✔All das was uns bleibt

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Mit einem Handtuch über dem Arm geworfen, ging Jyn die Treppe zum Foyer hinunter, wo Charles, Alex und Hank saßen und irgendwas auf dem Tisch beobachteten. Aus Reflex, weil Alex Jyn hat kommen hören, schaute er kurz zu ihr hinüber und wieder auf den Tisch, bevor er realisiert hatte, dass Jyn nur Unterwäsche trug.

"Ähmm....", stammelte Alex, schluckte, wodurch erst Charles und Hank zu ihr schauten, ".... äußerst.... nett."

"Dankeschön", gut gelaunt drehte sich Jyn einmal im Kreis und lugte von der Treppe zur Türe hinaus, "Und draußen ist es schön, daher, warum hier drin seine Zeit verschwenden?"

"Hast du nichts zum Anziehen?", entgegnete Charles und bekam darauf sofort einen Schlag von Alex gegen sein Bein verpasst, "Oder so etwas in der Art?"

"Eine Frage an euch, wartet..... Warte mal", als Jyn Raven vorbeikommen sah, hielt sie diese an und ging mit ausgebreiteten Armen rückwärts zum Eingang, wo sie einen Finger hob, "Was ist der Unterschied zwischen mir und einem Mädchen in Bikini? Darüber, denkt mal nach."

Gespannt auf deren Antwort, zog Jyn grinsend die Augenbrauen hoch und presste die Lippen aufeinander. Bevor sie die Vier jedoch, ohne darauf weiter einzugehen, sitzen ließ, zwinkerte sie ihnen noch zu. Diese Blicke. Herrlich. Im ernst jetzt. Würde sie jetzt einen Bikini tragen, hätte sie genauso viel an, wie in diesem Moment gerade. Sogar noch weniger, demnach macht es keinen allzu großen Unterschied, ob sie im Bikini zum Teich, Wasserbecken oder als was man das auch sonst bezeichnen sollte, ging oder in Unterwäsche. Am Ende kam es auf das Gleiche hinaus.

••••

Klitschnass durchquerte Jyn das Foyer, tropfte bei jedem ihrer Schritt den Boden immer mehr voll und hinterließ eine deutliche Wasserspur hinter sich. Für heute, nur noch eine warme Dusche. Das war es. Mehr nicht. Da konnte kommen, wer wollte. Vorbei. Zwar war ihr kalt und sie würde es sicherlich noch bereuen, weil eine Erkältung nicht lange auf sich warten ließ, aber es war eine willkommene Abwechslung gewesen.

"Du überraschst einen von Tag zu Tag immer mehr", suchend, von wem das gerade kam, spähte Jyn übers Geländer und entdeckte Erik, in einem der unteren Türrahmen stand und wohl wartete, der zu ihr hochsah, "Weiß Hunter eigentlich davon, was du so treibst? Wohl eher nicht. An seiner Stelle würde es mich jedenfalls nicht stören. Werden wir dich noch häufiger so sehen oder war es nur eine einmalige Sache?"

"Steht es mir, also? Gut zu wissen", ein verschmitztes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, und bevor sie hinauf ging, winkte sie noch mal zu, "Hab einen schönen Abend."

Warum sollte Hunter darüber Bescheid wissen, wie sie ihre Freizeit verbrachte? Sie beide waren nicht zusammen aber auch wenn, war es ihr überlassen, wie sie diese verbrachte. Wäre auch noch schöner, wenn einem jetzt schon vorgeschrieben werden würde, was sie zu tun und zu lassen habe. Gut, es gibt Dinge, die man nicht macht und Grenzen, die man nicht überschreiten sollte, das sind Selbstverständlichkeiten. Aber wie Jyn Hunter einschätzte, gehörte er nicht zu Menschen, der andere irgendetwas vorschrieb.

••••

Vor allen anderen saß Jyn bereits am Morgen unten beim Frühstück, pulte lustlos in einem Brötchen herum und schob letztendlich ihren Teller von sich. Im Takt nickend, klopfte sie mehrfach mit dem Handballen gegen die Kante des Tisches, und weil alles nicht brachte, zum Schluss noch zweimal mit der Unterseite ihrer Faust. Alles war in Ordnung. Etwas mehr als zwei Wochen waren es noch und bis jetzt, hatte sie sich gut geschlagen. Glaubte sie zumindest. "Du, schon hier? Sonst bist du doch immer die Letzte, wenn du überhaupt zum Frühstück erscheinst", nur flüchtig blickte Jyn auf und klimperte missmutig auf dem Tisch herum, "Ja, dir auch einen guten Morgen. Eine bessere Laune kann ein Mensch nicht haben."

"Kannst du dir nicht einmal, einmal, deine Sprüche verkneifen?", nacheinander zog Jyn die Beine an ihren Körper, legte ihr Kinn auf die Knie und schaute zu Erik hinüber, der sich mit einer Tasse zu ihr an den Tisch setzte, "Was? Darf ich nicht auch mal schlechte Laune haben? Hunter wird sicher bald kommen, ja. Er wird sicher gut gelaunt sein. Etwas anderes ist bei ihm unmöglich."

"Ein bisschen von seiner Einstellung könntest du im Moment durchaus vertragen", überging Erik ihre Laune einfach, nahm einen Schluck und legte die Hände um die Tasse, wobei er Jyn beobachtete, "Gestern Abend noch gut darauf und jetzt das hier. In weniger als zehn Stunden ist das sicher nicht ohne Grund passiert."

"Kann es dir nicht einfach egal sein?", gerade als Erik schnauben aufstehen wollte, weil selbst für ihn es langsam nicht mehr zum Aushalten war, legte Jyn stöhnend den Kopf in den Nacken, "Sorry.... einfach, nur ein scheiß Tag, Morgen, was auch immer.... ich.... man.... ja..... Wie war es.....? Als du gemerkt hast, dass du mit Metall spielen kannst? Schock, pure Freude oder will man es einfach nur wieder loswerden?"

"Es gab Schlimmeres zu dieser Zeit. Du akzeptierst es und lernst damit umzugehen. Dir bleibt auch nicht anderes übrig", bedachtsam drehte Erik seine Tasse mit der Hand und sah zu ihr, worauf Jyn gespannt ihre Arme um die Beine legte, "Wieso gerade Medizin? Mit deiner Art und deinem Mundwerk würde aus dir eine gute Anwältin werden."

"Würde mir der Spaß fehlen. Mit dem, was ich vorhabe zu machen, bin ich dort am besten aufgehoben. Glaub mir, am allerbesten", bedrückt schaute Jyn zu seiner Tasse und schluckte einmal, "Egal, was es bei dir ist, lass es los. Lass die Vergangenheit nicht deine Zukunft bestimmen..... Dafür ist unsere Zeit auf Erden zu kurz. Wir können nur versuchen es besser zu machen. Abgerechnet wird immer..... Ganz. Zum. Schluss."

Auf der Wange kauend, wippte Jyn bei ihren letzten drei Worten mit dem Kopf und stützte ihn dann vom Tisch ab. Abgerechnet wird zum Schluss. Ob wir wollen oder nicht. Die Konsequenzen unseres Handelns müssen wir selbst tragen.

"Was auch immer dich gerade so hinunterzieht, lass es nicht dein Leben bestimmen. Deine Worte", brach Erik die trübsinnige Stille, stieß Jyns Ellenbogen vom Tisch, wodurch sie sich schnaufend die Oberarme rieb und nach einer Flasche im Regal hinter sich tastete, "Trübsal steht dir nicht. Kein bisschen. Spott und Belustigung. Amüsiere dich lieber weiter über die Anderen. Das bist du."

"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", stellte Jyn sich dumm und ihr typisches verschlagenes Grinsen zeichnete sich langsam, eher der Versuch davon, auf ihrem Gesicht, "Für ein Arsch, kannst du echt nett sein. Lass es die anderen ja nicht mitbekommen oder wissen. Wir wollen ja nicht, dass es deinem Ruf schadet oder die anderen mitbekommen, das hinter dieser Fassade auch nur ein ganz normaler Mensch steckt. Mit einem schlagenden Herzen. DAS können wir echt nicht verantworten. Nein. Also Cheers. CinCin und das hoffentlich niemand mitbekommt, dass wir Bourbon zum Frühstück hatten."

"Cheers", von ihrem schnellen Versuch des Gefühlswechsels am Lächeln, hob Erik sein Glas, stieß mit Jyn an und kippten es gemeinsam hinunter, "In zwei Wochen wird es hier wieder angenehm ruhig sein. Wird auch langsam Zeit, dass hier wieder Ruhe und eine gewisse Ordnung eingekehrt."

Um nicht Lachen zu müssen, ließ Jyn ihr Glas an ihren Lippen liegen, blickte über den Rand zu Erik hinüber und stellte es dann kopfschüttelnd auf die Tischplatte. Aber so lange war sie noch hier. Was sie anfängt, würde sie auch durchziehen und vernünftig zu Ende bringen. Keine halben Sachen.

✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔Where stories live. Discover now