Die Tochter Harry Potters

Familienzeit und Ausreden

Als wir alle synchron wieder auftauchen, müssen wir anfangen zu lachen. Ich überlege, wie lange ich mein Cousin und meine Cousine nicht mehr gesehen habe. Ich glaube, im Schloss sind sie mir noch nie begegnet - es ist schließlich riesig. Unsere letzte Begegnung muss daher jene gewesen sein, als wir uns an Dads Geburtstag getroffen haben.

Plötzlich verdunkelt sich mein Gesicht. Bin ich eigentlich völlig verrückt geworden? Nun habe ich doch glatt vergessen, dass der Brief und die Ketten von Mom sich noch immer in meiner Hosentasche befinden. Ich hole den Umschlag raus. Die Ketten sind zum Glück nicht beschädigt, doch der Brief ist aufgeweicht. Naja, das lässt sich jetzt nicht mehr ändern, zum Glück standen dort nicht allzu wichtige Dinge drin.

"Na, Hugo, wie gefällt es dir bis jetzt hier in Hogwarts?", beginne ich ein Gespräch. Komisch eigentlich, dass ich ihn gar nicht bei der Auswahl gesehen habe. "Und in welchem Haus bist du eigentlich?", schiebe ich direkt die nächste Frage hinterher.

Hugo wird rot und schaut verstohlen zu seiner Schwester. "Ach...öhm...naja, bei der Auswahl war ich gar nicht dabei.". Das erklärt natürlich, warum ich ihn nicht gesehen habe, aber es befriedigt noch lange nicht meinen Wissensdurst. "Und warum warst du nicht da?".

Die Situation scheint meinem kleinen Cousin sichtlich unangenehm zu sein. Er druckst herum und entscheidet sich letztendlich dafür, erstmal aus dem Wasser zu gehen. Gespannt folge ich ihm, mit Rose an meiner Seite. "Nun mach es doch nicht so spannend!".

"Naja, eigentlich ist es ja gar nicht so weltbewegend.", versucht Hugo es runterzuspielen. Ich stöhne genervt auf und fange an, mir meine nassen Haare auszuwringen. "Also gut. Ich hatte eine Begegnung mit einem Slytherin, er hat mich daran gehindert zur Auswahl zu kommen.". Ich bin immer noch neugierig: "Was hat er denn getan?".

"Wir saßen zusammen in einem Boot, als wir über den See nach Hogwarts gefahren sind. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er so fies ist.". Hugo hält kurz inne und fährt dann fort. "Tja, und dann hat er mich einfach in den See geschmissen. Niemand hat gemerkt, dass ich fehle, also sind sie einfach weitergefahren.". An dieser Stelle muss ich schmunzeln, aber nachdem Rose mir einen tödlichen Blick zuwirft, höre ich ganz schnell wieder auf.

"Als ich dann nach Hogwarts geschwommen bin und endlich da war, war die Auswahl schon längst vorbei. Ich bin dann also zu Onkel Harry gegangen und habe ihm erzählt, was passiert ist. Dann hat er mir einfach den Sprechenden Hut aufgesetzt und der hat mich nach Hufflepuff geschickt.", beendet Hugo seinen Redeschwall.

Na, über die Auswahl des Hutes wird Onkel Ron sich wohl nicht sonderlich freuen. Aber eine Frage interessiert mich immer noch brennend: "Und welcher Slytherin hat dich ins Wasser geschmissen?". Hugo spielt mit einem Faden, der sich von seiner hellblauen Stoffhose gelöst hat.

"Er heißt Jack Whiteman. Onkel Harry hat mir erzählt, dass er ein Auge auf ihn haben wird, denn da er nichts beweisen kann, wird Jack ohne Strafe davonkommen. Aber es hat etwas gebracht, diesen Jack im Auge zu behalten. Ich glaube, sie haben ihm einen Besen abgenommen, den er im ersten Schuljahr gar nicht besitzen darf.". Ich nicke, ich weiß ganz genau, wen Hugo meint.

Rose, die die ganze Zeit still gewesen ist, hebt nun ihren Blick vom Boden und schaut mich an: "Und du? Wie ist es dir hier bisher ergangen?". Ich rupfe mit einer Hand das Gras aus - eine blöde Angewohnheit von mir - und erzähle Hugo und Rose meine Erlebnisse bisher. Die Ohnmacht, Ruby, die maulende Myrte. Ein paar Dinge lasse ich ganz bewusst weg: mein Dad, Scorpius Malfoy und der Hund, der mir stets wiederbegegnet.

Die beiden lauschen mir aufmerksam und sind erstaunt, dass ich hier schon so viel erlebt habe. "Und was ist dein Lieblingsfach?", fragt Rose, nachdem ich geendet habe. Ich überlege kurz, komme aber schnell zu einem Ergebnis: "Ganz klar: Zaubertränke!".
Hugo und Rose sehen mich verblüfft an. Doch das kenne ich ja schon von Albus und James.