Auch der Tod hat seine Grenzen

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Auch nach gefühlten zwanzig Stunden, was in Wahrheit nur drei waren, saß Jyn zusammen mit den vierzehn ihrer Truppe draußen vor dem Gebäude. Langsam wurde sie echt ratlos. Schaufend saß sie auf der Steinmauer oder Geländer, was auch immer, und ließ ihren Blick über's Gelände schweifen. Wie schwer konnte das bitte den sein? Das man seine gesamtes Potenzial nicht auf einmal *kontrollieren* als nutzen konnte, vollkommen verständlich. Hatte sie Verständnis, voll und ganz. War bei ihr auch nicht anders gewesen. Ständig kam Neues hinzu, sodass man dann wieder von Grund auf neu lernen musste, aber das gerade hier, war traurig genug mit anzusehen. Hier war so gut wie nichts. Kontrolle gibt es nicht. Gab es nie und wird es nie geben. Es ist eine Illusion. Doch diese vierzehn wussten nichts. Hier war nichts vorhanden. Weder von sich selbst noch von ihrer Veranlagung. Ihrer Begabung. Was die Schwierigkeit, denen etwas beizubringen und zu helfen, deutlich erhöhte. Nein, was ihr die Sache komplett erschwerte. So konnte sie noch nicht mal einen Ansatz finden, von wo aus, man beginnen konnte, denn es gab ja keinen. Von null mussten sie beginnen. Minus X. Dort mussten sie beginnen, da es ja keine Null gab (von der es zu beginnen gab). Keinen verdammten Nullpunkt.

"Vielleicht habe ich eine Idee.", seufzte Jyn letzten endlich, fummelte ihr Handy aus ihrem Stiefel und lies ihr rechtes Bein baumeln, "Wenn dieser jemand euch nicht helfen kann, dann kann euch gar nichts mehr helfen. Langsam gehen selbst mir die Ideen und meine Möglichkeiten aus."

"Lass gut sein. Wenn du schon langsam am Ende bist, dann ist es wirklich aussichtslos mit uns.", winkte ein Mädchen ab und sprang von der untersten Stufe hoch zum Haus auf, auf der sie gesessen hatte, "Es hat ein Grund, warum wir dir zugeteilt worden sind. Die anderen wollen dich fallen sehen. Scheitern. Etwas anderes kann man mit uns nicht."

"Setzen!", worauf das Mädchen gleich zusammenzuckte und sich ohne Diskussion sofort wieder setzte, "Ihr kennt das Wort aufgeben anscheinend, ich nicht und genauso wenig wie verlieren. Also bleibt gefälligst dort sitzen. Ich sagte doch, ich kenne jemanden. Also..... äh Mailbox.... Jax, wozu hast du eigentlich ein Handy? Also geh gefälligst auch mal dran, man. Ich habe hier ein paar Leute, die deine *Hilfe*.... nein, nennen wir es Unterstützung benötigen könnten. Ja? Ruf also mal zurück."

"Das du jemanden kennst, ist schön aber ich glaube, es ist viel wichtiger zu erfahren, woher ihr euch kennt.", warf ein Junge ein und sah besorgt von seinen Kameraden zu ihr, "Gerade, weil du.... du..... ähm..... DU bist. Man sieht es ja schon daran, wie du Scott hast verrecken lassen und..... na Scott verdient es einfach mal aber worauf ich eigentlich hinaus will ist....."

"Meine Moral- und Grundeinstellung, die eine ganz andere ist als die von anderen Menschen. Stört mich reichlich wenig. Gerade deswegen ist das Leben ja lustig.", lachte sie und legte verträumt den Kopf auf ihre linke Schulter, "Jax..... wow, ähm..... ich weiß nicht so recht, woher wir uns eigentlich kennen...... mir fällt es gerade wirklich nicht ein.... scheiße, warum fällt es mir nicht ein. Warte.... ich, ich..... mir, mir fällt es noch ein. Dauert nur einen Augenblick."

"Jax..... klingt nach einem er.", mutmaßte das Mädchen, das auf der untersten Treppenstufe saß, "Ist er wenigstens süß oder einfach nur irgendein Spinner? Mutant schätze ich mal."

"Ach..... schon joa. Sagen wir mal so, von der Bettkante würde man ihn nicht sofort stoßen.", gab Jyn lachend zu, grinste und fuhr sich mit den Fingerrücken unter dem Wangenknochen entlang, "Und ja, er ist einer von uns."

"Was macht ihn besonders?", wollte ein zweiter Junge wissen, "Was ist seine Mutation?"

"Schmerzen. Er kann sie einfach nicht spüren.", schüttelte Jyn schnaubend den Kopf, hob ihre Hand vor's Gesicht und betrachtete diese von allen Seiten, als sei sie gerade, ganz woanders, "Nichts. Selbst wenn er dabei ist zu sterben, wo jeder andere sich einfach nur wünschen würde, es solle endlich vorbei sein, spürt er es nicht. Rein. Gar. Nichts."

✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔Where stories live. Discover now