Abschied nehmen bedeutet immer ein wenig sterben - Teil 1.

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Es tut mir leid, dass dies nur ein halbes Kapitel ist, aber ich hatte ziemlich Stress in der letzten Zeit und heute Abend flieg ich nach Mosambik für fast drei Wochen, daher wollte ich wenigstens etwas updaten, quasi als Entschädigung.
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Mit einem flauen Gefühl im Magen und einem zu schnell schlagenden Herz stand ich dort, den dreckigen Beton Boden zu meinen Füßen. Die metallene Schiebetür vor mir war leicht verrostet, es schien, als hätte sie schon mindestens einen Weltkrieg miterlebt. Sein Atelier befand sich in einem ehemaligen Fabrikgebäude mit auswärtiger Lage. Von außen wirkte das Gebäude verlassen und heruntergekommen, hatte diesen typischen abgenutzten Charme für den Hipster einen Haufen Geld bezahlten.

Abgenutzt und heruntergekommen sah ich in den letzten Tagen und Wochen auch aus, zu schade nur, dass mir dafür niemand Geld geben wollte.

Ich atmete noch einmal tief durch, dann trafen meine Fingerknöchel auf die alte Tür. Einen Moment rührte sich nichts auf der anderen Seite, dann konnte ich leise Schritte näher kommen hören.

Wär dies ein Film, würde sich die Tür nun in Slow Motion öffnen, um die Spannung auf ein absolutes Maximum zu steigern, leider klapp diese Scheiße bei mir nie, ich werde dann immer nur genervt und schalt um.
In diesem Moment hätte ich mir jedoch eine dieser kitschige Szenen
gewünscht, dann hätte ich noch Zeit gehabt, um einmal tief durch zu atmen, denn der Anblick, der sich mir dann bot, verschlug mir nun wirklich den Atem.

Ein leichter Schweißfilm benetzte sein kantiges Gesicht, sein hautenges T-Shirt wies ebenfalls einige Stellen auf, die mit seinem herben Liquid getränkt waren, seine Latzhose war mit Farbe besprenkelt und betonte seine strammen Schenkel auf eine fast schon lächerlich erotische Weise. Seine  Hände, mit denen er sich an dem Türrahmen abstütze waren voller Farbe, selbst in seine Gesicht hatten sich einige Spritzer verirrt, seine Haare standen wuschelig von seinem Kopf ab und zusammen mit seinem leichten Dreitagebart verliehen sie ihm diesen ‚Frisch-gevögelt-Look', der für das bevorstehende Gespräch nun wirklich nicht hilfreich war.
Irgendwie kam ich mir gerade vor, als wäre ich in einem billigen Porno gelandet, er sah aus, als wäre er einem feuchten Traum einer gefrusteten Hausfrau entsprungen, fehlte nur noch die lächerlich beschränkte Konversation, dann könnte man dies wirklich auf einer ‚Erwachsenen-Seite' hochladen.

„Was machst du hier, Cornelius?"

Verdammt gute Frage, das musste man ihm lassen.

„Ich wollte, ähm, mit dir reden." Wow. Verflucht gute Antwort, nicht. Heute präsentieren wir Ihnen einen brandneuen Porno, mit dem Titel: Der heiße Handwerker und der dumme Mann, der nicht richtig sprechen kann.

„Komm doch rein." Mit einem lässigen Kopfnicken bekräftigte er seine Aussage und ich trat in sein Atelier.

Der große Raum ähnelte einem Loft, große Fenster erhellten den offenen Raum und die weiß gestrichenen Backsteinwände sorgten für ein modernes, künstlerisches Ambiente.

Vereinzelnd standen Möbel herum, an der rechten Wand stand eine Werkbank und überall lagen diverses Werkzeug verstreut.

Er lehnte sich an eine massive Holzkommode die mitten im Raum stand, es schien als hätte er bis eben daran herumgezimmert. Seine sehnigen Arme verschränkte er vor seiner Brust, seine ganze Pose strahlte einen solchen Sexappeal aus, dass es fast schon absurd war. Gott musste mich wirklich hassen, als würde er mir extra noch einmal zeigen wollen, was mir für immer verwehrt bleiben würde.

Seine aufmerksamen Augen musterten mich und halfen mir nicht gerade dabei mich auf mein Anliegen zu konzentrieren.

„Also... Geht es um die Hochzeit? Denn wenn ja, würde ich dir raten lieber mit Linda darüber zu reden, sie hat da den besseren Überblick."

Optimisten werden immer zuerst gefressen Where stories live. Discover now