Die erste Unterrichtsstunde

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Auch am Abend, nachdem ich mir beim Festessen den Bauch vollgeschlagen habe und schon längst im Bett lag, grübele ich immer noch über Dad nach. Ob James und Albus auch darüber Bescheid wissen? Was hat der Hut bei ihnen gesagt? Genau das Gleiche wie bei mir? Oder etwas Anderes? Außerdem plagt mich die Frage darüber, ob ich wirklich im richtigen Haus bin. Und warum ich nach Slytherin gepasst hätte? Ich dachte, dieses Haus wäre das Sinnbild des Bösen? Bin ich böse?

Am nächsten Morgen wache ich völlig übermüdet auf. Alle aus meinem Schlafsaal sind schon verschwunden. Das Bett neben mir ist von Ruby. Daneben ist das von Summer. Außerdem teilen wir uns den Schlafsaal noch mit zwei weiteren Mädchen. Abigail und Evelyn sind ihre Namen.

Evelyn scheint ganz nett zu sein. Sie kommt aus einer Muggelfamilie und hat vier große Brüder, von denen aber keiner nach Hogwarts oder in eine andere Zauberschule gekommen ist. Sie alle sind Kapitäne in ihrer Fußballmannschaft. Nach einer langen Erklärung weiß ich nun, dass man dabei einen Ball nur mit dem Fuß in ein Tor befördern muss. Ich finde es spannend, wie Muggel so leben und überlege, ob ich später Muggelkunde belegen sollte.

Abigail ist eines dieser Mädchen, die alles besser können, als du und schon alles erlebt haben. Sie ist schon als Baby auf einem Besen geflogen und ist auf der Anmeldeliste für die irische Nationalmannschaft. Ihr Vater ist der Kapitän der bulgarischen Nationalmannschaft und war auch in Durmstrang. Mittlerweile lebt er in Bulgarien, damit er sich mehr um sein Team kümmern kann.

Trotz allem ist Abigail sehr hübsch, aber wie sehr sie sich dessen bewusst ist, macht ihr Aussehen wieder zunichte. Habe ich schon erwähnt, dass ihre Mutter eine Veela ist und diese nach Beauxbatons gegangen ist? Außerdem behauptet Abigail, dass ihr Großvater ein Vampir ist, was ich ihr von allen Sachen am wenigsten glaube.

Seufzend stehe ich auf. Ich bin nicht mal einen Tag auf Hogwarts und fühle mich schon so, als ob ich soeben einen Marathon gelaufen wäre. Nachdem ich auf die Uhr gesehen habe, beeile ich mich, damit ich vor dem Unterricht noch schnell etwas essen kann.

Meinem guten Orientierungssinn ist es zu verdanken, dass ich so schnell zurück zur großen Halle gefunden habe. Ich entdecke Ruby schon von Weitem - sie trägt einen blauen Rock mit einer pinken Strumpfhose darunter, ein grünes t-Shirt mit orangener Aufschrift und einen sehr komisch aussehenden rot- violett gestreiften Hut - und alle aus ihrer Umgebung sehen sie mit belustigten oder verwirrten Blicken an, weil sie sich wundern, dass der Termin für Fasching nun im September liegt.

"Na, du Schlafmütze.", begrüßt mich Ruby, als ich mich auf den Platz neben ihr fallen lasse. "Sag mal, habe ich was im Gesicht oder warum sehen mich alle so komisch an?", fragt sie mich. "Nein, du hast nichts im Gesicht. Du siehst gut aus.", versichere ich ihr. Dann frage ich Tyler, ein Junge aus meinem Jahrgang, ob er mir das Rührei geben kann. Munter esse ich mein Frühstück.

"Ich habe hier eure Stundenpläne!", ruft Professor Adams, die Leiterin des Hauses Gryffindor. Sie unterrichtet Flugunterricht, Zauberkunst und Muggelkunde. Am Gryffindortisch entlanggehend, drückt sie jedem Schüler einen Stundenplan in die Hand. "Hey, wir haben jetzt Zaubertränke mit den Slytherins bei Professor Hensley. Er soll sehr guten Unterricht machen.", sagt Ruby, als wir unsere Stundenpläne in der Hand halten. Meine Brüder finden Zaubertränke schwer, aber ich finde, dass die Befolgung eines Rezepts jetzt nicht sonderlich schwer sein kann. Also gehen wir optimistisch in die Kerker.

Als wir ankommen, ist schon der Großteil aller Schüler anwesend. Die Gryffindors lehnen auf der einen Seite des Ganges, die Slytherins auf der anderen. Ich kann den blonden Jungen aus dem Zug erkennen, der sich gerade mit zwei groß gebauten anderen Jungen unterhält. Der eine von ihnen ist schlank und sieht aus wie ein Stock, der andere gleicht eher einer Kugel.

"Mein Dad hat mir erzählt, dass er furchtbare Angst vor seinem Zaubertränkelehrer hatte und er immer die Gryffindors benachteiligt hat. Meinst du, das ist jetzt genauso?", flüstert mir Ruby zu. Ich schüttle mit dem Kopf. "Glaube ich nicht. Wenn mein Dad soetwas mitbekommen würde, würde er etwas dagegen unternehmen. Und immerhin ist er Schulleiter.", beruhige ich sie.

In diesem Moment geht die Tür zum Kerker auf. Wir gehen nacheinander hinein und setzen uns nebeneinander an einen der zusammengeschobenen Tische, an denen jeweils vier Schüler sitzen können. Uns gegenüber setzt sich der blonde Junge aus dem Zug. Das macht mich stutzig. Wieso setzt der sich zu uns? Er war doch im Zug so kalt.

Der Blonde winkt mit einer Hand den "Stock" zu sich. Dieser setzt sich dann auch an unseren Tisch. Ich sehe zu Ruby und ziehe eine Augenbraue hoch. Sie schüttelt den Kopf, genauso verblüfft wie ich, aber als sie wieder die beiden Slytherins gegenüber von uns mustert, bekommt ihr Gesicht einen faszinierten Ausdruck. Was ist denn jetzt los?

"Ruhe bitte. Die Stunde hat soeben begonnen!", sagt Professor Hensley gebieterisch. "Dies ist eure erste Zaubertrankstunde und zugleich auch eure erste Stunde in Hogwarts. Wir fangen heute gleich mit etwas Praktischem an. Hier vorne", Professor Hensley schnippt mit seinem Zauberstab und an der Tafel erscheinen Wörter, "findet ihr das Rezept für den Trank, den wir heute brauen werden. Kann mir jemand nur anhand der Zutaten sagen, was wir für einen Trank brauen werden?".

Zu meiner eigenen Verwunderung fliegt meine Hand nach oben. "Ja, Miss?". "Potter. Wir werden den Heiltrank für Furunkel brauen, Sir.". Der Professor nickt erstaunt, sei es, weil er nun eine von der "berühmten" Potter-Familie unterrichten darf, oder weil noch kein Erstklässler das je gewusst hat. "10 Punkte für Gryffindor", sagt er jedenfalls anerkennend.

Auch der blonde Junge sieht mich mit einem beeindruckten Blick an. Dann ziehen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln und in diesem Moment habe ich den absurden Gedanken, dass ich ihn nach der Stunde ansprechen sollte und wir vielleicht Freunde werden könnten...

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Hallo,
hier ist mal wieder ein neues Kapitel. Es ist nicht so lang, wie das letzte und vielleicht nicht so spannend, aber mindestens genauso wichtig.
Ja, ich weiß, das sind alles komische Hinweise, aber lasst euch einfach überraschen 🎉

Eure Vilureef

Die Tochter Harry Potters Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt