06. September 2005

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Am  nächsten Morgen war Hermine noch weniger motiviert, zu ihrem Arbeitsplatz neben Malfoy zu gehen, als sonst, denn über die Tatsache, dass er ihr baldiger Nachbar sein würde, war sie nicht wirklich glücklich. Trotzdem brachte sie Rain in den Kindergarten und apparierte dann ins Ministerium. Dort angekommen grüßte sie ihre Kollegen und ging zu ihrem Schreibtisch, wo bereits einiges an Post lag.

Sie öffnete die erste Akte und begann zu lesen.

"Ich verstehe Ihre Bedenken durchaus, Miss Junelly.", erklärte Malfoy gerade am Nachbartisch. "Warten Sie einen Augenblick."

Hermine hörte seinen Drehstuhl quietschen.

"Miss Granger, haben Sie wohl einen Moment Zeit?", bat er kurz darauf, wie immer höflich. Sie sah auf.

"Sicher, aber wirklich nur einen Moment.", erwiderte sie. Eigentlich hatte sie weder Zeit, noch Lust, sich mit ihm zu unterhalten, aber wenn es denn sein musste.

"Es geht um einen Fall von Miss Junelly.", erklärte er mit einem Nicken in Richtung der jungen Frau ihm gegenüber. Hermine erinnerte sich, dass sie die dritte Aurorin auf ihrem Teilgebiet war. Schwarzmagie auf internationaler Basis. "Den sie gern in die Kammer geben würde."

Hermine richtete sich komplett auf und hörte jetzt aufmerksam zu.

"Es geht um eine Aurorenzentrale in den USA.", erklärte Miss Junelly. "Bei denen der Verdacht auf Gebrauch von Schwarzmagie bei Festnahme und Verhör besteht."

"Ich sehe nicht ganz, worin das Problem liegt.", erklärte Hermine.

"Der Leiter, Mr. Jason R. McCourtney verweigert jegliche Verhandlungen.", erläuterte ihre Kollegin. Hermine verharrte in ihrer Bewegung, dann vergrub sie ihr Gesicht in einer Hand.

"Es tut mir Leid, aber diesen Fall kann ich nicht mit führen.", sagte sie. 

"Das ist Ihr Job.", kritisierte Malfoy sie.

"Es ist schriftlich niedergelegt, dass Auroren Fälle, bei denen ihr privates Umfeld betroffen ist, ablehnen können.", rechtfertigte sich Hermine.

"Sie kennen diese Zentrale?", fragte Miss Junelly skeptisch.

"Ich habe dort gearbeitet.", erklärte Hermine. "Und war mit dem Leiter, eben jenem Mr. McCourtney liiert. Ist das privat genug? Des weiteren ist mir für mein Arbeit hier vertraglich garantiert, dass ich keine Geschäftsreisen machen muss."

Miss Junelly lehnte sich zurück und strich sich eine lange, blonde Strähne aus dem Gesicht.

"Ist ja gut, Sie müssen nicht gleich zum Mädchen werden!", sagte sie herablassend. Hermine verdrehte die Augen und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Einige erfolgreiche Stunden später hatte sie einiges an Arbeit geschafft.

"Hey, Granger." Malfoy lehnte sich von seinem Arbeitsplatz aus zu ihr herüber. "Kommst du mit, was essen?"

Sie sah ihn an.

"Mit dir?"

"Meine Güte, wir sind erwachsene Menschen und Arbeitskollegen. Wir können natürlich auch jeder allein gehen."

Sie biss sich auf die Lippe. Einerseits hatte sie keine wirklich große Lust, mit ihm zusammen essen zu gehen, andererseits hatte er recht. Es war nichts seltsames, mit einem Arbeitskollegen essen zu gehen. Sie setzte schwungvoll ihre Unterschrift unter den Brief, den sie gerade geschrieben hatte und stand auf.

"Regnet es noch?", fragte sie. Er zuckte mit den Schultern, griff jedoch selbst nach seiner Jacke, also zog sie ihre auch über und sie verließen die Abteilung.

"Du hast mich neugierig gemacht, Granger.", sagte er und grinste. "Warum macht du keine Geschäftsreisen?"

"Was geht dich das an?", erwiderte sie.

"Nun, ich habe versucht, den Grund selbst zu finden, aber ich bin gescheitert. Ich bin immer bei ängstlich oder nicht ehrgeizig gelandet und das bist du nicht." Es wurmte ihn offenbar sehr.

"Na dann, rätsle mal weiter." Sie waren mittlerweile im Café angekommen. "Ich nehme ein Sandwich."

Die Verkäuferin nickte und Hermine legte das entsprechende Geld auf die Theke.

"Dasselbe.", sagte Malfoy. Sie setzten sich an einen Tisch und begannen, zu essen. "Verrätst du es mir jetzt?"

Hermine seufzte. Er würde es eh herausfinden, wenn sie am Wochenende in die Wohnung einziehen würde.

"Ich habe eine Tochter, die ich nicht allein lassen kann.", sagte sie. Er verschluckte sich an seinem Sandwich. "Hey, ich bin fast sechsundzwanzig, so schlimm ist das jetzt auch nicht."

"Ich hätte nur nicht gedacht, dass du der Typ bist, der sofort heiratet und Kinder bekommt.", meinte er.

"Ich habe nie gesagt, dass ich verheiratet bin." Sie zog die Augenbrauen hoch.

"Stimmt, du bist single.", sagte er.

"Und das weißt du so genau, weil...?", fragte Hermine.

"Nun, du erwähntest, dass du liiert warst. In Amerika, aber du bist zurückgekehrt, vermutlich, weil die Beziehung zu Bruch gegangen ist. Du sagst aber auch, dass du erst seit wenigen Wochen wieder in England bist, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass du schon jemanden gefunden hast."

"Hast du mal Sherlock Holmes gelesen?", fragte Hermine. Er schüttelte den Kopf. "Solltest du mal."

"Warum?"

"Er ist genau wie du." 

Rain (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt