14. Dezember 2008 (2)

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Es dauerte etwas über zwei Stunden, bis Draco sich bewegte und nur dank Hermines geschwindem Zauberstab nicht von der Couch fiel. Er blinzelte und wirkte kurz orientierungslos. Dann erblickte er Hermine, die ihm gegenüber saß, ein Buch auf den Knien und den Zauberstab in der Hand.

"Ausgeschlafen?", fragte sie und auf ihren Lippen lag ein Lächeln, welches Draco nicht so recht deuten konnte. Wären sie zusammen, hätte er es vermutlich als liebevoll bezeichnet.

"Tut mir leid.", sagte er und verzog schuldbewusst das Gesicht.

"Kein Problem, du hattest es offenbar nötig." Hermine schloss ihr Buch und legte es auf den Tisch vor sich. Draco erhaschte einen Blick auf den Titel. Die unendliche Geschichte.

"Der Traum eines jeden Lesers, nicht wahr?", fragte er und deutete auf den Einband, den zwei Schlangen zierten, die sich gegenseitig in den Schwanz bissen. "Eine Geschichte, die niemals zu Ende geht."

Hermine lächelte.

"Das gibt es auch im wahren Leben.", sagte sie. "Dass man sich wünscht, dass etwas nie zu Ende geht."

"Das nennt man Liebe, Granger." Draco lächelte ebenfalls und strich sich die verstrubbelten Haare glatt.

"Ja, vielleicht..."

Kurz starrten sie beide ins Kaminfeuer.

"Sag mal...", setzte Hermine dann an, brach aber wieder ab. "Ach vergiss es."

"Was?" Er sah sie jetzt aufmerksam an.

"Es ist nur...etwas, was du gestern im Manor gesagt hast.", gestand sie.

"Ich habe gestern viel gesagt.", meinte Draco. "Und nichts, was ich nicht so meinte."

"Auch im Bezug auf das Thema...Heirat?", fragte sie und sah ihn unsicher an.

"Ach, darum geht es dir." Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. "Hör mal, Granger, du musst mich nicht heiraten. Auf gar keinen Fall."

"Hör endlich auf, mich Granger zu nennen.", sagte sie schärfer als beabsichtigt. "Wir sind schon seit zwei Wochen bei den Vornamen, warum bin ich jetzt auf einmal wieder Granger?"

"Tut mir leid." Er sah sie entschuldigend an. "Hermine."

Wieder breitete sich eine nicht unangenehme, aber auch nicht entspannte Stille aus, die Hermine irgendwann unterbrach:

"Aber du hast es so gemeint?", fragte sie.

"Pardon?"

"Du hast es so gemeint. Du würdest mich heiraten?"

"Wie gesagt, niemand wird dich zwingen.", beruhigte Draco sie. Aber darauf wollte Hermine gar nicht hinaus. Ein fröhliches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

"Das hab ich nicht gefragt."

Draco schwieg. Unter ihrem bohrenden Blick, rief er schließlich:

"Meinetwegen, Hermine, wenn es das ist, was du willst: Ja, ich habe es so gemeint. Bei Merlin hast du darüber noch nie nachgedacht? Wie es wäre, wenn Rain richtige Eltern hätte, die zusammen wären, verheiratet? Sei ganz ehrlich."

Hermine blinzelte.

"Natürlich hab ich das, aber ich dachte immer, das wäre für dich völlig ausgeschlossen.", sagte sie leise.

"Ich weiß, ich bin in den letzten acht Jahren nicht gerade der Vorzeige-Papa gewesen.", meinte er. "Aber diese paar Wochen, die ich jetzt schon Zeit mit euch verbracht habe, die haben mir gezeigt, dass es das ist, was ich will. Eine Familie, und zwar nicht irgendeine und irgendwann, sondern jetzt und mit euch, mit dir und Rain. Ich meine das hier wirklich ernst."

Hermine lächelte leicht.

"Aber falls du irgendwann mit dem Gedanken spielen solltest, mir einen Antrag zu machen, solltest du beachten, dass ich niemals und unter gar keinen Umständen den Namen Malfoy annehmen werde.", meinte sie dann und stand auf. "Auch einen Kaffee?"

Draco nickte und sprang dann auf, um ihr in die Küche zu folgen.

"Das...das war ein Scherz, oder?", fragte er leicht entsetzt.

"Hör mal." Hermine stellte zwei Tassen in die Kaffeemaschine. "Ich weiß, dass du niemals meinen Namen annehmen wirst und das ist okay, es wäre auch ein bisschen komisch. Aber ich werde niemals eine Malfoy werden und Rain auch nicht. Das hat nichts mit dir zu tun, sondern allgemein mit deiner Familie. Mit deinem Vater und deinem Großvater. Nicht zu vergessen, war es euer Anwesen das Haus, indem ich fast zu Tode gefoltert wurde. Bitte akzeptiere also, dass ich nicht Malfoy heißen will."

Sie drückte den Startknopf der Maschine und diese wurde so laut, dass man für einen Moment nichts sagen konnte. Beide wussten, dass dieses Gespräch zwischen ihnen stand, aber keiner von beiden würde seinen Standpunkt ändern.

Schließlich war der Kaffee fertig und Hermine sah Draco etwas versöhnlicher an.

"Alles okay?", fragte sie.

"Nun, ich gebe zu, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.", meinte Draco. "Aber ich werde mich wohl damit abfinden müssen."

Sie schwiegen sich wieder an, aber diesmal war die Stille erstickend. Zu viele unausgesprochene Worte hingen in der Luft. Eine erste Uneinigkeit in einer eigentlich perfekten (freundschaftlichen!!!) Beziehung. Bisher hatten sie in ihrer...Freundschaft keine Dinge gefunden, die ernsthaft zwischen ihnen standen und keiner wusste, wie man damit umgehen sollte.

Das was beide beschäftigte war offensichtlich, aber keiner sprach es aus.

Wenn so eine Lappalie das erste war, was zwischen ihnen stand, was würde dann noch kommen? Und würde ihre Beziehung, ihre Liebe, die sich beide endlich selbst, wenn auch noch nicht gegenseitig eingestanden hatten, das aushalten? Und war es das Risiko wert, eine Beziehung zu versuchen und dabei vielleicht Rain zu verletzen?

"Ich sollte jetzt nach Hause gehen.", sagte Draco schließlich, zog sein Jackett und seinen Mantel wieder an, nickte Hermine noch einmal zu und disapparierte.

Seine Kaffeetasse dampfte unberührt auf dem Tisch.



Dam dam daaaam. Ich bin sicher, so hattet ihr euch das Gespräch zwischen den beiden nicht vorgestellt. Ich mir übrigens auch nicht, aber naja...

Nächstes mal geht es dann bei den Weasleys weiter und wir bekommen ganz viele Reaktionen beim Afternoon Tea am dritten Advent. Ich bin sicher, dass dieser Nachmittag dann wieder in einige Kapitel aufgeteilt wird.

Ich weiß übrigens nicht wie viele von euch es schon gesehen haben, aber wir sind auf Platz 18 in Fan-Fiktion. 18!!!! Das ist wirklich Motivation pur!

Rain (Dramione)Where stories live. Discover now