Der Hogwarts-Express

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, spüre ich die Hektik, die sich wie eine Decke über unser Haus gelegt hat. Ständig hört man Wortfetzen, wie "Hast du Raven gesehen?" Oder "Wo ist mein Festumhang?". Albus rennt herum und sucht nach seinen Schulbüchern, während James sich seinen Besen unter den Arm geklemmt hat und nach dem Trainingsplan der Gryffindor-Quidditchmannschaft sucht. Denn am Anfang der Sommerferien hat er die freudige Nachricht erhalten, dass er nun Kapitän ist. Und diese Aufgabe hat er auch sofort angenommen.

Obwohl ich sehr aufgeregt bin, erledige ich alles in Ruhe, da ich weiß, dass ich sonst sowieso viel langsamer vorankommen würde. Ich esse langsam mein Spiegelei auf und schlüpfe dann schonmal in meinen Schulumhang, da ich keine Lust dazu habe, mich im Zug umzuziehen. Ich gehe hoch in mein Zimmer und hole meinen fertig gepackten Koffer, welchen ich dann in unser magisch vergrößertes Auto hieve.

Das Auto hat mein Dad vom Ministerium bekommen. Er bekommt öfter mal solche Geschenke und Boni, weil er dem Ministerium mit dem Fall von Voldemort einige Arbeit erspart hat. Früher war es für mich schwer, einen berühmten Vater zu haben, auf den die Leute immer mit den Fingern deuten und anderen etwas zuflüstern. Doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und gelernt, damit umzugehen, wenn mich Reporter vom Tagespropheten anreden, weil sie ein Interview mit der Tochter des berühmten Harry Potters haben wollen.

"Hast du alles eingepackt?", fragt mich Mum, während sie die Koffer von Albus und James über den Hof trägt. "Hast du auch wirklich nichts vergessen?". Ich schüttle mit dem Kopf. Im nächsten Moment kommt Albus über den Hof gerannt und fragt nach Raven. "Sieh mal unter deinem Bett nach, Albus. Du weißt, wie gern sie sich dort versteckt.", antwortet Mum. Albus rennt wieder ins Haus.

Nach einer halben Stunde sitzen wir dann endlich alle in dem Auto, auf dem Weg zum Bahnhof. James erklärt mir, wie ich zum Gleis 9 3/4 komme, obwohl ich in den letzten 4 Jahren immer dabei war, wenn er die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10 passiert hat.

"Und denk dran. Renn einfach los und denk nicht an die Wand."
"Bilde dir einfach ein, dass sie aus Luft ist."
"Renn einfach ganz schnell."
"Aber brems rechtzeitig ab, damit du nicht gegen eine Wand hinter der Absperrung rennst."

Nun sind wir auf dem Bahnhof.
Albus' und James' Ratschläge bringen mich nur noch mehr durcheinander. "Wir sehen uns in einer Minute", sagt Daddy leise zu mir. Er weiß genau, wie ich mich fühle, wenn James und Albus auf mich einreden.

Ich hole tief Luft und drehe meinen Wagen so, dass er gerade zur Absperrung steht. Dann renne ich los. Ich kneife meine Augen zusammen, damit ich die Absperrung nicht mehr sehe und keine Angst mehr habe. Und dann höre ich das Summen Hunderter Stimmen und öffne die Augen wieder. Ich bin am Gleis des Hogwarts -Expresses.

Hinter mir kommen James, Albus und Mum und Dad hintereinander durch die Wand. "Wir haben noch drei Minuten.", sagt Mum mit einem Blick auf die Uhr. "Höchste Zeit, uns zu verabschieden". Mum und Dad umarmen erst James und dann Albus, die sich auch sofort auf den Weg machen, um in ein Abteil ihrer Freunde zu kommen.

"Wir sehen uns ja nachher beim Festessen.", meint Dad. Ich bin froh, dass er da ist. "Jetzt bist du auch schon so groß.", sagt Mum. Ein Pfiff gellt durch die Luft. "Pass auf dich auf", ruft Mum, während ich nach einer Umarmung zum Zug renne. Ich springe hinein und drehe mich nochmal um. Der Zug hat sich langsam in Bewegung gesetzt und wird immer schneller. Ich winke Mum und Dad zu und sehe ihnen hinterher, bis sie nur noch kleine Punkte sind. Dann biegt der Zug um eine Ecke und saftig grüne Hügel versperren mir die Sicht.

Ich seufze und drehe mich um. So schnell kann es gehen. So schnell kann man allein sein. Meinen Koffer schleife ich nach einem freien Abteil suchend hinter mir her. Plötzlich trifft mich etwas an der Seite und ich knalle gegen eine Tür. Zum Glück ist sie nicht geöffnet gewesen, sonst würde ich jetzt bäuchlings in einem Abteil liegen und mich von fremden Personen bestaunen lassen. Verwundert drehe ich den Kopf nach meinem Angreifer. Vor mir steht ein hellblonder Junge, der sehr klein und zierlich aussieht, was mich dazu veranlasst, ihn in meinen Jahrgang zu schätzen.

"Oh, das tut mir leid.", meint er und errötet leicht. "Ich habe dich nicht gesehen.". Genervt schüttle ich den Kopf. "Kannst du nicht aufpassen?" "Natürlich kann ich. Willst du dich nicht zu uns setzen?", fragt er mich. Sympathisch wirkt er ja nicht gerade, aber weil ich sonst niemanden habe und mich so nicht setzen könnte, nicke ich und folge ihm in ein Abteil.

Dort sitzt schon ein Mädchen, die mich mit großen Augen anstarrt. Sie sieht gruselig aus. Vielleicht liegt das an ihren Ohrringen, die ein Gemüse zeigen, dass ich nicht kenne oder an ihrer Haarspange, die an eine Spinne erinnert. "Hallo.", sagt sie mit einer verträumten Stimme. "Ich bin Ruby". Ich schlucke. "Ich heiße Lily.". Dann sehe ich den Jungen an, der mich hierhergebracht hat. "Oh, wie unhöflich von mir. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.", sagt er. Aber eine Antwort gibt er nicht. Na das kann ja heiter werden...

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Hallo,
hier ist ein neues Kapitel. Bitte merkt euch die Charaktere gut, sie werden später noch eine wichtige Rolle spielen 🤔
Habt ihr vielleicht auch eine Idee, wessen Kinder das sein könnten? Anhand der Beschreibungen ist das vielleicht nicht mehr so schwer. Über Kommentare freue ich mich.
Eure Vilureef

Die Tochter Harry Potters Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt