"Alles okay?" - pt.1 | 11

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Als Klaas am nächsten Morgen aufwachte, hörte er zuerst ganz leise Jokos Stimme. Sie kam zwar aus dem Nebenraum, aber Klaas' Schlaf war im Moment alles andere als tief. Anscheinend war Joko am Handy, denn Klaas konnte keine zweite Stimme ausmachen. Er warf einen Blick auf seinen Sohn neben sich, der immer noch selig schlief, sein Lieblingskuscheltier im Arm.
"Wann kommst du dann?", hörte Klaas Joko leise fragen, dann seufzte dieser.
"Ist okay", meinte er dann nach einer kurzen Pause, "bis gleich."
Es herrschte Stille. Klaas befreite sich aus den Decken, darauf bedacht, seinen Sohn nicht aufzuwecken. Vorsichtig schloss er die Tür, als er aus dem Wohnzimmer schlurfte. Die Schlafzimmertür war ebenfalls geschlossen, die zu Jokos Arbeitszimmer jedoch nur angelehnt. Zögernd steckte Klaas seinen Kopf zur Tür herein.
"Alles okay?", fragte er leise. Joko schreckte hoch, sah Klaas kurz panisch an, musste dann aber lachen.
"Ich dachte, du schläfst", meinte er dann, "ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid."
"Schon okay, ich wär wahrscheinlich eh bald wach geworden. Was gibts denn?", fragte Klaas, trat nun ganz ein und rieb sich seinen schmerzenden Nacken. Auf Dauer würde sein Körper so einen kurzen Schlaf definitiv nicht mitmachen.
"Lisa hat angerufen, sie wollte heute nochmal was mit Mila unternehmen, Montag ist ja Schulanfang", erklärte Joko dann.
"Montag?", fragte Klaas nach und runzelte die Stirn, "dann ist das jetzt sicher, dass Mila hier in Berlin bleibt?"
Joko zuckte die Schultern. "Hat sie nichts zu gesagt. Aber ich red nochmal mit ihr, wenn sie Mila heute Abend wieder vorbeibringt."
Joko stand auf, streckte sich kurz. "Ich geh sie mal wecken und ihr Bescheid geben."
Klaas nickte, dachte dann aber an den vorherigen Abend zurück. "Du, Joko?", fragte er, als dieser schon halb zur Tür hinaus war.
"Hm?", machte er und stoppte noch einmal.
"Ich wollte auch mal noch mit dir reden", meinte Klaas dann etwas zögerlich.
"Wegen gestern?", fragte Joko leise. Natürlich, dachte Klaas, worüber denn sonst? Übers Wetter? Er sagte aber nichts, nickte nur.
"Ich wollte nur wissen, wie viel ich davon dem Alkohol zuschreiben soll", formulierte Klaas dann vorsichtig die Frage, die ihm gestern noch lange auf der Zunge gebrannt hatte. Natürlich hätte er direkt fragen können, wieso zum Teufel Joko und er sich geküsst hatten, aber das war nicht seine Art. Er war Moderator, er formulierte die Dinge gerne elegant.
Joko lächelte ihn nur an, hatte noch immer die Hand auf der Türklinke, wirkte nun aber weniger gestresst. Eher glücklich.
"Kein bisschen, Klaas", meinte Joko dann und nun grinste auch Klaas.
"Gut", sagte er nur und nickte dann mit dem Kopf in Richtung Tür, "geh mal Mila wecken."

-

"So, und was machen wir drei Hübschen jetzt?", fragte Joko, als Lisa gemeinsam mit Mila wieder gegangen war und er ins Wohnzimmer zu den beiden anderen zurückkam.
Klaas überlegte einen Moment, wurde dann aber unterbrochen, als sein Handy klingelte. Er zögerte einen Augenblick abzuheben, als er Doris' Namen auf dem Display sah.
"Ist das Mama?", fragte Bent, der neben seinem Vater auf dem Sofa herumkugelte. Klaas bejahte. Es hätte ja doch keinen Sinn, ihn anzulügen.
"Willst du mit ihr reden?", fragte Klaas seinen Sohn, wollte die Gelegenheit nutzen, um noch einmal auf Tuchfühlung zu gehen, um mehr darüber rauszufinden, wie das Verhältnis von Bents Seite aus war. Doch sein Sohn schüttelte nur heftig den Kopf, rollte wieder herum. Das war allerdings auch eine Aussage. Klaas nahm schließlich doch ab, schaffte es noch, bevor sie wieder auflegte.
"Hallo?", fragte er, stets auf ein kühles Verhältnis bedacht. Er überlegte, ob er den Raum verlassen sollte, ließ es aber doch bleiben. Joko würde er ohnehin erzählen, worüber sie gesprochen hatten und Bent schien mit sich selbst beschäftigt.
"Warum hast du einen Antrag auf alleiniges Sorgerecht gestellt?", fragte Doris. Sie schien ruhig, gefährlich ruhig.
"Warum weißt du das schon?", wollte Klaas stattdessen wissen, ging nicht auf die Frage ein.
"Haben sich gestern bei mir gemeldet. Promibonus, schätze ich", gab sie bissig zurück. Klaas war sich unsicher, ob das ein Seitenhieb gegen ihn sein sollte. Falls ja, würde er das ignorieren. Denn als prominent ging sie wohl auch selbst durch. Klaas schnaubte nur und stand verärgert auf.
"Das beantwortet aber nicht meine Frage", gab Doris dann noch zurück und Klaas sah keinen Weg, einer Antwort zu entgehen. Außerdem würde es ja doch zu nichts führen.
"Weil ich das tue, was ich für ihn am besten halte", gab er zurück, nannte dabei nicht Bents Namen. Der schien zwar nicht zuzuhören, aber dann würde er aufhorchen. Klaas warf einen Blick zu seinem Sohn, der noch immer herumkugelte, beobachtete, wie er fast vom Sofa herunterfiel, wie Joko ihn auffing und ihm wieder hinauf half. Er war kurz abgelenkt, konnte es nicht verhindern, dass ihm ein Lächeln übers Gesicht huschte.
"Dann ist dir ja wohl klar, was ich jetzt tue", erwiderte Doris, wurde lauter.
"Ich denke doch wohl gar nichts. Dir ist hoffentlich bewusst, was du ihm angetan hast", gab Klaas nun zurück, wandte den Blick wieder ab und konzentrierte sich ganz auf das Gespräch, wurde dabei auch lauter.
"Was ich ihm angetan habe? Wer der schlechte Elternteil war, ist ja wohl offensichtlich! Wann warst du denn mal da, hm?", schrie Doris nun schon fast. Nicht so oft, wie er gern da gewesen wäre, da hatte sie recht. Das war das Einzige, das man ihm an der ganzen Sache vorwerfen konnte. Seinen Job aufgeben wäre aber in keiner Welt infrage gekommen, das wussten alle. Joko beäugte ihn, als er Luft für eine energische Antwort holte. Er wollte es vermeiden zu schreien. Bei dieser bodenlosen Frechheit fiel ihm das allerdings schwer.
"Wenn ich da war, dann war ich wenigstens auch für meinen Sohn da", rief Klaas halblaut ins Handy.
Aus dem Augenwinkel sah er Joko auf ihn zukommen, ignorierte das aber. Erst als dieser ihm das iPhone aus der Hand nahm, sah er hinüber. Ein bestimmender Blick lag in Jokos Gesicht, als er sich Klaas' Handy selbst ans Ohr hielt. Bent neben ihm saß nun nur noch still da, sah seinen Vater mit großen Augen an. Klaas selbst bewegte sich nicht, er blieb an derselben Stelle schwer atmend stehen, sah zu Joko, der sich ein paar Meter entfernt hatte.
"Doris, Joko hier", meldete er sich. Klaas malte sich ihre Reaktion schon aus. Ein Gekeife, was er denn an einem Samstag am selben Ort wie Klaas machte, konnte Joko vermutlich gerade hören. Seine Vermutung bestätigte sich, als er Jokos Antwort hörte.
"Geht dich gar nichts an", gab dieser forsch zurück, "aber denk einfach mal in Ruhe darüber nach, wieso Klaas das gemacht hat. Er hatte seine Gründe."
Dann legte er auf, ging wieder zu Klaas und drückte ihm sein Handy in die Hand.
"Danke", meinte Klaas nur, beruhigte sich allmählich wieder. Es war das Richtige gewesen, mehr konnte er Joko nun nicht erwidern. Er setzte sich wieder hin, rieb sich entnervt übers Gesicht. Neben ihm nahm Joko Bent hoch, setzte ihn auf seinen Schoß. Klaas wusste, dass er für ihn da sein müsste. Aber Klaas wusste auch, dass Joko da war, dass er sich kümmerte. Dass Klaas sich diesen Moment nehmen konnte.
Einen Augenblick herrschte Stille im Zimmer, Bent hatte sich an Joko gekuschelt. Es gab nichts zu sagen zum Telefonat, Joko wusste, was passiert war, Klaas wusste was passiert war. Man konnte nichts daran ändern.
"Muss ich wieder weg?", fragte Bent dann nach einem Moment. Klaas regte sich wieder, setzte sich nun auch zu den beiden rüber, wuschelte seinem Sohn durch die Haare. "Nein, Schatz, du bleibst hier."
Etwas leiser murmelte er noch "Hoffentlich für immer."


Ist das dieses Patchwork? (Joko/Klaas Fanfiction)Where stories live. Discover now