Die Tochter Harry Potters

Eifersucht und Missverständnis

Am Morgen darauf werde ich dadurch wach, dass Ruby mich wachrüttelt. "Komm schon, Lily, wir müssen los!", flüstert sie in mein Ohr. Da ich ein Frühaufsteher bin und wahrscheinlich doppelt so schnell aus den Federn komme als andere, reicht dieser eine Satz um meine Müdigkeit komplett wegzublasen.

Ich stehe auf und Ruby nickt zufrieden. "Wann fährt der Hogwarts - Express?", frage ich sie. Ruby schaut auf ihre Uhr und beantwortet meine Frage mit einem "In ungefähr einer halben Stunde.". Das wird mir reichen, um mich fertig zu machen und in Hogsmeade auf dem Bahnsteig zu stehen. Denn auch im Bad brauche ich nicht so lange, wie andere.

Anziehen, Zähne putzen, Haare kämmen. Für Frühstück in der Großen Halle bleibt leider keine Zeit mehr. Dann kaufe ich mir eben bei der Süßigkeitenfrau im Zug etwas. Zum Schluss hänge ich mir noch meine neue Kette mit dem Saphir um, denn ich habe das Gefühl, heute ein guter Zuhörer sein zu müssen. Und sind wir mal ehrlich - das bin ich normalerweise nicht, keineswegs!

"Kommst du jetzt mal endlich?", stöhnt Ruby genervt. "Ich komme ja schon!". Ich folge Ruby leise aus dem Schlafsaal hinaus. Wir laufen auf Zehenspitzen in den Gemeinschaftsraum, denn wir wollen die anderen Schüler nicht wecken, die nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen müssen, um mit dem Hogwarts - Express zurück nach London zu fahren.

Keine fünf Minuten später stehen Ruby und ich auf dem Bahnsteig vor dem Hogwarts - Express. Ein absoluter Rekord, wenn man sich mal die Größe des Schlosses ansieht. Wir sind trotzdem kaum außer Atem, wahrscheinlich, weil wir tagtäglich durch Hogwarts rennen müssen. Das trainiert ziemlich. Da können sogar meine Joggingrunden nicht mithalten - und das soll schon was heißen!

Ein gellender Pfiff ertönt. Ruby und ich beeilen uns, in den Zug zu springen. Ich will gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn wir hier auf dem Bahnsteig zurückgelassen werden würden...

Im Zug versuchen wir beide, ein leeres Abteil für uns zu ergattern. Eigentlich will ich mit Scorpius und Ruby in einem Abteil sein, um sie miteinander bekannt zu machen, doch Scorpius ist nirgends aufzufinden. Aber Ruby und ich haben Glück und finden kurz darauf ein leeres Abteil, ziemlich am Ende des Zugs.

Ich setze mich ans Fenster, um der vorbeistreifenden Landschaft nachzuschauen. Ruby holt sich ihr Zaubertrankbuch heraus, um zu lernen. Viele haben Schwierigkeiten und Probleme mit Zaubertränke und ich bin froh, dass es bei mir nicht so ist. Aber jeder hat irgendwo seine Stärken und Schwächen. Ich bin beispielsweise im Wingardium - Leviosa - Zauber sehr untalentiert, Ruby hingegen beherrscht ihn perfekt.

Nach ein paar Minuten wird es mir zu langweilig. Ich seufze und stehe auf. Ruby sieht von ihrem Buch auf und schaut mich mit einem fragenden Blick an. "Ich gehe mal schauen, ob ich Scorpius irgendwo finde.", erkläre ich ihr. Dann verlasse ich das Abteil.

Ich muss fast durch den ganzen Zug laufen, viele Leute anrempeln und mich wieder bei ihnen entschuldigen und in mehreren Abteilen nachschauen, bis ich Scorpius endlich gefunden habe. Er sitzt in einem Abteil, ziemlich weit vorn im Zug und unterhält sich mit seinen Freunden Jack Whiteman und Charlie Gage.

Ich weiß noch genau, was ich damals in der ersten Stunde Zaubertränke über die drei gedacht habe: Ein arroganter Slytherin, mit seiner Gefolgschaft: ein Stock und eine Kugel. Doch heute weiß ich es besser.

Ich stoße die Tür zum Abteil auf. Die Jungs verstummen und schauen mich mit großen Augen an. Und dann macht jeder etwas anderes. Scorpius schaut zu Boden und scheint sich unheimlich für seine Schuhe zu interessieren. Jack sieht mich und beginnt, zu lächeln. Und Charlie, mit dem ich sowieso keine große Verbindung habe, dreht sich von mir weg und schaut aus dem Fenster.

Von genau einer Reaktion bin ich geschockt. "Scorpius?", frage ich. "Können wir kurz reden?". Jetzt sieht er mich an, aber mit einem Blick, der meine Verwirrung nicht gerade mindert. Er nickt und steht widerwillig auf. Ich schiebe ihn auf die andere Seite des Flurs und überprüfe, ob alle Abteiltüren in diesem Teil des Zuges geschlossen sind. Ich möchte nicht, dass irgendjemand unser Gespräch belauscht.

"Was ist los, wieso gehst du mir aus dem Weg?", frage ich verzweifelt. "Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns auf dem Bahnsteig treffen und wir uns zusammen mit Ruby ein Abteil nehmen. Wieso warst du nicht da?". Scorpius versucht immer noch, meinen Blicken auszuweichen. "Nun schau mich doch endlich mal an!". Was hat er denn? Langsam überspannt er meinen Geduldsfaden.

"Das weißt du doch ganz genau.". Im Ernst? Das ist seine Erklärung? Ich fühle mich wie in diesen Büchern, wo die Hauptperson in solch einer Situation ist. Jetzt verstehe ich, wie man sich dabei fühlt. Ich schalte von verwirrt auf wütend um. "Nein, weiß ich nicht. Jetzt sei doch nicht so feige und erklär es mir!", schreie ich. Meine Vorsichtsmaßnahme mit dem Türenverschließen ist jetzt sowieso für die Katz.

"Wieso hast du mich gestern versetzt, wenn ich doch derjenige bin, der deiner Meinung nach feige sein soll?". Er sieht mich verletzt an. Ich habe ihn versetzt? Gestern? Doch plötzlich wird mir so einiges klar. Oh, Mist! Ich habe ihm versprochen, dass ich nach dem Gespräch mit Jack zu ihm zurück gehen werde. Wie konnte ich das bloß vergessen? Eine rein rhetorische Frage, denn die Antwort darauf kenne ich.

"Oh nein, es tut mir so leid. Ich habe dich tatsächlich vergessen, wie konnte das nur passieren?". Meine Wut ist wie weggeblasen. Ich will Scorpius in den Arm nehmen, doch er bloggt total ab. "Ich weiß genau, wie du mich vergessen konntest. Du warst einfach nur zu feige, mir zu sagen, was zwischen euch abgeht.".

Was meint er? Warte mal...nicht sein Ernst! Glaubte er wirklich, dass...? Ich breche in schallendes Gelächter aus. "Oh, Scorpius! Natürlich nicht, als ob zwischen mir und Jack etwas laufen würde.". Ich wische mir lächelnd eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Doch anscheinend ist Scorpius noch nicht überzeugt. "Ich finde es einfach nur armselig, dass du nicht mal deiner Freundin von Jack und dir erzählst. Sie ist doch auch in ihn verliebt. Wie heißt sie noch gleich? Ruby?".

Ich höre auf zu lachen. Wie kann er nur so etwas über mich denken? "Hör mal, zwischen Jack und mir läuft wirklich gar nichts. Wir haben gestern etwas ganz Anderes besprochen, ich erzähle es dir, wenn du wieder normal bist, okay? Ich finde es ja schön und gut, dass du so auf mich aufpasst, eifersüchtig kann jeder mal sein, aber", Scorpius unterbricht mich. "Ich bin nicht eifersüchtig. Es geht darum, dass du mich einfach vergessen hast und nicht darum, dass ich auf Jack eifersüchtig bin.", rechtfertigt er sich. Doch ich glaube, in diesem Gespräch geht es genau um diesen Punkt, egal wie sehr Scorpius sich rausreden mag.

"Okay, es hat keinen Sinn. Ich will wissen, wenn du davon überzeugt bist, dass bei Jack und mir nichts ist.", sage ich. Dann seufze ich. "Und ich gehe davon aus, dass wir uns in den Ferien trotzdem treffen werden. Viel Glück, beim Überreden deines Vaters.". Für mich sind das die letzten Worte gewesen. Ich mache also auf dem Absatz kehrt.

Irgendwann drehe ich mich nochmal um und stelle enttäuscht fest, dass Scorpius wieder in seinem Abteil verschwunden ist. Kein Versuch, mir hinterher zu rennen. Keine Entschuldigung. Ich bin echt enttäuscht.

Ich renne gegen irgendwas und falle auf den Boden. Notiz an mich: Niemals mit dem Blick nach hinten laufen. Ich stöhne. Die Kette mit dem Saphir scheint ganze Arbeit geleistet zu haben, immerhin verstehe ich jetzt, warum Scorpius mich ignoriert hat. Aber das Glück scheint heute wirklich nicht auf meiner Seite zu sein.

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Hi,
ich will mich hier einfach mal bei euch bedanken. Dafür, dass ihr mitverfolgt, wie es mit meiner Story weitergeht. Dafür, dass manche von euch Kommentare hinterlassen (wenn es noch mehr geben würde, könnte ich mich auch nicht beschweren ☺️✨). Und dafür, dass meine Story schon 289 Reads hat und 42 Votes. Ich finde es toll, dass ihr meiner Geschichte eine Chance gebt und sie überhaupt lest 🙈🙊🙉
Ich freue mich immer wieder aufs Neue💞

Eure Vilureef