21. Dezember 2008 (2)

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"Sag mal, wohin ist Rain eigentlich verschwunden?", fragte Draco Hermine irgendwann. Der Fuchsbau summte von den vielen Gesprächen, die gleichzeitig geführt wurden.

"Sie ist draußen und spielt mit den anderen Kindern, nehme ich an.", meinte Hermine.

"Oh, gibt es viele andere?"

"Wir sind hier bei den Weasleys, mein Lieber, natürlich gibt es viele Kinder." Hermine grinste. "Also. Fleur und Bill haben drei. Victoire kennst du schon, sie war ein paarmal kurz bei uns, um sich mit Rain zum spielen zu treffen. Dann gibt es noch Dominique, sie ist fünf, und Louis, der gerade ein Jahr alt ist."

"Moment mal.", unterbrach Draco sie und deutete auf die Blondine, die mit Molly redete. "Fleur? Das da ist Fleur vom Trimagischen Turnier?"

Hermine nickte. Fleur hatte sich seit dem Tournier tatsächlich stark verändert. Sie sah immer noch jung aus, aber bei weitem nicht mehr so jung, wie damals. Dazu kam, dass sie ihre Haare ein ganzes Stück gekürzt hatte und sie immer hochgesteckt trug, was einfach aus praktischen Gründen so war, denn Kinder und lange Haare waren nicht immer eine gute Kombination. Außerdem war auch ihre perfekte Model-Figur Geschichte.

"Naja, drei Schwangerschaften gehen nicht einmal an einer Frau mit Veela-Vorfahren spurlos vorbei." Hermine zuckte mit den Schultern. "Wenn man nach der Geburt wieder so schlank werden will, wie vorher, muss man sofort daran arbeiten und glaub mir, die Zeit und Kraft hat man einfach nicht. Da bist du froh, wenn du ein bisschen Schlaf kriegst. Ich war an manchen Tagen in der ersten Zeit so müde, dass ich Dinge gesehen habe, die nicht da waren..."

"Tut mir leid." Draco sah etwas zerknirscht aus.

"Was?", fragte sie überrascht.

"Dass ich nicht da war."

"Naja, du kannst ja nichts dafür. Ich habe dir nichts davon gesagt, dass ich schwanger bin. Gut, ich wusste nicht, dass du der Vater bist, aber sein wir ehrlich, wenn ich es wirklich hätte wissen wollen, hätte sich sicher eine Möglichkeit gefunden.", seufzte sie. "Zumindest, wenn ich jetzt im Nachhinein darüber nachdenke. Aber damals ging das alles so schnell. Ich meine, ich habe ewig gebraucht, um überhaupt zu merken, dass ich ein Kind kriegen würde. Ich wusste ja nicht einmal, dass ich schon mal mit jemandem geschlafen habe!"

"Ich hab dich entjungfert?" Draco sah sie entsetzt an.

"Peinlich, was? Auf so eine Art und Weise seine Jungfräulichkeit zu verlieren und sich nicht einmal daran zu erinnern..."

"Naja...", murmelte Draco. "Sag mal, warum zur Hölle warst du damals eigentlich so betrunken, dass du einen Filmriss hattest und mit mir ins Bett gestiegen bist?"

"Das hatte genau zwei Gründe.", meinte Hermine. "Erstens war es das erste Mal, dass ich überhaupt Alkohol getrunken habe, ich war also nichts gewöhnt und hatte keine Ahnung, wie viel ich vertrage. Und zweitens hat mir jemand..." Sie sah zu Harry und Ginny herüber, die in ein Gespräch mit George vertieft waren. "...versichert, dass der Punsch alkoholfrei ist."

"Und du hast das geglaubt?" Amüsement funkelte in Dracos Augen ob der Naivität Hermines zehn Jahre jüngeren Ichs. "Der Punsch auf einer Party ist nie alkoholfrei, weil es immer einen Idioten gibt, der irgendwas alkoholisches reinkippt. Regel Nummer eins für Partygänger."

"Tja, ich habe den Fehler gemacht, meinen Freunden zu vertrauen. Und als ich gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt, hatte ich schon zu viel getrunken, als dass es mich gestört hätte.", berichtete Hermine. Warum war es ihr nicht furchtbar unangenehm Draco diese Sachen zu erzählen?

"Und dein betrunkenes Ich hat dann letzten Endes mit mir geschlafen.", vervollständigte Draco die Erzählung.

"Oh, ich wünschte, es wäre das Ende gewesen. Aber leider war ein Kind zu zeugen nicht der einzige Fehler, den ich in dieser Nacht begangen habe." Hermine lachte leise und ergänzte dann auf Dracos fragenden Blick: "Oh nein, vergiss es. Sagen wir einfach, es gibt einen Grund, warum ich jetzt nicht mit Ron verheiratet bin. Und Genaueres wird erst wieder erwähnt, wenn Ginny es auf meiner Hochzeit ausbreitet, wie sie prophezeit hat. Ein guter Grund, sie nicht einzuladen."

Im gleichen Moment, als sie das sagte, hätte sie sich schlagen können dafür, dass sie das Thema Hochzeit wieder aufgebracht hatte.

"Ähm, naja...", machte Draco schließlich. "Also, die Kinder. Wer hat noch welche?"

"Ach so, stimmt ja." Hermine war erleichtert über den Themenwechsel. "George und Angelina haben einen Sohn, Fred, er ist drei und damit genauso alt, wie der älteste Potter-Sohn, James. Ginny und Harry haben außerdem noch einen zweiten Sohn, Albus und eine Tochter, Lily. Lily ist gerade mal ein halbes Jahr alt und Albus ist zweieinhalb. Und Ron und Astoria haben eine Tochter, Rose, die Anfang Januar zwei wird."

"Und diese ganzen kleinen Kinder spielen allein draußen?", fragte Draco überrascht.

"Nein, Lily und Louis machen oben noch Mittagsschlaf.", berichtete Hermine. "Und was die anderen angeht...Teddy ist ja auch mit draußen, der hat ein Auge mit auf die ganze Kleinen. Er kommt nächsten Sommer schon nach Hogwarts..."

"Teddy...Lupin?" Draco riss die Augen auf.

"Ja, woher kennst du ihn?"

"Naja, er ist mein Neffe zweiten Grades...", murmelte Draco. "Oder Cousin...oder sowas..."

"Stimmt ja, da hab ich nie drüber nachgedacht...", meinte Hermine. "Dann herzlichen Glückwunsch, du bist damit der einzige hier, der tatsächlich mit ihm verwandt ist!"

"Naja, das stimmt so nicht ganz.", korrigierte Draco. "Denn über fünfhundert Ecken bin ich sowohl mit den Weasleys, als auch mit den Potters verwandt."

"Schon klar, wir kommen alle von Adam und Eva, aber ich meine so nah verwandt, dass man keinen Stammbaum von einem Quadratkilometer braucht, um die Verhältnisse aufzuzeigen."

Ihr Gespräch wurde von Harry unterbrochen, der meinte:

"Setzt ihr euch mit an den Tisch? Wir wollen Essen."

"Genau, ihr könnt nachher weiterflirten.", konnte Ginny sich nicht verkneifen zu sagen. Hermine verdrehte die Augen, ließ das Ganze aber unkommentiert, als sie sich mit Draco zusammen an den Tisch setzte, der definitiv magisch vergrößert worden war, um alle darum herum zu bekommen. Die Kinder waren mittlerweile auch wieder vom Spielen hereingekommen und die meisten Mütter wuselten herum und sammelten die Kleidungsstücke ein, die beim Ausziehen der Winterklamotten verstreut wurden.

Rain war eine der ersten, die ihre Jacke, Schal, Mütze, Handschuhe, Stiefel und Schneehose losgeworden war und lief um den Tisch herum, um auf Dracos Schoß zu klettern.

"Nach dem essen musst du unbedingt mit nach draußen kommen, Daddy!", sagte sie sofort. "Wir haben einen Schneezauberer gebaut, den musst du dir anschauen! Und wir haben eine Schneeballschlacht gemacht und das war total lustig, weil im Garten kleine Männchen sind, die ganz witzig kreischen, wenn man sie mit Schnee trifft!"

Hermine hatte gedacht, es würde bei den Weasleys eine große Aufruhr wegen Draco geben, aber sie hatte sich geirrt. Er wurde einfach akzeptiert, als Teil der Familie.

Und in mitten dieser wunderbaren Atmosphäre, zwischen der schnatternden Kindern, den Vätern, die über Quidditch und die Arbeit redeten und den Müttern, die versuchten, die Kinder dazu zu überreden, Gemüse zu essen; zwischen all den Menschen, die Hermine gern hatte und schon seit Ewigkeiten kannte; zwischen all den Menschen, bei denen sie sich geborgen fühlte, konnte Hermine nicht zuordnen, wo der Gedanke herkam.

Aber auf einmal, ganz plötzlich und unerwartet, da wusste sie, was sie wollte.

Rain (Dramione)Where stories live. Discover now