Eine Katastrophe kommt selten allein

7.6K 728 82
                                    

Es war wieder einer dieser Tage

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.


Es war wieder einer dieser Tage.
Einer dieser Tage, an denen sich die ganze Welt gegen mich verschworen hatte. An denen mir der bärtige Mann in den Wolken höchst persönlich seinen haarigen Mittelfinger direkt ins Gesicht streckte. Einfach, weil er es konnte.

Sammy war seit dem Streit mit Blondie am Sonntag kaum noch ansprechbar. Er hatte mir nicht gesagt worüber sie gestritten hatten, er wiederholte nur immer wieder, dass er an allem Schuld wäre. Trotzdem stieg mein Hass auf Blondie mit jeder Träne, die mein bester Freund seinetwegen vergoss. Ich wollte ihm so gerne helfen, denn es zerriss mich innerlich ihn so leiden zu sehen, doch wenn er nicht mit der Sprache rausrückte war ich nun mal machtlos.
Die ersten drei Tage hatte er apathisch in seinem Bett gelegen. Aus Angst, er würde mir dehydrieren, hatte ich ihn zwingen müssen, etwas zu trinken. Gegessen hatte er in den ersten Tagen kaum etwas, nicht mal die Lasagne hatte er angerührt, dabei war das normalerweise sein absolutes Lieblingsessen.
Gestern Morgen hatte es mir dann gereicht, ich hatte ihm, vielleicht ein wenig zu harsch, zu verstehen gegeben, dass er mit seinem depressiven herum liegen auch nicht weiter kommen würde. Anscheinend hatte es Wirkung gezeigt, denn er war mitsamt seiner Kamera losgezogen und erst am späten Abend wiedergekommen. Im Gepäck Unmengen an Fotos von toten Vögeln, vergessenen Gräbern und anderen deprimierenden Motiven.

Ich streckte mich auf meinem immer unbequemer werdenden Bürostuhl und jeder Muskel in meinem Körper schrie auf. Warum hatte ich auch auf mich gehört und war ins Fitnessstudio gegangen? Ich hätte wissen müssen, dass das eine dumme Idee gewesen war, immerhin kam sie von mir. Und das Sport Mord war, war nun auch nicht die neuste Erkenntnisse meinerseits.

Zu den brennenden Muskelschmerzen und meinen Nerven, die dank Sammy mehr als blank lagen, kam noch die „Probleme" meines Lieferanten, die er nicht genauer ausführen konnte, aber auf Grund dessen er meine Bestellung heute nicht vorbeibringen konnte. „Ist gar kein Problem", hatte ich gesagt, „als Koch ist man ja Gott sei Dank nicht auf frische Zutaten angewiesen. Einmal Simsalabim gesungen und sich dreimal wild mit den Armen rudernd im Kreis gedreht und ZACK! Fünf Gänge Menü. Eine meiner leichtesten Übungen. Ganz locker aus dem Handgelenk."
Mein Lieferant hatte darauf pikiert gefragt, ob ich ihn gerade verarschen würde. Ich hatte nur „Eigentlich schon, aber wenn du es nicht bemerkt hast muss ich wohl was falsch gemacht haben." geantwortet und aufgelegt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass dies bei weitem nicht der Tiefpunkt dieses Tages werden sollte.

Penetrante Kopfschmerzen pochten hinter meinen Schläfen und vor meinem inneren Auge spielten sich die Geschehnisse des heutigen Tages ab.

Gegen Mittag wartete die zweite Katastrophe auf mich. Auf Grund des Mangels an Zutaten hatte ich Jan zum Einkaufen geschickt und beschlossen, dass wir heute ausnahmsweise erst Abends öffnen würden. Ich hatte mich in meinem Büro verschanzt um einige wichtige Anrufe zu tätigen, als von vorne aus dem Restaurant zwei aufgebrachte Stimmen zu mir drangen. Was um alles in der Welt ist jetzt schon wieder passiert?, fragte ich mich genervt und machte mich auf den Weg den Ursprung des Lärms zu ergründen.

Optimisten werden immer zuerst gefressen Where stories live. Discover now