Ein Irrer?

17.9K 848 44
                                    

"Was läuft da eigentlich zwischen dir und Viktor Krum?", fragte Hermine Rosalie zögernd.

Verwirrt runzelte Rosalie die Stirn. Was redete sie da? "Da ist nichts zwischen uns. Wie kommst du denn darauf?" Harry und Ron, die bei den beiden Mädels draußen saßen, schauten Hermine genauso überrascht an.

"Es gibt da Gerüchte und ... Ach, vergiss es einfach! Wusst ich's doch, dass es wieder nur ein Gerücht ist!"

Gerade als Rosalie etwas erwidern wollte, kam Draco um die Ecke und begrüßte Rose freundlich: "Hi Rose." Den anderen nickte er widerwillig nur knapp zu.

"Was willst du hier, Malfoy?", fuhr Harry ihn wütend an, obwohl dieser überhaupt nichts gemacht hatte, und schaute genauso wie Ron und Hermine zwischen ihm und Rosalie hin und her.

"Rose und ich sind Freunde.", rieb er Potter grinsend unter die Nase.

"FREUNDE?!", riefen die drei entsetzt wie aus einem Munde. Harry, Ron und Hermine starrten Rosalie ungläubig an.

"Wie kannst du mit DEM da befreundet sein?!", spie Ron entgeistert.

Das ging Draco eindeutig zu weit. Natürlich hatte er einen kleinen Trumpf im Ärmel, den er sofort herausholte.

"Hey Weasley, schon gesehen? Dein Vater ist in der Zeitung!", verkündete Draco und reichte Ron einen Artikel des Tagespropheten, in dem sein Dad nicht wirklich gut weg kam. Wie erwartet, lief Ron's Gesicht vor Wut hochrot an.

Genervt hörte Rosalie mit halbem Ohr hin, wie Harry und Draco sich wie die Kinder Beleidigungen an den Kopf warfen. Doch als Draco Harry's und somit auch ihre (was er natürlich nicht wissen konnte) Mutter mit hinein zog, platzte der sonst so gutherzigen Rosalie der Kragen.

Wie konnte er es wagen, Rosalie's geliebte Mutter, die sie so sehnlichst vermisste, als "dreckige Schlammblutmutter" zu bezeichnen?!

"Nimm das zurück, Malfoy!", schrien Harry und Rosalie gleichzeitig.

Lauter Schüler und auch Lehrer waren auf dem Schulhof und beobachteten das Gefecht. Alle waren überrascht, wie betroffen Rosalie wirkte. Einen solchen Gefühlsausbruch von einem SLYTHERIN sah man auch nicht alle Tage.

Langsam kämpfte sich ihre Vernunft an die Oberfläche und als sie realisierte, wie das für die anderen aussah und was sie daraus alles schließen könnten, versuchte sie irgendwie die Situation zu retten und den Anwesenden eine logische Erklärung zu geben, damit sie sich keine eigene zusammenspinnen konnten.

Rosalie beruhigte ihr außer Kontrolle geratenes Temperament und fuhr Draco an: "Du kannst doch nicht einfach seine tote Mutter beleidigen! Das geht zu weit!" Sie warf ihm einen enttäuschten Blick zu, bevor sie davon stapfte.

Als Rosalie mitbekam, dass Harry und Draco sich lautstark duellierten, fuhr sie herum und lief zurück. Gerade als sie einschreiten wollte, mischte sich Moody ein und verwandelte Draco in ein strahlend weißes Frettchen, worauf Rosalie erschrocken die Luft ein sog.

Das konnte Moody doch nicht machen! Rosalie's Wut auf Draco war wie verflogen und machte aufrichtiger Sorge Platz.

Alle anderen Schülern, die nicht aus Slytherin waren, lachten laut los. Wenn Rose ihn so anschaute, fand sie es auch ein wenig komisch. Ein kleines Grinsen huschte über ihre vollen Lippen, als Frettchen-Draco wie ein aufgescheuchtes Reh hin und her huschte.

Doch ihr Grinsen verging ihr sofort, als Moody seinen Zauberstab wieder auf Draco richtete und dieser immer wieder in die Luft flog, um gleich darauf wieder auf den Boden zu klatschen. Das Frettchen wimmerte vor Schmerz. Von diesem Anblick wurde Rosalie richtig übel.

"Professor Moody!", ertönte die erschrockene Stimme von Professor McGonagall. "Ist das etwa ein Schüler?"

"Eigentlich ist das jetzt ein Frettchen.", korrigierte er sie belustigt und machte keinerlei Anstalten, Draco zu erlösen.

McGonagall hielt eine Standpauke darüber, wie man einen Schüler angemessen bestrafte und in der Zeit nutzte Rosalie es aus, dass er etwas abgelenkt war und verwandelte Draco mit einem ungesagtem Zauber zurück.

Alle starrten Rosalie verwundert aber auch anerkennend an. "Du beherrscht ungesagte Zauber?", fragte Moody sie ungläubig. Da erst fiel ihr ihr Fehler auf. Sie wollte doch nicht auffallen!

"Ja, der Privatunterricht hat den Vorteil, dass man sich nicht unbedingt streng an einen Lehrplan halten muss ...", versuchte sie sich schulterzuckend irgendwie herauszureden.

***

Heute stand die erste Stunde in "Verteidigung gegen die Dunklen Künste" bei Professor Moody für die Gryffindors und die Slytherins an. Rosalie hatte seit dem Vorfall mit Moody nicht mehr mit Draco gesprochen. Im Klassenraum setzte sie sich anders als die anderen Slytherins neben einen Gryffindor. Harry Potter.

"Dumbledore hat mir erlaubt, euch mit den drei Unverzeihlichen Flüchen zu konfrontieren.", verkündete Moody und unterschwellige Begeisterung schwang in seiner tiefen Stimme mit. Er holte drei Einmachgläser mit je einer Spinne darin hervor.

Rosalie hatte schon eine beklemmende Vorahnung, was er mit den Spinnen vor hatte ...

"Kann mir einer von euch einen der Flüche nennen?", fragte Moody in die Klasse hinein.

Nachdem Ron den Imperius-Fluch genannt hatte, der vor Jahren für eine Menge Wirbel im Zaubereiministerium gesorgt hatte, wendete Moody diesen Fluch auf die erste Spinne an

Dann nannte ein pummeliger Junge den Cruciatus-Fluch. Mitleidig blickte Rosalie den Jungen an. Beim Namen "Longbottom" war sie sofort hellhörig geworden. Aberforth hatte ihr von der Sache mit den tapferen Auroren Frank und Alice Longbottom erzählt.

Es schockierte Rosalie, dass Moody auch nicht davor zurückschreckte, auch diesen grauenvollen Fluch vor der Klasse an einer Spinne vorzuführen. Diese Flüche wurden nicht einfach so als "unverzeihlich" bezeichnet! Es war furchtbar mitanzusehen, wie sich diese wehrlose Spinne vor Schmerz krümmte.

Noch schlimmer war es, dass Neville das sehen musste. Man sah ihm an, wie sehr es ihn quälte. "Hören Sie auf damit!", schrie Rosalie Moody an, als sie diesen Anblick nicht mehr aushielt.

Moody stoppte und schritt zum Pult von Rosalie. "Wollen Sie uns nicht den letzten Unverzeihlichen Fluch nennen, Matthews?", fragte er mit beunruhigend ruhiger Stimme.

Beharrlich schüttelte Rosalie den Kopf, weil sie wusste, was jetzt kommen würde. "Avada Kedavra!", rief er und zielte auf die letzte Spinne. Sie regte sich nicht mehr. Sie war tot. Keiner wagte es, die Totenstille zu durchbrechen.

"Der Todesfluch. Keiner hat ihn je überlebt ... außer einem. Und der sitzt hier in diesem Raum.", fuhr Moody fort und sah unübersehbar zu Harry, welcher ihn entgeistert anstarrte.

Danach sagte keiner mehr etwas in dieser Unterrichtsstunde. Rosalie konnte einfach nicht fassen, was Moody da getan hat. Er zeigte kein Funken Reue oder Schuld oder Scham. Wie konnte er nur so eiskalt sein? Mit ihm stimmte etwas nicht, wusste Rosalie ganz genau.

A woman without a secret is like a flower without a fragranceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt