Für die Ewigkeit

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Ahnungslos lag Jyn auf ihrem Bett, starrte hoch zur Decke und spielte mit einem Stift in ihren Händen. Vor langer Zeit hatte mal jemand ihr gesagt: Egal wie gut dein Gedächtnis ist, an alles wirst du nicht erinnern. Wir vergessen viele Dinge mit der Zeit und dadurch geraten diese in Vergessenheit, wo diese bleiben. Ab da hatte sie angefangen alles Mögliche aufzuschreiben, zu fotografieren und dass über Jahre. Nicht wirklich ein Tagebuch, in dem alle sogenannten Geheimnisse kommen oder stehen, sondern viel mehr wie ein Erlebnis- beziehungsweise Reisebuch ihres Lebens. Irgendwann war sie jedoch davon abgekommen doch langsam wurde es Zeit, wieder damit zu beginnen. Summend rollte sie sich auf den Bauch, blätterte die ersten Seiten um und..... nichts. Ihr erster Eintrag konnte ja schlecht lauten: Warum ich und nicht wer anders? Vor ebenfalls einer Ewigkeit hatte sie bereits aufgegeben, sich diese Frage zu stellen. Aus welchen Grund auch immer, sie das war; all das konnte und leben sollte, wusste wohl nur das *Schicksal* selbst. Und gerade wenn es ums *Schicksal* ging, sollte man keine Fragen stellen, wenn man darauf eine Antwort erwartete.

Leise schloss Jyn ihre Türe hinter sich -nicht so wie bei letzten mal, wo die Türe einfach zugefallen war- um die anderen nicht mehr zu wecken. Kurz vor Mitternacht, mit Sicherheit die schönste Zeit des Tages. Alles ruhig und die Welt zeigt sich von einer ganz anderen Seite. Ihrer wahren Seite. Bei Nacht erscheint so vieles anders als am Tag. Kein Versteckspiel mehr.

Zuvor allerdings suchte Jyn in der Küche nach einer Schale, füllte diese dann mit Eis und nahm aus dem Schrank noch eine Flasche, die möglicherweise Whiskey; Bourbon oder Scotch enthalten könnte. Etwas in der Art wird es schon sein. Alkohol blieb schließlich Alkohol.

Abwechselnd plusterte Jyn ihre rechte und linke Wange auf, schlurfte abwesend zur Eingangstüre und versuchte diese etwas umständlich zu öffnen. Stöhnend versuchte sie immer wieder die Klinge mit dem Ellenbogen hinunterzudrücken und dann mit dem Fuß zu öffnen. Bevor sie den Fuß in den Spalt stellen konnte, war die Türe bereits wieder zu.

"Was willst du mitten in der Nacht draußen?", müde stützte Erik sich am Geländer ab und schaute hinunter zur Türe, wo Jyn am liebsten dagegen getreten hätte, "Mach so weiter und du weckst noch alle anderen."

"Man!", überhörte Jyn Erik, stellte scheppernd die Sachen auf den Boden und riss genervt die Türe auf, "Wollt ihr mich allesamt verarschen?!"

"Was ist hier denn los?", aus dem Schlaf gerissen, kam Charles hinzu und stellte sich neben Erik, der sich mit unbewusstem Grinsen, nach vorne ans Geländer gelehnt hatte, "Will ich es wissen? Nein, will ich nicht."

Mit dem Fuß hielt Jyn die Türe auf, hob ihre Sachen wieder auf und mit einem Knall, bei dem Charles und Erik unwillkürlich zusammenzuckten, ließ fiel die Türe ins Schloss. Draußen setzte sie sich auf die Steinmauer, stellte die Schale neben sich ab und nahm den ersten Schluck, wobei sie mit den Beinen baumelte. Whiskey. Eindeutig Whiskey. Fehlte nur noch eine Sache. Zwischen Daumen und Zeigefinger drehte sie einen Eiswürfel, begutachtete ihn und fing grübelnd darauf herumzulutschen, ohne ihn loszulassen.

Freudlos hob Jyn die Flasche, als sie in ihr Zimmer wollte, in Erik's Richtung, der stumm und kaum merklich mit dem Kopf schüttelte. Die Flasche war nicht leer, sie konnte ohne Probleme auf einer Linie laufen und mit dem Sprechen gab es auch keine Probleme. Zu mal das es nur eine halbe Flasche Whiskey war. Nichts Wildes. Was war also sein Problem?

"Was ist es?", fragte Erik ohne Jyn dabei irgendwelche Vorwürfe machen zu wollen, "Frust, Selbsthass oder Langeweile?"

"Was ist es?", wiederholte sie nüchtern, schwenkte dabei die Flasche und nahm einen Schluck, während sie zu ihm schaute, "Schlaflosigkeit, Stalking oder Überwachung?"

"Beim Frust-Trinken geht es darum, bessere Laune zu bekommen und nicht umgekehrt.", ratlos nahm er ihr die Flasche ab, stellte diese in die Türe und strich ihr einzelne Strähnen hinters Ohr, "Du willst all das hier nicht, kann es sein? Dennoch bist du hier. Was ist also bei dir echt und was nur Maskerade?"

✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔Where stories live. Discover now