Ein Plan

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(setzt bei Harry Potter und der Feuerkelch ein)

Rosalie versetzte Aberforth immer wieder vom Neuen ins Staunen. Obwohl sie erst 14 Jahre alt war, beherrschte sie mehr als erwachsener Zauberer.

Beispielsweise musste sie keine Zauberformeln laut aussprechen. Sie konnte ungesagte Zauber, was die Schüler in Hogwarts erst im 6. Schuljahr lernten.

Was aber noch viel beeindruckender war, dass sie problemlos einen gestaltlichen Patronus in Form eines Einhorns heraufbeschwören konnte. Sie hat ihn sogar erfolgreich gegen einige Dementoren angewendet, die letztes Jahr hier in Hogsmeade ihr Unwesen trieben.

Außerdem besaß Rosalie Lily Potter einen ausgeprägten Verstand und war so gewieft wie ihr Vater. Sie war sehr reif und klug für ihr noch sehr junges Alter.

Vor drei Jahren holten sie sich nach Schuljahresbeginn einen Zauberstab bei Ollivander's, sodass sie niemanden aus Hogwarts trafen.

Rosalie's Zauberstab war 13 Zoll lang und wurde aus Stechpalmenholz gemacht wie der Stab von Harry. Allerdings bestand der Kern bei Rosalie's aus Einhornhaar, während Harry's aus einer Phönixfeder war.

Es war eine wundervolle Erfahrung, die Aberforth machen durfte. Rosalie war für ihn wie eine Tochter geworden. Durch sie hatte er wieder eine Familie. Er bereute es nie, sich dafür entschieden zu haben und hat sich all die Jahre rührend um sie gekümmert. Keinen Geburtstag von ihr hat er je versäumt.

Er hatte ihr vor einigen Jahren erzählt, was damals passiert war und sie hat die "Umstände" bereitwillig akzeptiert.

Er hatte ihr auch von der Prophezeiung, die sie und ihren Bruder betraf, erzählt. Er hatte wie Severus Snape gelauscht, als Albus mit der Wahrsagerin in seinem Pub war.

Aber im Gegensatz zu diesem Todesser, der mittlerweile der Lehrer für Zaubertränke auf Hogwarts war, hatte Aberforth die gesamte Prophezeiung gehört und Rosalie auch erzählt.

Im Gegensatz zu seinem "ach so edlen" Bruder würde er ihr nie etwas verheimlichen und erzählte ihr immer alles, denn er wusste, dass sie stark genug war, um die Wahrheit zu verkraften.

Aberforth machte sich zuerst Sorgen um ihr psychisches Wohlbefinden, da er sie vor der Außenwelt versteckt hielt, aber vor vielen Jahren kam er auf die Idee, sie jede Woche mit auf einen Ausflug zu nehmen.

In diesen Ausflügen zeigte er ihr die verschiedensten Orte der Welt, die sich außerhalb der Britischen Inseln befanden. So war sie unter Leuten und sah auch mal was anderes als den Eberkopf.

Eines Tages fragte Rosalie ihren Ziehvater, ob sie Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei, besuchen dürfte. Dem wiederum war vor Schreck fast das Glas aus der faltigen Hand gefallen.

"Warum im Namen von Merlins linkem Hänge...?", fragte Aberforth ein wenig zu grob.

Unter anderen Umständen hätte er sie nach Hogwarts geschickt. Er erinnerte sich an diesen Ort aus seinen Jugendzeiten. Dort war es immer traumhaft gewesen. Aber Aberforth war skeptisch, weil sein Bruder dort nun Schulleiter war und diesem traute er nicht.

"Weil ich meinen Bruder kennen lernen will.", gestand sie unverhohlen.

Verdammt, das war ein guter Grund! Aber es bestand doch immer noch ein Risiko für sie ... Wenn man bedachte, was Harry Potter innerhalb der letzten drei Jahre alles passiert war, war es einfach sicherer für Rosalie, wenn es weiter geheim blieb, das sie am Leben war.

"Alle glauben, du seist tot. Willst du etwa ...?"

"Ich könnte doch aber unter einem falschen Namen mich in Hogwarts einschreiben. Wir erfinden einfach irgendwas. Mir egal. Ich will nur zu Harry. Ich vermisse ihn."

Das tat Rosalie wirklich. Aus tiefstem Herzen. Sie konnte sich noch ganz genau an ihren Bruder erinnern und blieb ständig auf dem Laufenden in Bezug auf ihn.

Sie wusste von seinen vielen gefährlichen Abenteuern und wünschte sich, dass sie ihn davor hätte bewahren können. Sie fühlte sich für ihn verantwortlich und wollte ihn beschützen.

Überraschenderweise konnte sich Rosalie an jeden Moment ihres Lebens von Geburt an erinnern. Sie fanden schnell heraus, dass sie ein sogenanntes "fotografisches Gedächtnis" hatte. Die Bilder aus jener finsteren Nacht hielten sie zunächst viele Nächte lang wach, bis es nach einer Zeit irgendwann nachließ.

Schließlich gab Aberforth nach, als Rosalie ihren Hundeblick zum Einsatz setzte, welchem man einfach nichts verweigern konnte.

***

Albus war mehr als überrascht, als sein jüngerer Bruder Aberforth vor der Tür stand. Sie hatten sich schon viele Jahre nicht mehr gesehen oder gar miteinander geredet. Auch wenn er wusste, dass er die ganze Zeit im Eberkopf in Hogsmeade zu finden war, was nicht weit von Hogwarts entfernt lag.

"Guten Tag, Aberforth. Was führt dich zu mir?", fragte Albus freundlich lächelnd. Er war froh, seinen Bruder wieder zu sehen.

"Hallo Albus.", begrüßte dieser ihn wiederum knapp.

Er kam schnell zum Punkt: "Ich bin nur hier, um dich zu bitten, eine neue Schülerin ab dem nächsten Schuljahr in Hogwarts aufzunehmen.

Sie heißt Rosalie Matthews, ist 14 Jahre alt und wurde bisher von mir privat unterrichtet.

Ich bitte dich als ... Bruder um Diskretion und keine unnötigen Fragen zu stellen.

Sie ist ein Waisenkind, das ich von der Straße geholt und aufgezogen habe. Und bevor du fragst, sie möchte nach Hogwarts, um unter Altersgenossen zu sein."

Wie sein Bruder ihn gebeten hat, stellte Albus keine weiteren Fragen und reichte ihm eine Liste mit den Büchern für die Viertklässler, welche Aberforth zu Albus' Verwirrung schmunzelnd entgegen nahm.

Rosalie würde schnell Jahrgangsbeste, wenn nicht sogar die beste Schülerin der ganzen Schule werden. Den Stoff der vierten Klasse würde sein kleines Mädchen mit Bravur meistern.

Aberforth würde die Wochen bis zum Schulbeginn dazu nutzen, Rosalie beizubringen, wie man selbst Albus hinter's Licht führen konnte. Er unterschätzte seinen Bruder keineswegs und wollte verhindern, dass er ihnen auf die Schliche kam.

Allerdings war bei Rosalie nicht viel Training nötig, da sie ziemlich ausgefuchst war und es verstand, wie man seinen Geist vor anderen verschloss und nicht zu viel von sich preisgab.

A woman without a secret is like a flower without a fragranceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt