05. Dezember 2008 (3)

15.7K 882 281
                                    

Nachdem Draco nach Hause appariert war und Rain geholt hatte, warf Hermine ihrer Tochter einen schuldbewussten Blick zu. Das schlimmste an der Situation war allerdings, dass...

"Mum, du solltest dir dringend angewöhnen, nachzusehen, ob ich den Portschlüssel auch anfasse." Rain grinste. Draco sah sie überrascht an. Er hatte eher damit gerechnet, in der Wohnung eine verzweifelte, statt eine kichernde Rain vorzufinden.

"Moment mal...dir ist das schon mal passiert?", platzte Draco heraus. Hermine schwieg peinlich berührt.

"Schon zweimal." Rain grinste schadenfroh. Wann war sie so groß geworden, dass sie solche Scherze machte?

"Ich hasse Portschlüssel. Normalerweise schaue ich jetzt immer, dass sie den Schlüssel auch wirklich anfasst, aber weil es eben so schnell gehen musste, habe ich..."

"Spar dir deine Ausreden, Hermine, ich finde das hier viel zu witzig, um dir böse zu sein, dass du unsere Tochter irgendwo vergessen hast." Draco lachte immer noch.

"Wie auch immer." Hermine stapfte durch den Schnee auf die Drei Besen zu, wo sie Zimmer gemietet hatte. Ohne sich umzudrehen, rief sie: "Wenn du mich jetzt mit einem Schneeball bewirfst, dann kannst du den Geistern in Hogwarts Gesellschaft leisten!"

Rain und Draco kicherten, folgten ihr dann aber und sie erreichten das vertraute Gasthaus, ohne mit Schnee überschüttet, erstickt oder abgeworfen zu werden.

Draco bestellte drei Butterbier, während Hermine die Schlüssel abholte. Schnell brachte sie das Gepäck nach oben und gesellte sich dann zu ihrer Familie in den Schankraum. Draco und Rain nippten schon an ihren Getränken und Hermine nahm ebenfalls einen Schluck des Biers, welches sie so sehr vermisst hatte (denn nirgends war es so gut, wie hier). Dann fiel ihr Blick auf Rain und sie sah Draco entsetzt an.

"Du hast ihr Butterbier gegeben?"

"Was ist schon dabei? Es ist das beste Getränk der Welt!", verteidigte sich Draco.

"Und es enthält Alkohol. Nichts für Kinder." Hermine nahm Rain das Getränk weg und ignorierte ihren Protest ebenso, wie Dracos gemurmeltes "Spielverderber". "Ich bestell dir einen Orangensaft."

Sie stand auf und ihr war sehr wohl bewusst, dass Draco Rain empfahl, noch ein oder zwei Schlucke vom heißen Butterbier zu nehmen, bevor Spielverderber-Hermine zurückkommen würde.

Hermine setzte sich also an die Bar, während sie darauf wartete, dass der Barkeeper eine Flasche Saft aus dem Keller holte, als sie auf einmal eine überraschte Stimme neben sich hörte.

"Miss Granger! Ich habe Sie lang nicht mehr gesehen!"

"Professor!" Hermines Blick hellte sich ob des Anblicks ihrer ehemaligen Hauslehrerin auf. "Was für eine angenehme Überraschung."

"Darf ich?" Professor McGonagall deutete auf den Barhocker neben Hermine und diese nickte eifrig, während sie belustigt zusah, wie die doch nicht mehr ganz junge Hexe auf den Stuhl kletterte. "Was treibt Sie ins kalte Schottland?"

"Oh." Hermine grinste. "Familienausflug übers Wochenende. Und wo ist es schöner als hier?"

McGonagall sah in Richtung Fenster, wo Rain und Draco herumalberten und als sie ihn erkannte, lächelte sie.

"Oh, ich habe es immer gewusst. Würde die gute Pomona Sprout noch unter uns weilen, bekäme ich jetzt fünf Galleonen und einen Schwung Aufsätze, die die Gryffindors und Slytherins zusammen schreiben mussten von ihr." Sie sah Hermine in die Augen. "Alles im Sinne der Freundschaft zwischen den Häusern."

Hermine sah sie etwas überrascht und mit einem gewissen Entsetzen an.

"Sie...Sie haben gewettet?", stammelte sie. "Dass ich...mit Draco Malfoy zusammenkommen würde?"

"Ach, ich bitte Sie. Es war doch offensichtlich. Pomona war fest davon überzeugt, dass Sie mit Mr. Weasley enden würden, nun ja."

Hermine war sprachlos und vergaß dabei vollkommen, die Sache richtig zu stellen.

"Aber...Sie wetten? Um so etwas?", fragte sie immer noch fassungslos.

"Aber natürlich, was glauben Sie, was wir Lehrer den lieben langen Tag tun? Ich habe einmal zwanzig Galleonen von Professor Snape bekommen, weil er es nicht geschafft hat, Mr. Potter mit bloßen Blicken davon abzuhalten, eine Kakerlake nach Mr. Malfoy zu werfen." Hermine hatte ihre Lehrerin selten so gut gelaunt gesehen. "Allerdings musste ich fast alles an Dumbledore geben, weil die Weasley-Zwillinge nicht miteinander zum Weihnachtsball gegangen sind. Ich dachte, sie würden es tun."

Der mies gelaunte Barkeeper stellte den Orangensaft vor Hermine auf die Bar. Wo war eigentlich Rosmerta? Hermine hatte die Frau immer gemocht. Sie griff nach dem Glas.

"Ich werde jetzt zurückgehen.", erklärte sie. "Sie können sich gern zu uns setzen, wenn Sie möchten."

"Oh, nein danke, ich muss noch etwas für das nächste Hogsmeade-Wochenende klären. Aber es war eine Freude, Sie mal wieder zu treffen, Miss Granger. Oder ist es mittlerweile...?"

"Miss Granger.", unterbrach Hermine sie. "Und das wird es auch noch bleiben."

McGonagall lachte.

"Ich halte mir im Sommer ein Wochenende frei. Sagen wir, im Juli?"

Hermine schnappte sich den Saft und ging zurück zu ihrem Tisch, nur um festzustellen, dass Rain (natürlich) das Butterbier ausgetrunken hatte.


Etwas später gingen sie nach oben, um sich noch einmal frisch zu machen, bevor sie am Abend etwas durchs Dorf bummeln und etwas essen wollten.

Hermine schloss das Zimmer auf. Es war nicht groß, aber sauber und ordentlich. Es hatte zwei Fenster und eine Kommode, einen kleinen Kamin und ein großes Doppelbett. Eine Tür führte in einen noch kleineren Nebenraum mit einem kleinen Bett, eine andere in ein winziges, aber ausreichendes Bad.

Hermine reichte Rain ihren Rucksack mit ihren Stofftieren, ihrer Zahnbürste und ihrem Pyjama und wies sie an, ihn in ihr Zimmer zu bringen. Draco starrte sie an.

"Schlafen wir...beide hier?", fragte er.

Hermine nickte.

"Zimmer in Hogsmeade sind nicht billig und es wird für zwei Nächte gehen, meinst du nicht?"

"Du hast das beabsichtigt?" Draco starrte sie an. Er hatte gedacht, es wäre etwas falsch gelaufen oder so.

"Meine Güte, Draco, jetzt stell dich nicht so an. Wir haben miteinander geschlafen, da wird es doch keine große Sache sein, sich für zwei Nächte ein verdammt großes Bett mit getrennten Decken zu teilen." Hermine verdrehte die Augen.

"Ich habe kein Problem damit, ich dachte nur nicht, dass du...", setzte Draco an, hörte dann aber auf.

Für einige Augenblicke packten sie gemeinsam Sachen aus und schwiegen, dann fragte Draco:

"Du erinnerst dich nicht mehr daran, oder?"

"Woran?", fragte Hermine, obwohl sie genau wusste, wovon er sprach. Wieder Schweigen. "Du schon, was?"

Sie brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass sein Grinsen zurückgekehrt war.

"Ja." Draco lachte leise in sich hinein. "Es war..."

"Sag es nicht.", unterbrach sie ihn harsch.

"...gut.", meinte er trotzdem und Hermine glaubte nicht, dass jemand dieses Wort jemals anzüglicher gesagt hatte.

Vielleicht wären getrennte Zimmer den Kostenaufwand doch wert gewesen.



Schreibflash. Heftiger Schreibflash.


Rain (Dramione)Where stories live. Discover now