrachtet könnt ihr mir also nichts vorwerfen. Ihr bräuchtet jetzt einen Spiegel, um eure Gesichter zu sehen."

"Seit unserer ersten Begegnung wurden wir verarscht, ohne es zu merken", hustete Erik fassungslos, nickte jedoch anerkennend, "Bin beeindruckt. Dürfen wir jetzt auch erfahren, was du kannst oder bist?"

"Zu aller erst, vielen Dank für dieses außerordentliche Kompliment", danach folgte eine spöttische Verbeugung mit einer kreisenden Handbewegung ihrerseits, "Wenn ich mich vorstellen darf, der Tod, oder wie auch immer, ihr mich nennen wollt. Ja. Ich sagte dir doch Erik. Am aller Besten bin ich dort aufgehoben, mit dem, was ich vorhabe zu machen. Ich kann den menschlichen Körper auf verschiedene Arten kontrollieren, wie zum Beispiel.... ähm.... plötzlich auftretende Krampfanfälle oder Blutergüsse... so etwas halt. Dazu kommt, dass ich jemanden auf jede fast erdenkliche Art umbringen kann. Siehe ersticken und ertrinken. Tod durch Messerstecherei direkt nicht, steht aber auch nicht zur Debatte. Ach und eine letzte Sache noch, von der ich ziemlich begeistert bin. Ich kann euch so Einiges über eine Person erzählen nur mithilfe seines Körpers. Wie gerade bei dir Charles. Überall in deinem Gehirn leuchten gerade ganz, ganz viele kleine Punkte immer wieder auf -deine Synapsen- die gerade versuchen, als das hier zu verarbeiten. Hast du irgendwas genommen, denn deine Blut- und Sauerstoffzufuhr zum Gehirn, ist äußerst bedenklich langsam. Das war nur der halbe Zaubertrick, die andere Hälfte kann ich leider nicht vorführen. Sorry."

"Von allen die du finden konntest Charles, findest du ausgerechnet den Tod", fing Erik entrüstet zu lachen, weil es noch immer nicht richtig fassen konnte, was das für alle zu bedeuten könnte, "Und das Schlimmste an der Sache ist nicht, dass sie uns von Anfang verarscht hat, sondern, dass sie ihren dabei Spaß hat, mit dem was kann. Auf eine ziemlich üble Art von Humor."

"Während ihr beide so schön weiter streitet, bin ich mal so frei zu behaupten, dass mein altes Zimmer noch nicht wieder belegt ist, deswegen gehe ich jetzt einfach mal dort hin, in Ordnung?", nach dem Jyn ihre Taschen aufgehoben hatte, blieb sie neben den beiden noch einmal kurz stehen, "Ab jetzt, wo ich mich nicht mehr Zusammenreisen muss und wieder da bin, werden wir alle unseren Spaß haben. Versprochen. Wir sehen uns morgen früh. Ich wünsche euch beiden, eine wunderschöne und erholsame Nacht."

Damit dürften Charles und Erik sicher nicht gerechnet haben. Auch die Reaktion, die Jyn von ihnen erwartet hatte, haben die beiden um Längen übertroffen. Sie war zurück und ab jetzt, konnte es nur lustig werden. Eine letzte Sache zum Abschluss. Auf Leben und Tod. Ab jetzt, befindet sich der Tod unter euch.

✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔Onde histórias criam vida. Descubra agora