21. August 2005

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Der Zug ruckelte, es war wirklich nicht der neuste. Hermine gegenüber im Abteil saß eine ältere Dame. Neben Hermine, an ihre Schulter gelehnt, ihre Tochter Rain. Auf ihrem Schoß lag ein Märchenbuch und sie las ihr vor, damit sie sich nicht langweilte.

Der Zug bremste und die junge Frau sah auf die Anzeige, bevor sie aufstand und ihren großen Koffer nahm.

"Komm, mein Schatz, wir müssen aussteigen.", sagte Hermine und Rain hüpfte fröhlich vom Sitz. Ihre Mutter nahm ihren Koffer aus der Gepäckablage und gab ihn ihr. Es war ein geblümter Kinderkoffer, den sie schon selbst ziehen konnte.

Gemeinsam verließen die beiden den Zug und wanderten durch den Vorort von London zu der Adresse, die Ginny Hermine geschrieben hatte. Es war ein kleines aber feines, weiß getünchtes Haus.

Sie klopfte und es dauerte nicht lange, da öffnete Ginny die Tür.

"Hermine!", rief sie fröhlich und breitete die Arme aus. Hermine fiel ihr um den Hals.

"Oh Merlin, ich bin so froh, wieder hier zu sein." Hermine wischte sich über die Augen.

"Und ich erst!" Ginny kniete sich hin um mit Rain auf einer Augenhöhe zu sein. "Du bist also Rain?"

Rain nickte schüchtern.

"Und wie alt bist du jetzt, Rain?", fragte Ginny. Rain streckte ihr eine volle Hand entgegen.

"Fünf!", sagte sie.

"Fünf bist du schon?", tat Ginny überrascht. "Na dann nimm mal deine Mummy und komm mit ins Haus!"

Die beiden folgten ihr ins Haus.

"Ich habe Kuchen gebacken!", berichtete Ginny und verschwand in der Küche.

"Das wäre doch nicht nötig gewesen...", protestierte Hermine.

"Erzähl keinen Mist, du liebst Kuchen!" Ginny brachte einen Teller mit Apfelkuchen ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch. "Setzt euch."

"Wo sind denn deine Jungs?", fragte Hermine, während sie ein halbes Stück Kuchen abbrach und es Rain gab, nicht ohne sie anzuweisen, über dem Tisch zu essen und möglichst nicht zu krümeln.

"Harry ist noch arbeiten und James schläft noch.", berichtete Ginny. "Sodass wir ganz ungestört sind und du mir erzählen kannst, was passiert ist, dass du so plötzlich wieder zurück kommst."

Rain hatte inzwischen James' Spielsachen entdeckt und begann eifrig, Bauklötzchen aufeinander zu stapeln.

"Ich bin direkt, als ich wusste, dass ich schwanger bin nach Amerika gegangen. Es war mir unangenehm und ich wollte auch hier weg wegen dem Krieg und alledem. Dort habe ich dann Rain bekommen, aber als sie ein halben Jahr alt war, ging mir das Geld aus, ich suchte Arbeit und da habe ich Jay kennen gelernt. Er bot mir einen Job in seiner Firma an und er führte mich zum Essen aus. Wir kamen zusammen. Das ging drei Jahre gut, ich bin mit Rain zu ihm gezogen, dann bröckelte es. Wir haben uns immer öfter gestritten und irgendwie war da schon von beiden Seiten die Liebe weg. Das war vor zwei Jahren. Wir haben es dann weiter versucht, immer mal wieder ging es gut, irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten. Es war nicht gut, für niemanden, besonders für Rain. Ich habe ihm gesagt, dass ich zurück nach England will, da ist er sauer geworden. Der Streit wurde immer größer, schließlich habe ich gesagt, ich ziehe aus und habe es auch gemacht. Ich bin in ein Hotel gegangen. er hat mir die Stelle gekündigt deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als her zu kommen."

Ginny schien zu rechnen.

"Aber wenn du sagst, du bist gegangen, als du wusstest, dass du schwanger bist und dass du ihn kennen gelernt hast, als sie ein halbes Jahr alt war und sie fünfeinhalb ist...dann ist Jay ja gar nicht ihr Vater! Dann bist du hier schwanger geworden!", rief sie. Hermine nickte ergeben. Sie hatte versucht, das zu verschweigen.

"Jay ist nicht Rains Vater."

"Wer dann?", fragte Ginny. "Kenne ich ihn?"

Hermine sah ihr in die Augen.

"Das ist genau mein Problem.", sagte sie leise. "Ich habe keinen blassen Schimmer."

"Aber du musst doch wissen, mit wem du...", protestierte Ginny und nahm sich ein Stück Apfelkuchen.

"Eben." Hermine raufte sich verzweifelt die Haare. "In meinen Erinnerungen habe ich aber mit niemandem... du weißt schon. Außer Jay, aber er kann es ja nicht sein."

"Ja, aber der menschlichen Biologie nach muss es einen Vater geben.", wandte Ginny ein.

"Es muss auf der Abschlussfeier gewesen sein. Ich habe von dem Abend einen kompletten Filmriss.", erklärte Hermine. "An jeden anderen Abend könnte ich mich erinnern."

"Betrunken genug warst du auf jeden Fall.", sagte Ginny trocken. "Aber das grenzt das ganze doch ziemlich ein. Es muss einer aus meinem oder deinem Jahrgang sein."

Auf einmal meldete sich ein Babyphone in der Ecke.

"James ist wach." Ginny stand auf. "Warte kurz, ich hole ihn runter, dann kannst du deinen Patensohn sehen."

Sie verließ den Raum. Vor einem Jahr, als James geboren wurde, hatte Ginny ihr per Post mitgeteilt, dass sie Patin sein sollte und seitdem immer wieder Fotos geschickt.

Zehn Minuten später kam Ginny mit James auf dem Arm wieder ins Zimmer und gab ihn an Hermine, die ihn musterte.

"Er hat Harrys Haare und deine Augen.", sagte sie. "Aber deine Ohrläppchen, sie sind ein bisschen runder als Harrys. und er hat ganz eindeutig seine Nase aber deine Grübchen."

James grapschte nach ihren Haaren und Hermine ließ ihn ein wenig darauf herumkauen.

"Das hat Rain auch immer gemacht.", erklärte sie. "Vielleicht ist es ja gut für den Glanz."

Die beiden lachten und Hermine stellte James auf den Boden, sodass er zu Rain wackeln und sie begrüßen konnte, was die beiden Mütter beobachteten.

"Harry weiß übrigens nicht, dass du kommst."

Rain (Dramione)Where stories live. Discover now