"Das ist süß, wenn du das machst" - pt.2 | 4

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"Du, das machen wir echt nicht nochmal, ja?", sagte Joko gerade zu Klaas, als er viel zu schnell durch den Berufsverkehr Berlins fuhr.
"Hm?", machte Klaas und sah von Jokos Thermobecher auf, den er in den Händen hielt. Joko hatte ihm den auf die Schnelle in die Hand gedrückt, als er geflucht hatte, dass sie sich zeitlich nicht auch noch leisten konnten, auf dem Weg irgendwo Kaffee zu kaufen. In der Redaktion gab es welchen, natürlich. Aber Klaas wollte vermeiden, dass Joko ihn nach oben tragen musste, weil er selbst dafür zu müde war.
"Ich hab gesagt", wiederholte Joko seine Worte ein wenig langsamer und genervter, "dass wir das nicht nochmal machen. War mir dann doch ein bisschen stressig vorhin."
"Geht klar, wenn du mir die Sorgen aus dem Hirn saugst", murmelte Klaas. Er hätte kein Problem damit, das nicht noch einmal zu erleben. Es war eine Katastrophe gewesen. An den anderen drei Tagen der Woche wäre es für niemanden ein Problem gewesen, wenn sie verschlafen hätten. Da sie aber wach geworden waren, als Thomas die beiden auf dem Handy eine halbe Stunde nach Beginn der Nachbesprechung wachgeklingelt hatte, war es an einem Dienstag schwierig mit dem Zu-Spät-Kommen. Geendet war es dann darin, dass sie hektisch unter die Dusche stiegen, sich jeder eine Scheibe Brot in den Mund schob und sie aus dem Haus stürmten. Wenn man sie nicht kannte, könnte man glatt behaupten, sie hatten sich wie ein altes Ehepaar benommen. Wenn man sie kannte, behauptete man das auch, denn das war ein weiterer Vergleich, der ihre Beziehung ganz gut beschrieb.
"Wow", meinte Joko, als sie vor der Redaktion zum Stehen kamen, "eine Stunde zu spät. Das ist ja noch unpünktlicher, als du es sonst bist."
Klaas warf ihm nur einen Blick zu, der seine Meinung dazu ausdrücken sollte, und stieg aus Jokos Wagen aus. Er hätte zwar auch mit seinem eigenen Auto fahren können, aber dann wären sie ja doch nur einander hinterhergerast.
Gemeinsam betraten sie zerknickt den Redaktionsraum.
"Na, hats unser Traumpaar auch mal geschafft?", fragte Jakob, als sie in die Runde grüßten und sich auf die Stühle warfen.
"Es ist nicht so, wie es aussieht", versuchte Joko, die Situation mit einem schlechten Scherz aufzulockern, aber keiner lachte. Klaas konnte ihnen den Ärger ja nicht einmal verübeln.
"Sorry", murmelte er deshalb kleinlaut.
Tatsächlich hebte sich die Stimmung dann aber recht schnell und die Freude über das gute Ergebnis besserte die Laune erheblich. Die Quoten waren inzwischen bekannt und sie waren mehr als gut. Zufrieden grinsten sich die beiden an.
"Mal was anderes", warf Jakob dann aber in den Raum, "gehört der nicht Joko?"
Er zeigte auf den Thermobecher, den Klaas noch immer umklammert hielt, obwohl er schon längst leer war.
"Und wieso hat der eigentlich bei dir gepennt?", meinte Thomas dann und wandte sich an Joko.
Hauptsächlich war es Amüsement, das sich in den Blicken der Kollegen spiegelte. Klar, sie gaben da nichts darauf. Aber es war immer wieder ein Spaß, wenn den Beiden eine heimliche Beziehung unterstellt wurde. Klaas sah auf seine Hände, aus irgendeinem Grund war ihm dieses Gespräch unangenehm. Joko dagegen ließ sich überhaupt nicht anmerken, dass das alles etwas merkwürdig gewesen war.
"Ach, der wollte mal wieder richtig hart durchgenommen werden", kommentierte er das Ganze sarkastisch. Die Runde lachte, dann war das Thema vom Tisch und das Gespräch führte zur kommenden Sendung. Klaas entspannte sich. Er konnte sich selbst nicht erklären, wieso da wieder dieses mulmige Gefühl in ihm war. Vorsichtig blickte er zu Joko, sie tauschten ein vertrautes Lächeln aus. Auf einmal war er ziemlich froh, dass er ihn hatte. Wie auch immer man das Verhältnis zwischen ihnen beschreiben konnte, es war gut, dass es das gab.

-

"Was machst du da?", kam Jokos skeptische Stimme von hinten und bescherte Klaas den Schock seines Lebens. Nach einem kräftigen Rums krabbelte Klaas rückwärts und mit der Hand am Hinterkopf aus einem von Jokos Schränken.
"War das wirklich nötig?", grummelte er. Etwas perplex stand Joko da neben der Anrichte und sah zu Klaas herunter.
"Soll ich mal streicheln? Vielleicht wirds dann besser", meinte Joko und sie grinsten sich kurz an.
"Passt schon", erwiderte Klaas und schloss mit der anderen Hand die Schranktür, "du hast echt keinen vernünftigen Nudeltopf, oder?"
Joko lachte und sah den Kleineren amüsiert an. "Du? Willst kochen?", fragte er.
Klaas sah Joko etwas pikiert an, wusste aber genau, dass dieser recht hatte.
"Weißt du", versuchte er trotzig sich zu rechtfertigen, "wenn wir hier schon Ehepaar spielen, dann richtig. Und ein bisschen vernünftiges Essen wär auch nicht schlecht."
Erneut öffnete er eine Schranktür und steckte den Kopf hinein, nur um sie direkt wieder zu schließen.
"Dürfte ich mal?", antwortete Joko, ohne direkt auf Klaas' Erklärung einzugehen. Er griff einmal um den Kleineren herum, öffnete eine Tür und holte einen Topf heraus.
"Soll ich dir nicht vielleicht helfen?", setzte Joko dann hinzu, als er ihn Klaas hinhielt.
"Wär vielleicht besser, ne?", meinte dieser und zog die Nase kraus.
"Das ist süß, wenn du das machst", sagte Joko aus heiterem Himmel. Klaas blickte ihm in die Augen, er wusste nicht, ob er sich unwohl fühlen sollte oder nicht. Dass das mulmige Gefühl im Magen stärker denn je war, das wusste er aber.
"Danke", meinte er dann nur und lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln, er freute sich über Jokos Kompliment. Vielleicht ein wenig zu sehr, sagte er sich und griff endlich nach dem Topf, den Joko ihm noch immer hinhielt. Den langen Augenkontakt schließlich brechend, stellte Klaas den Topf auf den Herd und zögerte einen Moment. Dann drehte er sich wieder zu Joko um, der nun gegenüber an der Anrichte lehnte.
"Du", meinte er zögernd, "willst du mir vielleicht wirklich helfen? Ich hab echt keinen Plan."
Joko sah ihn einen Moment an, dann ließ er das schallende Gelächter hören, für das er sich schon so oft schämen hatte müssen, und umarmte Klaas. Dieser erwiderte das Lachen und ebenso die Umarmung.
Als sie sich wieder voneinander lösten, sah Klaas noch einen Moment zu Joko.
"Weißt du", meinte er dann und sprach einfach aus, was er dachte, "eigentlich find ich deine Lache auch ziemlich süß."

Ist das dieses Patchwork? (Joko/Klaas Fanfiction)Where stories live. Discover now