Ein bedeutsamer Schock

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An diesem Morgen wachte Rosalie mit einem unguten Gefühl auf. Heute würde etwas passieren, dass sie nicht aufhalten konnte und was wieder alles verändern würde. Hätte sie doch bloß darauf gehört und wäre heute Morgen im Bett geblieben!

Die Erfindungen der Weasley-Zwillinge hätten ihr eine Ausrede dafür verschaffen können. Doch sie ließ sich nicht von einem Gefühl beirren und ging wie immer in den Unterricht.

***

Die pinke Kröte hielt in der Großen Halle mal wieder einen ihrer ermüdenden Monologe, denen die wenigsten Schüler ihre Aufmerksamkeit schenkten. Aus einem unerfindlichen Grund hielt Umbridge eine Art Moralpredigt über Ehrlichkeit.

"Das goldene Trio" deutete es fälschlicherweise so, dass Umbridge auf Harry, den angeblichen Lügner, anspielte. Doch dann glitt ihr Blick zu Rosalie, dem die Zuhörer folgten.

Warum schauten alle Rosalie an? Eine beklemmende Vorahnung ereilte die hübsche Brünette bereits, doch sie betete inständig, dass sie sich irrte und verzog keine Miene unter Umbridge's bohrendem Blick.

"Miss Matthews, ich würde Sie bitten, zu mir hoch zu kommen.", rief Umbridge boshaft lächelnd.

"Und warum, wenn ich fragen darf, Professor?", rief Rosalie unbeeindruckt zurück.

"Sie sind Schülerin und haben meinen Anweisungen als Großinquisitorin und Ihre Lehrerin widerstandslos Folge zu leisten. Wenn Sie sich weigern, sehe ich mich gezwungen, mein Inquisitionskommando einzusetzen."

Pah, sollte das eine Drohung sein? Alle Schüler dieses hirnrissigen Kommandos waren aus Slytherin. Draco würde Rosalie niemals etwas in der Richtung antun und er würde auch die anderen davon abhalten. Und vor Pansy hatte Rosalie nun wirklich keine Angst!

"Warum stellen Sie sich so an? Sie haben nichts zu befürchten, so lange Sie auch nichts zu verbergen haben ... Oder ist das etwa ein indirektes Geständnis, dass Sie etwas verbrochen haben, Miss Matthews?", fragte Umbridge gespielt entrüstet.

Alle Schüler fixierten Rosalie nun und blickten verwirrt drein. Sie war vor Schreck um zwei Nuancen blasser geworden. Hatte sie also doch Recht mit ... ?

"Das reicht mir! Ich verschwinde. Sie sind doch nicht ganz bei Trost!", empörte sich Rosalie und sprang auf. Schnurstracks stapfte sie zu den Flügeltüren der Großen Halle, doch sie blieb wie angewurzelt stehen bei Umbridge's nächsten Worten:

"Wissen Sie ... Ich habe letztens zufällig ein interessantes Gespräch zwischen Ihnen und unserem Schulleiter mit bekommen ..." NEIN!!

Sie stand einen Meter von dem Ausgang entfernt mit dem Rücken zu allen Anwesenden. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen.

Sie wollte nie, dass Harry es so und auch noch durch diese sadistische Kröte erfährt. Aber Rosalie konnte es nicht mehr verhindern. Verflucht, wenn Albus nicht ... !

"Sie sind sich doch darüber im Klaren, dass es eine Straftat ist, sich unter falschem Namen in Hogwarts anzumelden und diesen Namen dann auch noch bei einer offiziellen Anhörung im Ministerium anzugeben? ... Haben Sie denn nichts zu Ihrer Verteidigung zu sagen?"

Rosalie konnte sich vor Schock weder von der Stelle rühren noch irgendwelche Worte zu Stande bringen. Sie fühlte sich wie gelähmt.

"Wollen Sie die hier Anwesenden über Ihre wahre Identität erleuchten oder soll ich Ihnen das abnehmen?", fragte sie dann auch noch dreist.

"Wenn Sie nichts dagegen einzuwenden hätten, Professor Umbridge, würde ich das gerne übernehmen.", schaltete sich nun auch Albus mit ein. Er hatte wenigstens die Güte, etwas Taktgefühl zu zeigen und es Harry schonend beizubringen.

"Ich muss zugeben, dass ich es selbst nicht von Anfang an wusste. Erst seit diesem Schuljahr habe ich Klarheit in Bezug auf Rosalie. Es war nicht gelogen, dass sie ein Waise ist. Ihre Eltern wurden vor vielen Jahren von Voldemort getötet.

Dann hat mein Bruder sie bei sich aufgenommen und sich seitdem um sie gekümmert ...", fing er an.

Ein Raunen ging durch die Masse. "Sie haben einen Bruder, Albus?", hakte Umbridge ungläubig nach. "Noch so einer ...", murmelte sie verärgert so leise, dass es kaum einer hören konnte.

"Ja, Dolores. Aber das tut hier nichts zur Sache.", winkte Albus ab und wandte sich nun an Harry: "Ich wünschte, du müsstest es nicht so erfahren. Das hätte alles in aller Ruhe und vor allem nicht vor so vielen Leuten passieren sollen."

"Wovon reden Sie, Professor?", fragte Harry vollkommen ahnungslos.

Er musste es aus ihrem Mund hören. Schweren Herzens drehte sich Rosalie um und gestand: "Mein richtiger Name lautet Rosalie Lily Potter. Ich bin deine Schwester, Harry."

Stille. Stille. Alle bis auf Albus, Umbridge und Snape starrten Rosalie entsetzt an. Dann riefen alle völlig durcheinander. Sie waren zutiefst geschockt.

"Potter?!"

"Potter hat 'ne Schwester?!"

"Sollte die nicht tot sein?!"

"Die beiden sind Geschwister?!"

"Seine Schwester?!"

Harry wusste nicht, ob er jetzt unglaublich froh sein sollte, dass es doch noch einen lebenden Potter gibt oder ob er enttäuscht und verletzt sein sollte, weil seine zweite beste Freundin und der Mann, dem er immer blind vertraut hat, ihm das verheimlicht haben.

Draco fühlte sich wie der letzte Vollidiot, weil er so oft eifersüchtig wegen Potter gewesen war. Jetzt begriff er, warum Rosalie ständig so besorgt um Potter war und warum sie sich ständig auf seine Seite stellte. Warum er ihr so wichtig so war.

Er war sauer, weil sie ihn zum Narren gehalten hatte und fühlte sich von der Frau, die er liebt, hintergangen. Sie hatte ihn immer wieder angelogen. Wie konnte er ihr da noch vertrauen?

"Es tut mir so leid. Das hab ich nicht gewollt.", drangen Rosalie's Worte an ihre Ohren. Für wen diese Worte bestimmt waren und was genau sie nicht gewollt hatte, blieb ihnen ein Rätsel, denn sie stürmte darauf verzweifelt aus der Großen Halle.

A woman without a secret is like a flower without a fragranceWhere stories live. Discover now