✔So etwas, wie eine Familie

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Beim durchblätternd ihrer Unterlagen ging Jyn hinüber zu einem der leeren Picknicktische auf dem Campus und schmiss beinahe ihre Tasche auf die Tischplatte. Von dieser Hausaufgabe fühlte sie sich verarscht. Den Großteil konnte sie ohne weitere Probleme beantworten, doch bei Frage einundzwanzig, verzweifelte sie komplett. Selbst in ihren Büchern stand zu diesem Thema nicht drin. Sollte das eine Fun-Frage sein oder so etwas?

"Hey", hörte Jyn ein blondes Mädchen sagen, welches sich ihr gegenübersetzte und drehte eines der Bücher zu sich, um einen Blick hineinzuwerfen, "Du bist genau wie mein Bruder. Er ist auch so eine Intelligenz Bestie. Leider lässt er es jeden sofort wissen, wie intelligent er ist."

"Uhm.... sorry, wenn ich nicht weiß, wer du bist, obwohl ich es vielleicht wissen müsste", entschuldigend zog Jyn die Mundwinkel nach unten und begann zu überlegen, was sie sich hätte sparen können, "Welchen Kurs haben wir zusammen? Mikrobiologie, klinische Chemie..... nein, ich kenne die alle und du, bist mir auf dem Campus bislang noch nie begegnet. Wer bist du, also?"

"Raven", gut gelaunt reichte die Blondine Jyn die Hand, welche die Brünete ein wenig irritiert schüttelte und danach über ihre Schulter deutete, wo die beiden Männer standen, die vor einigen Tagen bereits hier waren, "Mein Bruder. Er ist der Meinung, wir könnten dich überzeugen."

"Mein Beileid wegen deines Bruders. Wir?", bevor Jyn eine weitere Frage stellen konnte, setzten sich weitere Personen zu ihnen, "Okay. Ich gebe auf. Ihr dürft anfangen."

"Wieso hast du die hier nicht beantwortet?", wollte ein Junge mit Brille, der einen flüchtigen Blick auf Jyns Block geworfen hatten und im Anschluss zu ihr schob, "Eine der einfachsten Fragen. Es sind ausschließlich veraltete Begriffe, die kaum ein Mensch heutzutage noch verwendet. Diese wurden bloß zur Formulierung verwendet."

"Natürlich, deswegen steht in keinem der Bücher darüber etwas drin..... Stopp, veraltet sagtest du? Gut zu wissen", seufzend schlug Jyn ihre Bücher zu und faltete die Hände auf dem Tisch zusammen, als Zeichen dafür, dass die Gruppe ihre Aufmerksamkeit hatte und sie auch zuhören würde, "So..... Im Gegensatz zu deinem Bruder, bist du nicht so..... ja."

Neugierig schaute Jyn in die Runde, wartete bis Raven ihre Hand auf den Tisch legte, die blau wurde. Nicht zu wissen, was sie darauf reagieren sollte, blickte sie zu Raven hinüber, zog den Mund, immer wieder, nachdenklich von rechts nach links und fing langsam an, zu nicken. Blau. Einfach so, ohne Weiteres, wurde Ravens Hand blau. Die Sache, von vor einigen Tagen, war bereits schräg gewesen aber, dass hier, übertraf noch mal alles.

"Herzlichen Glückwunsch, du bist blau", gluckste Jyn und musste einfach zu lachen beginnen, "Du bist blau und dafür brauchst du nicht einmal zu trinken."

"Ich wusste, dass ihr es schafft", begeistert kam Charles hinzu, der in die Hände klatschte, doch Erik schien noch nicht überzeugt zu sein, "Wann können wir los?"

"Wann ihr wollt", entgegnete Jyn, nahm ihre Sachen und stand auf, "Ihr könnt fahren, wann immer ihr wollt. Ohne mich allerdings."

Den zweiten Satz hatte Charles schon gar nicht mehr mitbekommen, weshalb er und die anderen auch nicht bemerkten, wie Jyn kopfschüttelnd gegangen war. Allesamt waren schräg. Mutanten. Natürlich, was sollte als Nächstes kommen? All die Märchen und Gruselgeschichten über Monster sind wahr? Gut, Ravens Hand war blau geworden, aber dafür gab es sicherlich auch eine logische, wirklich logische Erklärung.

••••

Während Charles mit den Kindern, wie Charles die so gerne nannte, diskutierte, ließ auch Erik die Gruppe stehen und folgte Jyn. Wieso war Charles so darauf erpicht darauf, dieses Mädchen mitzunehmen? Und warum, war er der stark davon überzeugt, sie sei eine Mutantin? Bei dem letzten Typen hatte ein einfaches 'Verpiss dich' ausgereicht, damit er ihn in Ruhe ließ.

"Lass ihn selbst feststellen, dass er Unrecht hat", mit der rechten Schulter lehnte sich Erik gegen einen der Steinpfosten, wo Jyn auf der Steinmauer saß, "Solange du es ihm sagst, glaubt er es ohnehin nicht. Gib ihm die Möglichkeit dazu. Wie ich dich einschätze, würdest du es dir nicht nehmen lassen, zu sehen, wenn er begreift, dass er die ganze Zeit unrecht hatte."

"Und aus diesem Grund, soll ich mein Studium aufgeben? Nur damit er die Gewissheit hat? Garantiert nicht", feixend klappte Jyn ihr Buch zu, legte ihre Hände hinauf und sah zu Erik hoch, "Ich habe mich damals aus einem bestimmten Grund hierzu entschlossen. Jeder hat etwas, dass ihn antreibt. All die Mühen und Arbeit, gebe ich jetzt nicht auf, nur weil irgendein Typ meint, ich sei was auch immer. Dafür ist ein Leben kurz. Egal was dich antreibt, hoffentlich, ist es die Sache auch Wert. Am Ende, zahlen wir nämlich für das, was wir im Laufe unseres Lebens angerichtet haben. Nichts bleibt ohne Folgen..... Nein, ich glaube nicht an Gott. Falsch du gerade fragen wolltest. Viel mehr an Karma."

Mit diesen Worten sprang Jyn von der Mauer, klopfte Erik zum Abschied gegen die Schulter und drehte sich auf halbem Wege noch einmal um. Kopfschüttelnd fing sie an zu grinsen; sah zu Raven; Charles sowie den anderen und bog um die Ecke, zum Anatomiekurs. Man hätte glatt meinen können, die seien fast wie eine Familie.

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Sehr geehrte Miss Blake,
Hiermit beglückwünschen wir Sie und bestätigen zugleich, Ihren Wechsel für den kommenden Monat an die Harvard Medical School.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und dass Sie unseren Ansprüchen gerecht werden.


Ungläubig hielt Jyn den dicken Briefbogen mit dem Logo der Harvard Univerty in der Hand und ließ sich auf ihr Bett sinken. Beworben hatte sie sich gar nicht an Harvard, noch hatte sie einen Antrag für einen Wechsel gestellt. In etwas mehr als vier Wochen würde sie eine der besten Universitäten des Landes besuchen können. Warum auch immer, es war egal.

Die Freude hielt jedoch nicht lange an. Als Jyn am nächsten Morgen, mit den anderen zum Frühstück gehen wollte, entdeckte sie Charles an einem der Picknicktische sitzen. Sofort als er sie sah, fing er an zu lächeln und hob die Hand. Er wusste es und er hatte ebenfalls, wie auch immer das gehen sollte, etwas mit dem Brief von Harvard zu tun. Keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, aber er war es. Soviel war sicher.

"Gut", geschlagen gegeben, setzte Jyn sich Charles gegenüber und stütze ihr Kinn in der Handfläche ab, "Einen Monat."

"Einen Monat.", bestätigte Charles und nickte, "Harvard also, ja?"

Als ob Charles, dies nicht bereits wüsste. Einen Monat, in dem er endlich begreifen konnte, dass Jyn ein Mensch war und kein sogenannter Mutant.

✔Unter uns der Tod - A X-Men Story✔Where stories live. Discover now