In der Bibliothek

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Natürlich werde ich mich hingegen Hagrids Rat weiter über die Kammer des Schreckens informieren. Viel weiß ich ja noch nicht, aber ich habe da dieses Gefühl im Bauch, was ich sonst immer bekomme, wenn ich merke, dass etwas mit der Situation nicht stimmt. Ich glaube, dass mehr dahinter steckt, als nur eine alte Erinnerung.

Am Montag nach der Schule renne ich so schnell ich kann zur Bibliothek. Meine Hausaufgaben in Verwandlung (wir sollen es hinbekommen, ein Streichholz in eine Nadel zu verwandeln) verschiebe ich auf morgen. Im Moment interessiert mich die Kammer des Schreckens viel mehr, als eine gute Zensur in Verwandlung.

Mittlerweile nicht mehr ganz so außer Atem wie vorher, da ich nun schon viel im Schloss gerannt bin, komme ich vor der Tür der Bibliothek an und drücke die Klinke des großen Eichenportals, ohne zu zögern, hinunter. Die Tür schwingt auf und das erste, was ich sehe, sind Bücher.

Da gibt es Regale voller großer und kleiner Bücher. Manche sind dick, manche ganz dünn. Ein paar haben Ledereinbände, andere sind sogar komplett aus Holz. Ich entdecke Bücher in den unterschiedlichsten Farben. Von rot und grün bis hin zu schweinchenrosa. Alle Bücher sind nach Kategorien geordnet; Ich sehe Bücher über Drachen, welche über die Geschichte der Zauberei, in anderen geht es um die größten Zauberer aller Zeiten. Weiter hinten stehen Bücher mit allerhand Informationen zu Zaubertränken und ich kann auch ein Regal mit Quidditchbüchern erkennen.

Mit vor Staunen geöffnetem Mund betrete ich die Bibliothek. An mehreren kleinen Tischen sitzen Schüler und machen ihre Hausaufgaben. Ich sehe Phoebe Ashton aus Hufflepuff und winke ihr kurz zu. Sie winkt zurück und widmet sich dann gleich wieder ihrem Buch.

Ich gehe weiter, zum hinteren Teil der Bibliothek. Hier sehe ich noch ein anderes Abteil. Es ist durch eine extra Tür getrennt und dort stehen allerlei Regale, mit dunkel erscheinenden Büchern. Eine komische Aura geht von diesem Abteil aus und mir läuft ein Schauer über den Rücken. Ich habe das Gefühl, dass es dort nur Bücher über die schwarze Magie gibt.

"Suchst du etwas Bestimmtes?", fragt plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich zucke erschrocken zusammen. Dann drehe ich mich um. Vor mir steht eine alte Frau, mit grauen Haaren. Sie trägt einen hässlichen, orangefarbenen Pullover und einen lavendelfarbenen, langen Rock. Dass diese Farben in Kombination wirklich schrecklich aussehen, stört sie allerdings wenig.

Ich erinnere mich wieder an ihre Frage. "Nein, ich habe mich nur umgesehen.", antworte ich. Die alte Frau, wahrscheinlich die Bibliothekarin, durchbohrt mich mit ihrem misstrauischen Blick. "Nur umgesehen, schon klar.", sagt sie. "Schon viele vor dir haben es mit dieser Ausrede probiert.". Nun bin ich verwirrt. "Aber...ich habe mich wirklich nur umgesehen.". Die Bibliothekarin röntgt mich immer noch mit ihrem Blick.

"Du hast hier nichts zu suchen. Nur Schüler mit der Erlaubnis eines Lehrers dürfen die verbotene Abteilung betreten. Und komm gar nicht erst in Versuchung, dich hier eines nachts herzuschleichen. Dann würdest du sofort von der Schule verwiesen werden!", brüllt sie los. Ich versuche, so schnell wie möglich von ihr wegzukommen und suche hinter dem nächsten Regal Schutz.

Doch zu spät bemerke ich die Person, die hier ebenfalls steht. Und natürlich renne ich in meiner Hast einfach gegen diese Person. "Oh...sorry.", entschuldige ich mich. Die Person gegenüber von mir schmunzelt. "Wird das jetzt langsam zur Gewohnheit?", fragt die männliche Stimme. Oh nein, lass das nicht war sein. Nicht er! Bitte nicht.

Doch entgegen meiner Erwartungen steht der blonde Slytherinjunge vor mir. Und, was soll ich sagen - er hat Recht, langsam wird es zur Gewohnheit, dass wir zusammentreffen. Ich stehe auf und versuche, ein Gespräch zu beginnen. "Und, bist du oft hier?". Er nickt. "Hier hat man wenigstens seine Ruhe. Und ich kann hier ungestört lernen, ohne dass jemand aus meinem Haus hier vorbeikommt. Sie lernen nicht so viel, falls du verstehst, was ich meine.", erklärt er.

Wow, so viel Offenheit hätte ich gar nicht von ihm erwartet. Und dass er sich viel um die Schule kümmert, noch weniger. Er fängt wieder an zu sprechen: "Wir haben uns eigentlich nie richtig vorgestellt.", schmunzelt er. "Das Schicksal scheint zu wollen, dass wir uns öfter sehen, also sollten wir uns vielleicht auch kennen.".

Okay, diese Situation ist jetzt zu komisch. Normalerweise sind Slytherins immer so arrogant und langweilig, weil sie ständig nur von sich reden. Aber scheinbar ist er eine Ausnahme. Nun merke ich, dass ich ihm wohl meinen Namen nennen soll: "Ich bin Lily. Lily Potter." Und dann fällt mir noch etwas ein. "Aber ich kann mich erinnern, dass ich dir schonmal meinen Namen gesagt habe. Vor einer Woche, im Zug.".

Doch als ich so darüber nachdenke, wird mir klar, dass sich ein einziger Name sehr leicht vergessen lässt. Wahrscheinlich hat er seitdem so viele Leute kennen gelernt, dass er sich deren Namen gar nicht alle merken konnte. Doch wieder überrascht er mich: "Ähm..ja wegen damals im Zug. Also...", stottert er und schaut sichtlich nervös gen Boden. "Ich will eben nicht jedem meinen Namen sagen. Ich will die Leute immer erst kennenlernen und entscheiden, ob ich mich mit ihnen verstehen könnte."

Also denkt er, wir könnten Freunde sein? Genau das habe ich am Montag nach Zaubertränke auch gedacht. Aber nun kommt es mir völlig absurd vor. Gryffindors und Slytherins sind dafür gemacht, sich nicht zu mögen.
"Und wenn ich mich dann gut mit ihnen verstehe, kann ich ihnen auch meinen Namen verraten. Das hat mir mein Dad so beigebracht.".

"Also sollen wir uns jetzt erstmal kennenlernen, bevor ich deinen Namen wissen darf?", frage ich. Er nickt. "Okay...ähm, was ist dein Lieblingsfach?", stelle ich die erste Frage. "Der Flugunterricht natürlich.", sagt er. "Und wo wir schon bei der Schule sind: Kannst du mir vielleicht erklären, wie man den Heiltrank für Furunkel braut? Wir sollen das ja können und ich verstehe es nicht. Und du bist schließlich gut im Zaubertrankunterricht.".

Ich nicke: "Natürlich kann ich dir alles erklären.". "Okay, dann morgen, nach der Schule?", fragt er erleichtert. Ich stimme zu und sage noch: "Wir treffen uns hier, in der Bibliothek.". Dann verabschiede ich mich und laufe los, auf dem Weg zum Gryffindorgemeinschaftsraum, um meine Hausaufgaben doch heute noch zu schaffen.

Ich höre, wie er mir noch etwas nachruft: "Mein Name ist übrigens Scorpius Malfoy.". Ich freue mich, dass er denkt, wir könnten Freunde werden, doch schon im nächsten Moment schrillen bei mir im Kopf sämtliche Alarmglocken. Ein Malfoy?! Ich bleibe schockiert stehen, renne dann plötzlich los und will nur noch so viel Abstand wie möglich zwischen den jungen Malfoy und mich bringen. Dad sagte, ich solle mich von allem fern halten, was den Nachnamen Malfoy trägt. Und nun bin ich auf dem besten Weg, mich mit einem anzufreunden. Was soll ich jetzt bloß machen?

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Hey,
vielleicht haben manche von euch schon gewusst, wer dieser "mysteriöse" blonde Slytherinjunge ist🙈
Jetzt ist es auf jeden Fall allen klar ✨
Das nächste Kapitel wird auch nicht lange auf sich warten lassen.
Danke, und schonmal ein schönes Wochenende an euch alle 💎

Eure Vilureef

Die Tochter Harry Potters Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt