Der schönste Tag im Leben eines Sammys

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„Das ist doch Scheiße! Alles ist ruiniert! Sag die Hochzeit ab, unter diesen Umständen will ich nicht heiraten!"

„Sammy, beruhig dich! Das ist doch nur halb so wild." Versuchte ich ihn zu beruhigen. Die Betonung liegt hierbei auf ‚versuchte'.

„Halb so wild? Sag mal, hast du sie noch alle? Das ist eine komplette Katastrophe! Der schönste Tag in meinem Leben ist ein einziger Reinfall!"  Sein Kopf war vor lauter Aufregung rot angelaufen und um seine Empörung zu verdeutlichen, fuchtelte er wild mit seinen Armen in der Luft herum. Langsam kam ich mir vor, als wären wir in einer billigen Sitcom aus den 70er Jahre gelandet.

„Ein Knopf von deinem Jackett hat sich gelöst. Kein Grund, gleich den Weltuntergang einzuleiten."

„Ja, aber er war rosa! Mit Glitzer drauf!", hielt er empört dagegen.

„Alle deine Knöpfe sind rosa und glitzern." Ich verdrehte die Augen, diese kleine Dramaqueen war wirklich kurz davor mich in den Wahnsinn zu treiben.

„Darum geht es doch überhaupt gar nicht! Ich kann so auf gar keinen Fall heiraten!"

„Wenn du dich endlich mal beruhigst und still hältst, dann könnte ich dir den beschissenen Knopf auch wieder dran nähen!"

„Wieso sagst du das den nicht gleich? Ich hätte fast meine Hochzeit wegen dir abgesagt!"

Tief durch atmen, Cornelius. Auch dieser Tag wird irgendwie rumgehen. Denk immer daran, Mord macht sich nicht so gut im Lebenslauf.

„Und? Wie geht es unserer kleinen Diva?" fragte mich Ema, als ich völlig entnervt aus Sammys Zimmer trat.

„Er war in der letzten halben Stunde drei Mal kurz davor die Hochzeit abzusagen. Einer der Gründe dafür war, dass sich das rosa seiner Knöpfe von dem rosa seiner Haare unterscheidet." Ich seufzte entnervt und fuhr mir gefrustet durch die Haare. „Bitte, erklär mir nochmal, warum genau, dieser Wahnsinnige da drin, mein bester Freund ist!"

„Weil du damals nicht schnell genug weggelaufen bist.", grinste Ema, und tatsächlich machte seine Aussage Sinn.

„Verdammt. Der Idiot vom Fitnessstudio hatte recht... Sport ist wichtig! Wäre ich damals nicht so faul gewesen, hätte ich mir diesen ganzen Wahnsinn hier erspart."

„Welch weise Worte. Vielleicht solltest du die in deine Trauzeugenrede einarbeiten." Ema lachte und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

„Warte! Ich muss eine Rede halten? Wieso erfahr ich erst jetzt davon?"

„Du hättest so oder so improvisiert, also macht das doch keinen Unterschied." Er zuckte mit den Achseln. „Und jetzt los, lass uns die Diva einpacken und dann ab ins Auto. Umso schneller wir an der Kirche sind, umso schneller ist dieser ganze Trubel vorbei."

Ergeben seufzte ich.

Und umso schneller ist er nicht mehr unser Problem, sondern Blondies.
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Sammy hatte sich schon immer gewünscht, in einer Kirche zu heiraten. Daher hatte Blondie eine alte, kleine Kirche gefunden, die kaum noch genutzt wurde und den Standesbeamten dazu überredet, sie beide dort zu trauen.

Die kleine Kirche lag eine halbe Stunde von unserem Wohnort entfernt. Während der ganzen Fahrt, die wir, nur mal nebenbei bemerkt, in einer rosa Stretch Limo absaßen, jammerte uns Sammy die Ohren voll, wie aufgeregt und nervös er doch wäre.

„Sammy, wie wäre es, wenn du uns nochmal erzählst, was wir während der Zeremonie tun müssen?" Ein wiederholt verzweifelter Versuch meinerseits, von Sammys Dauerschleifen-Gejammer wegzukommen.

Optimisten werden immer zuerst gefressen Where stories live. Discover now