23. Dezember 2008 (2)

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Als Draco das Rauschen im Kamin hörte, das Hermine und ihre Eltern ankündigte, wurde er nervös. Bis jetzt hatte er sich eigentlich ganz gut im Griff gehabt, aber in diesem Moment, wo das alles so real wurde, war ihm doch etwas bang.

Die erste, die aus dem Kamin stolperte, war Rain, die elegant, wie immer aus dem Feuer stieg, sich kurz die Schuhe auf dem Kaminvorleger abtrat und diese dann seelenruhig auszog und gegen ein paar dicke Socken tauschte.

"Die anderen kommen gleich.", meinte sie dann. "Mum regt sich noch über die Preise von Flohpulver auf."

"Okay.", erwiderte Draco nur nervös.

"Du musst keine Angst haben. Granny und Grandpa sind die liebsten Menschen der Welt.", tröstete Rain ihn und kuschelte sich an ihn aufs Sofa. "Und schlimmer, als bei deinen Eltern kann es ja nicht werden."

Draco starrte sie an. Wann war sie so...erwachsen geworden? Andererseits hatte sie recht. Schlimmer als im Manor konnte es nicht laufen.

Jetzt rauschte es wieder im Kamin und eine ältere Frau stolperte ins Wohnzimmer und wäre sicher hingefallen, wäre Draco nicht geistesgegenwärtig aufgesprungen und hätte sie festgehalten (was zur Folge hatte, dass Rain, die sich an ihren Vater gelehnt hatte, seitlich aufs Sofa fiel und nach einem missglückten Versuch, sich aufzurappeln, einfach liegen blieb).

"Alles in Ordnung?", fragte Draco, an die Frau, die offenbar Hermines Mutter war.

"Ja, ja, alles gut, mein Junge." Sie schien sich wieder zu fangen. "Ich werde mich nie an diese Art zu reisen gewöhnen."

Sie klopfte sich den Ruß von den Klamotten und besah sich dann Draco von oben bis unten. Er fühlte sich ein wenig nackt unter ihrem Röntgenblick.

"Nun ja, wenigstens sehen Sie gut aus.", kam Mrs. Granger schließlich zum Fazit. "Was nicht heißt, dass ich viel von Ihnen halte."

Draco biss sich auf die Lippe. Hermine hatte ihn gewarnt, dass sie ihren Eltern während ihrer Schulzeit sehr viel und davon sehr wenig Gutes über ihn erzählt hatte. Gar nichts Gutes, um genau zu sein.

"Ich bin Draco Malfoy.", stellte er sich trotzdem vor (schließlich hatte er eine gute Erziehung genossen und wusste, was sich gehörte).

"Oh, ich weiß, wer Sie sind.", schnaubte Mrs. Granger. "Der Typ, der ihr die Schulzeit zur Hölle gemacht hat."

"Sagen wir, wir haben es uns gegenseitig nicht gerade leicht gemacht.", wandte Draco ein, denn obwohl er mit Sicherheit das größere Arschloch gewesen war, hatte sie auch ihren Teil zu ihrer verkorksten Beziehung beigetragen (zum Ende ihres dritten Schuljahrs) und ihn nach seinem traumatischen Erlebnis in der vierten Klasse immer wieder als Frettchen zu bezeichnen, war auch keine ihrer netten Phasen gewesen.

"Meine Hermine hat sicher niemanden beleidigt oder wegen seiner Herkunft heruntergemacht.", wandte die ältere Dame ein.

"Nein, aber sie hat mich mal geschlagen, wussten Sie das?" Draco wusste, dass er mit dem Feuer spielte, aber in ihrer ganzen beschützerischen Art war Hermines Mutter ihm auf eine seltsame Weise sympathisch.  

"Natürlich wusste ich das.", meinte jetzt eine Männerstimme von Kamin aus. Ein Mann, offenbar Mr. Granger, lehnte sich gegen den Sims und lächelte. "Da war sie mächtig stolz drauf."

"Hermine soll jemanden geschlagen haben?", fragte seine Frau ungläubig.

"Hat sie dir das wirklich nie erzählt?" Mr. Granger lachte leise. "Nun, ich denke jeder von euch beiden hat in der Schule sein Fett weggekriegt." Er streckte Draco die Hand entgegen. "Ich bin Peter. Starten wir direkt mit dem Du, dann gibt es keine unangenehmen Situationen."

Draco schlug ein und war froh, das ganze so leicht über die Bühne bekommen zu haben.

"Draco.", stellte er sich vor, obwohl er sicher war, dass Peter seinen Namen kannte.

"Aber Peter, er hat sie fertiggemacht!", protestierte Mrs. Granger, jetzt nur noch halbherzig.

"Und das tut mir aufrichtig leid.", erklärte Draco.

"Siehst du, Liebling?" Peter deutete mit einer Hand auf Draco. "Und jetzt lieben sich die beiden. So schlimm traumatisiert kann Hermine davon also nicht sein."

Seine Frau musterte Draco noch einmal, dann streckte sie ihm die Hand entgegen.

"Ich bin Jean." Sie drückte fest zu, als er sie ergriff. "Und wenn du meine Tochter verletzt, dann mache ich dich fertig. Und dann kommt es mir gerade recht, dass du ein Zauberer bist, weil du nämlich keine Ahnung hast, was man ohne das Stöckchen alles anstellen kann."

Jetzt bekam Draco doch etwas Angst.

"Ich verspreche, ihr nicht wehzutun.", meinte er also schnell und war dankbar, dass jetzt Hermine aus dem Feuer kletterte.

"Sieben Sickel für eine Handvoll Flohpulver!", echauffierte sie sich. "Ich musste fast zwei Galleonen hinblättern, nur damit wir alle einmal quer durch London kommen. Meine Güte, was kostet es denn so viel, das Zeug herzustellen? Sind die Flöhe plötzlich alle nach Amerika gegangen?"

"Vielleicht der Klimawandel?", schlug Peter vor. "Darüber reden doch jetzt alle."

"Was für ein Ding?" Hermine sah ihren Vater missgelaunt an. "So ein Unsinn. In der Winkelgasse kostet es seit siebenhundert Jahren zwei Sickel pro Messbecher  und ein Messbecher reicht für zehn Reisen, wenn man sparsam ist. Diese verdammten öffentlichen Kamine wollen uns doch nur über den Tisch ziehen!"

"Also, wenn es dich tröstet, wir sind in den letzten zehn Minuten alles an vergangenen Ärgereien im Schnellverlauf durchgegangen und mittlerweile beim Du angekommen.", meinte Jean aufmunternd. Tatsächlich besserte sich Hermines Laune etwas.

"Das ist schön.", meinte sie. "Ich hatte gehofft, dass es so ablaufen würde. Setzen wir uns."

Ihre Eltern setzten sich in jeweils einen der Sessel und Draco ließ sich wieder neben Rain nieder.

"Wollt ihr beide Kaffee oder ein Stück Kuchen? Wir haben auch noch Unmengen an grünen Keksen mit goldenen Smileys..." Hermine ging herüber in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an. Schließlich brachte sie Kaffee, Milch, Zucker, Plätzchen und Tassen ins Wohnzimmer und ließ sich neben Draco aufs Sofa fallen.

Die Grangers beobachteten mit einem Lächeln, wie sich ihre Tochter (vermutlich unbewusst) an die Schulter ihres einst so verhassten Schulkameraden lehnte und kamen mit einem einzigen getauschten Blick überein, dass ihnen dieser Junge als potenzieller Schwiegersohn gar nicht so unvorstellbar war.





So, das war die Begegnung mit den Grangers. Ich weiß, das Kapitel ist nicht so super, aber whatever. Die friedliche Handlung ist meine Entschuldigung an Hermine und Draco für das Unglück am Malfoy Manor und ich hoffe, auch ihr könnt euch damit anfreunden, auch wenn es nicht so spektakulär war. Sorry, aber ich bin echt müde und wollte aber trotzdem unbedingt noch was schreiben, weshalb es jetzt nicht ganz so toll geworden ist. Etwaige Rechtschreibfehler sehen ich dann wann anders noch mal durch, also seht mir das bitte nach.

Rain (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt