✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔

✔Erste Stunden

Zum Dank, drückte Jyn dem Taxifahrer mehrere Scheine in die Hand, nahm zwei Taschen vom Sitz neben sich und holte zu guter Letzt, einen Koffer aus dem Kofferraum. Mit aufgeplusterter Wange schaute sie hoch zum Herrenhaus, was einem Schloss ähnelte, und fuhr sich mit der Zunge nachdenklich über ihre Zähne. Einen Monat. Lässt sich sicher hier aushalten. Genügend Platz, um den anderen zur Not aus dem Weg zu gehen, gab es jedenfalls. Bevor sie sich über den Kiesweg zu dem 'Haus' aufmachte, atmete sie erst einmal tief und wieder aus. Nun gut, einen Weg zurück gab es sowieso nicht mehr..... außer sie ginge zu Fuß. Was sollte ihr hier schon groß passieren?

Ein Knarren kam auf als Jyn die große Eingangstüre öffnete und blieb umherschauend im Foyer stehen. Beeindruckend, äußerst beeindruckend. Und ruhig. Viel zu ruhig dafür, dass hier mehrere Leute leben sollen. Jugendliche wohlgemerkt. Da niemand hier zu sein schien, ging sie Treppe zum ersten Stock hinauf und den langen Flur entlang, wo sie nach einigen Metern, nach rechts in den leeren Gang mit mehreren Türen abbog, in der Hoffnung, dort jemanden über dem Weg zu laufen. Allen Anschein nach, gab es hier genügend Zimmer, dann musste doch irgendwer auch zu finden sein.

"T'schuldigung, wenn ich stören sollte", mit dem Knochen ihres Mittelfingers, klopfte Jyn gegen den Rahmen des Zimmers, in dem Raven gerade auf dem Bett lag, "Kannst du mir sagen, wo ich zunächst schlafen könnte?"

"Er hat es wirklich geschafft, dich hierher zu bekommen", mit erstaunter Begeisterung rollte sich Raven vom Bett auf die Füße und kam direkt zu ihr, "Darf ich fragen wie?"

"Ganz ehrlich. Keine Ahnung", schüttelte Jyn bloß mit dem Kopf und folgte Raven den Flur entlang zurück, "Ich bekam einen Brief von Harvard und als ich zum Frühstück wollte, saß er da, wo ich euch hab sitzen lassen. Übrigens, er wusste bereits von dem Brief. Woher er auch immer."

"Gedankenlesen", erklärte Raven und blieb vor einem Zimmer stehen, wo Jyn erneut mit dem Kopf schüttelte, "Ich denke, dieses hier würde dir gefallen. Schöne Aussicht, in jeglicher Hinsicht, und dass allerbeste, du hast dein eigenes Bad."

"Klingt gar nicht schlecht. Danke", vor der Türe im Flur, ließ Jyn ihre Taschen stehen und machte ein paar Schritte zurück auf den Flur, wo sie sie sich ans Geländer lehnte, von wo aus sie einen guten Blick über das Foyer besaß, "Wo sind die anderen?"

"Vermutlich draußen oder im Keller", mutmaßte Raven schulterzuckend und lehnte sich neben sie, "Charles wollte, dass du um jeden Preis herkommst. Was macht dich also besonders? Abgesehen davon, dass wir eh schon anders sind."

"Liegt vielleicht nur daran, dass ich ein Mensch bin und er es mir einfach nicht wahrhaben möchte", schmunzelte Jyn halbherzig, legte die Ellenbogen auf das Geländer und rieb sich die Hände, "Wenn ich lange genug hier bin, wird er es schon merken. Dann kann er halt nicht meinen Kopf sehen. Ist doch kein Weltuntergang. Danke noch mal, ich packe dann mal aus."

••••

Im Zimmer drehte sich Jyn zunächst einmal im Kreis, um sich einen groben Überblick zu verschaffen und verstaute zu aller erst, ihre Bücher in einem der Regale. Dieses Zimmer war deutlich größer als ihres auf dem Campus. Schon alleine deswegen, hat es sich vielleicht gelohnt, hierherzukommen. Zudem war es hell und es wirkte, trotz des großen Bettes und der ganzen Schränke, nicht zugestopft. Einfach gemütlich. Dort, wo man es aushalten könnte.

Zu guter Letzt verstaute Jyn noch ihre Taschen ganz unten im Schrank und ließ ihren Blick zum Fenster schweifen. Raven hatte recht gehabt. Der Ausblick war wirklich schön. Nichts außer Wiese und irgendwann, in der Ferne, der Beginn eines Waldes. Schnalzend ging sie zur Türe, wo ein Schlüssel hing. Den würde sie ja wohl kaum brauchen, dennoch, nahm sie ihre Kette ab, fädelte den Schlüssel ein und wickelte sich die Kette wieder mehrfach um den Hals. Reine Gewohnheit. Kaum das sie aus dem Zimmer getreten war, fiel die Tür hinter ihr, direkt ins Schloss, und zwar lautstark, wodurch sie einmal zuckte. Schreckhaft war sie nicht, nur hatte sie nicht damit gerechnet, dass die Türe sofort zufiel.

"Sie mal einer an, wer hier ist.", argwöhnisch schaute Jyn zum Zimmer schräg gegenüber, wo der andere, der zwei Typen, die sie damals besucht hatten, gerade hineingehen wollte, "Hat Charles es wirklich geschafft dich zu überzeugen. Ohne triftigen Grund gibt jemand wie du, nicht einfach so nach. Womit?"

"Womit? Ich bin hier. Reicht das nicht?", gespielt hatte Jyn zu grübeln begonnen, ein Schnipsen folgte und zeigte dann auf ihn, "Ihr habt sicher miteinander geredet. Müsst ihr ja. Wenn er der Grund dafür war, ist dieser ziemlich gut.... Ich schau mich mal um, du wolltest ja eh in dein Zimmer."

Vielsagend fing Jyn an zu lächeln, schlenderte zum Geländer und fuhr mit der Hand darüber entlang, als sie die Treppe hinunterging. Unten angekommen, setzte sie sich auf einen Tisch, fuhr sich die Haare und konnte noch immer nicht richtig glauben, dass sie all dem hier, wirklich zugestimmt hatte. Jedenfalls würde dies hier, eine Erfahrung werden. Eine Schöne oder Schlechte würde sich allerdings noch zeigen müssen.

••••

Am Abend saßen Raven, Charles, Erik, Henry und Alex bereits um den Tisch im Foyer herum als Jyn hinunterkam. Für sie persönlich war es einfach viel zu ruhig dort oben gewesen. Ruhe war zwar schön aber diese Stille dort oben, war einfach nicht mehr zum Aushalten gewesen. Auf Gut Glück hatte sie sich noch schnell umgezogen, um vielleicht mit den anderen in die Stadt oder Ähnliches zu gehen. Ihre gesamte Zeit konnte sie schließlich nicht bloß in diesem Gebäude verbringen.

"Also, was machen wir jetzt?", blubbernd stellte Jyn sich dazu, blies ihre linke Wange auf und schaute, in die Hände klatschend, erwartungsvoll in die Runde, doch niemand sagte ein Wort, "Wirklich, nichts? Auch gut...... wie wäre es mit..... wo finde ich ein paar Gläser?"

"Küche. Die Türe, ganz durch und dann ganz links", bevor Raven anfangen konnte zu fragen, war Jyn schon durch Türe verschwunden, "Doch wo.... zu? Gut."

Wenig später stellte Jyn sechs Schnapsgläser im Kreis auf, lief die Treppe hoch zurück zu ihrem Zimmer, wo sie noch schnell eine Flasche mit brauner Flüssigkeit aus dem Regal schnappte. Die Flasche war eigentlich zur Feier für die kommende Semesterprüfung gewesen.

"Spielen wir ein Spiel", gut gelaunt, füllte Jyn nach und nach die Gläser, nahm einen Schluck aus der Flasche und drückte diese gegen ihren Hals, "Jeder der einen Trinkt, darf eine Frage stellen. Es ist egal, was ihr fragt und auch wenn ihr fragt. Antwortet ihr nicht, zwei trinken. Wer will anfangen?"

"Lady's First", auffordernd schob Erik zwei Gläser nach vorne, die zu Raven und Jyn gehörten, "Streitet euch drum."

"Gut..... auf gehts", unsicher, wohin das führen sollte, klatschte Raven in die Hände, kippte ihr Glas hinunter und schauderte, "Jyn. Uah.... uhm.... eklig.... Also, falls du doch zu uns gehören solltest und Charles somit recht hatte, was machst du am Ende des Monats?"

"Nach Harvard gehen. So viele Möglichkeiten habe ich nicht, außerdem ist es eine Chance, eine Große, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Aber, um solche Fragen zu stellen, braucht man nichts zu trinken.... dann, mache ich gleich mal weiter..... Haben die Zahlen auf deinem Arm irgendeine Bedeutung?", doch Erik schob seinen Mund von rechts nach links, worauf Jyn gleich ihre Mundwinkel schuldbewusst nach unten zog und kleinlaut, einen erneuten Schluck aus der Flasche nahm, "Ups, Fettnäpfchen..... und das, wohl so richtig. Gut.... T'schuldige, wollte ich nicht.... Ähm.... Wie habt ihr das gemacht? Ein Elektromagnet war es nicht, dass haben wir bereits geklärt also wie habt ihr das angestellt?"

"Du meinst das hier?", fragte Erik und mehrere metallische Gegenstände um sie herum, stieg auf einmal in die Höhe, "Wenn es aus Metall ist, lässt es sich kontrollieren."

"Eine gute Show für Vegas. Viva Las Vegas", bedächtig nickend, weil sich so einiges damit dort anstellen dürfte, ließ Jyn sich auf die Sofalehne sinken, nahm die Flasche vom Hals um einen letzten Blick darauf zu werfen und stellte diese in die Mitte des Tisches, "Versprecht euch nicht zu viel, dass ich zu euch gehöre. Am Ende des Monats werden wir es ja spätestens wissen. Machen wir bis dahin das Beste daraus. Salute."

Bevor Jyn auf ihr Zimmer ging, nahm sie doch noch einen letzten Schluck und überlegte. Ließ es aber dann doch sein, noch etwas zu sagen.