Eine stilvolle Flucht

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Es gab ein Massenausbruch aus Askaban. Minister Fudge stellte es so dar, dass der flüchtige Sirius Black dahinter steckte. Fast jeder Schüler in der Großen Halle hatte eine Ausgabe des Tagespropheten in den Händen und fragte sich, ob man den Worten des Ministeriums noch Glauben schenken konnte.

"Dumbledore hat Fudge gewarnt, dass es dazu kommen könnte. Der wird uns noch alle umbringen, weil der der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen will.", meinte Hermine zu Harry und Ron, als die drei ihren Tisch ansteuerten.

Selbst Seamus kam endlich zur Vernunft und entschuldigte sich bei Harry. Er schloss sich dann auch der DA an.

***

Rosalie und Harry wollten im Raum der Wünsche ihren Unterricht vorbereiten, als sie auf Neville trafen. Auf einem Spiegel hatte Harry einige Fotos und Zeitungsausschnitte darauf geklebt. Darunter war auch ein Bild des ursprünglichen Orden des Phönix, was Neville gerade betrachte. Seine Eltern.

"Neville ...", fing Rosalie mitfühlend an.

"Vor 14 Jahren hat eine Todesserin namens Bellatrix Lestrange den Cruciatus-Fluch bei meinen Eltern angewandt. Sie hat sie gefoltert, um an Informationen zu kommen, aber sie haben nicht nachgegeben. Als Sohn bin ich sehr stolz auf sie, aber ich weiß nicht, ob das schon jeder wissen sollte."

"Natürlich.", versicherte ihm Rose.

"Wir alle werden unsere Eltern stolz machen, Neville. Das ist ein Versprechen.", fügte Harry hinzu.

***

Die DA übte heute den Patronus-Zauber. Rosalie fing an: "Der Zauber beschützt euch vor besonders grauenvollen Ungeheuern wie ein Dementor oder ein Lethifold.

Selbst erwachsenen Zauberern fällt es schwer, einen gestaltlichen Patronus heraufzubeschwören. Denn in Furcht erregenden Situationen ist es nicht gerade einfach, an etwas Glückliches zu denken. Also seid nicht zu enttäuscht, falls es nicht auf Anhieb klappt."

"Ihr braucht eine sehr starke glückliche Erinnerung, von der ihr euch ausfüllen lasst. Dann ruft ihr klar und deutlich: Expecto Patronum!", erklärte Harry, bevor er und seine Schwester es demonstrierten.

Staunend betrachteten ihre Mitschüler die beiden Patroni. Ein Hirsch und ein Einhorn, die miteinander herumtobten, sah man auch nicht alle Tage.

"Unsere Eltern wären sehr stolz auf dich, Harry.", flüsterte Rose ihm lächelnd zu. Ihr entging es nicht, dass Harry's Patronus dieselbe Gestalt wie der ihres Vaters hatte. Es war auch seine nicht registrierte Animagusgestalt gewesen.

Die anderen versuchten es auch. Wie erwartet kamen bei den meisten erst mal nur Nebelschwaden aus ihren Zauberstäben. Einzig Hermine schaffte es sofort und lächelte begeistert über ihren zu Stande gebrachten Otter.

Sie mussten lachen, als Ron's Patronus, der die Gestalt eines verspielten Jack-Russell Terrier's hatte, ihn umschmiss, sodass er hinfiel.

Luna's Patronus war ein niedliches Kaninchen, dass in der Luft um sie herum hüpfte. Der Patronus von Ginny war ein majestätisches Pferd, das umher galoppierte.

Erwartungsvoll schaute Rosalie zu Draco, der es auch geschafft hatte. Sein Patronus hatte die Form einer Schlange. Was anderes hatte sie auch nicht erwartet. Lächelnd ging sie auf ihn zu.

Doch ihr Lächeln schwand, als der Raum plötzlich bebte. Alle Patroni verschwanden, da diese Konzentration benötigten. Das Licht flackerte und einzelne Steine und Staub fielen von der Decke. Die Ursache kam aus der Wand, die ihnen gegenüber lag.

Ein kleiner Junge ging auf die Wand zu und wollte durch das entstandene Loch schauen. Harry tat es dem Jungen gleich und Rosalie wollte ihnen folgen, doch Draco's Hand hielt sie auf. Was hatte das nur zu bedeuten?

Plötzlich erklang die hohe Stimme, die sie am meisten verachteten: "Ich mache kurzen Prozess ..." Harry zerrte den Jungen weg aus der Schusslinie. "Bombarda Maxima!" Die Wand explodierte und machte den Durchgang für Umbridge, Filch und das Inquisitionskommando frei, welche Cho Chang im Schlepptau hatten.

"Holt sie euch!", rief Umbridge. Oh, Mist ...

***

"Das goldene Trio", Rosalie und Draco waren mit Umbridge, Fudge und ein paar Ministeriumsangestellten in Dumbledore's Büro.

Umbridge hielt eine aufgebrachte Rede, in die sie auch die Tatsache mit einbezog, dass Albus das Geheimnis von Rosalie gewahrt hat und sie angeblich als Geheimwaffe einsetzen wollte, denn sie war sehr begabt für ihr junges Alter.

Albus hatte Rosalie von seinem Plan erzählt, falls es zu dem kommen sollte, was gleich passierte. Er behauptete dem Ministerium gegenüber, dass er die DA ins Leben gerufen hätte.

Fudge war begeistert und wollte, das sofort in den Tagespropheten setzen. Dumbledore sollte nach Askaban geschickt werden, doch da hatte er die Rechnung ohne Albus gemacht.

Mit Hilfe von seinem Phönix Fawkes legte Albus einen dramatischen Abgang hin. Alle hielten sich schützend die Hände vor ihre Gesichter, als ein feuriger Wind den Blick auf Albus verschleierte.

Geschockt starrten alle auf die Stelle, wo vor wenigen Sekunden noch Albus Dumbledore gestanden hatte. Rosalie's geschockter Gesichtsausdruck war sehr überzeugend gespielt.

"Wow ... Auch wenn Sie ihn nicht leiden können, Minister. Eines müssen Sie zugeben: Dumbledore hat Stil.", meinte Kingsley Shacklebolt, ein Ministeriumsangestellter und geheimes Ordensmitglied.

Rosalie verkniff sich mühsam ein Grinsen. Da musste sie ihm Recht geben. Doch der Gedanke daran, was ihr und der DA nun blühte, gab ihrer Laune einen mächtigen Dämpfer.

***

Und Rose sollte Recht behalten. Alle DA-Mitglieder saßen in einer Halle und mussten sich Umbridge's Folterfedern antun, während besagte Kröte vorne auf einer Art Thron saß und ihre neu gewonnene Macht als Schulleiterin von Hogwarts sichtlich genoss.

Wie beim letzten Mal ertrug Rosalie den Schmerz ohne sich etwas anmerken zu lassen. Doch konnte sie Umbridge nicht davon abhalten, Genugtuung zu verspüren, denn alle anderen stöhnten und zischten vor Schmerz.

***

Rosalie hatte nicht genügend Diptam-Essenz für alle, aber Murtlap-Essenz tat es auch. Als Cho vor den Türen der Halle wartete, wurde sie von allen ignoriert. Auch von Harry. Es kostete Rose und Draco eine Menge Überwindung, nicht über diese Verräterin herzufallen.

***

"Und war es das wert? Dumbledore ist weg, Umbridge hat jetzt vollkommen das Sagen. Und wir haben jetzt entstellte Handrücken." Draco rieb sich seine schmerzende Hand.

Rosalie küsste behutsam seine Wunde, wie es ihre Mutter einmal getan hatte, als sie sich einen kleinen Kratzer zugezogen hatte. "Das wird schon wieder.", meinte sie optimistisch. "Du musst das Positive sehen. Immerhin könnt ihr euch jetzt verteidigen."

Draco sah immer noch nicht überzeugt aus. "Wäre es besser gewesen, wenn ihr alle völlig unvorbereitet da raus geschickt werdet und ihr angegriffen werdet ohne das Wissen, das ihr euch in der DA angeeignet habt?", fragte Rose.

"Alles, was ich jemals in meinem Leben wollte, war eine einzige Sache, für die es sich zu kämpfen lohnt.", meinte Draco plötzlich und warf Rosalie einen bedeutungsvollen Blick zu.

Lächelnd beugte sie sich zu ihm vor und küsste ihn liebevoll als Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Sie legte dann ihren Kopf auf seine Schulter und verharrte mit ihm eine Weile in dieser Position, in der sie die angenehme Stille miteinander genossen.

Dass es die Ruhe vor dem Sturm war, war ihnen zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.

A woman without a secret is like a flower without a fragranceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt