"Was macht der denn hier?" - pt.2 | 20

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Klaas atmete noch einmal tief durch, als Joko vor dem Gebäude hielt, in dem das Übel stattfinden sollte. Joko stellte den Motor ab und machte Anstalten, auszusteigen.
"Was machst du?", fragte Klaas und der Andere hielt einen Moment inne.
"Aussteigen", beantwortete Joko die Frage mit dem Offensichtlichen.
"Das seh ich, man. Wieso?", spezifizierte Klaas seine Verwirrung.
"Weil ich mitkomme. Man, ich lass dich doch da nicht allein", erklärte sein Freund, hatte ein ermutigendes Lächeln auf den Lippen. Klaas überlegte einen Moment, ob er das kritisieren sollte, ob er Einwände bringen sollte von wegen 'das bringt doch sowieso nichts, die lassen dich da doch nicht rein.' Schließlich brachte er doch nur ein Lächeln und ein einfaches "Danke" und beugte sich rüber, um Joko einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Gemeinsam stiegen sie aus, Klaas half seinem Sohn aus dem Auto und mit ihm an der Hand betraten sie das unheilvolle Haus. Beim Gespräch mit Bent vorhin war dieser recht still gewesen, aber es war okay. Klaas war die Taktik gefahren, ein wenig über dessen Mutter zu reden und hatte dann gefragt, ob es seinem Sohn denn wichtig war, dass er bei seinem Vater bleiben konnte. Bent hatte nur energisch genickt und vorsichtig hatte sein Vater ihn gefragt, ob es okay wäre, wenn er das später auch fremden Menschen klarmachen müsste. Wieder hatte Bent nur genickt und sich an seinen Vater gekuschelt. Das reichte Klaas, sein Sohn würde das gut machen, da war er sich sicher.
Als die drei gemeinsam auf den Raum zuliefen, der die im Brief angegebene Raumnummer trug, waren sie bereits nicht mehr allein. Schon von der Ferne sah Klaas eine Frau auf einem der Stühle sitzen, die er in tausend Jahren noch erkennen würde, so viel Hass, wie er in sich trug. Joko und er tauschten einen vielsagenden Blick aus. Langsam, da sein Sohn mit seinen drei Jahren noch nicht der Schnellste war, kamen die drei immer näher auf Doris zu. Als sie kurz vor ihr zum Stehen kamen, sah sie auf, musterte erst Klaas, bedachte dann Joko mit einem abschätzigen Blick und wandte sich dann ihrem Sohn zu. Sofort stand sie auf, machte Anstalten, ihn in den Arm zu nehmen, doch Bent klammerte sich nur mit beiden kleinen Händen an die große seines Vaters, sah seine Mutter zögerlich an.
"Hey, Schatz", begrüßte Doris ihn mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das bereits wieder erstarb, als sie die verhaltene Reaktion ihres Sohnes registrierte. Sie beugte sich zu ihm hinab, streckte ihre Arme aus, hoffte wohl, er würde ihr entgegen laufen.
"Hallo", begrüßte sie Bent nun auch leise, ließ die Hand seines Vaters aber noch immer nicht los. Langsam ließ sie ihre Arme sinken, setzte sich wieder auf den Stuhl hinter ihr. Einen Moment sah sie ihn noch an, versuchte sich weiterhin an ihrem Lächeln, doch Klaas kannte sie gut genug, um ihr anzusehen, wie enttäuscht sie war. Ein kleiner Teil von Klaas brachte etwas Mitleid zustande, doch auch dafür schämte er sich schon.
Schließlich wandte sich Doris den beiden Männern zu, akzeptierte, dass ihr Sohn ihre Freude wohl nicht teilte.
"Na", meinte sie nur. Klaas sah sie nur an, komplett von Wut erfüllt.
"Na", erwiderte er dann doch ironisch. Sie starrte ihn einen Moment an, wandte ihren Blick zu Joko.
"Was macht der denn hier?", fragte sie an Klaas gerichtet, sprach von Joko in der dritten Person.
"Der unterstützt einen Mensch im Kampf gegen die Ungerechtigkeit", beantwortete Joko stattdessen die Frage, sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. Wäre die Luft nicht zum Schneiden dick, hätte Klaas nun aufgelacht ob der Weisheit, die Joko in diesen Satz gepackt hatte.
Hinter Doris öffnete sich eine Tür, zwei wichtig aussehende Herren liefen auf die vier zu, die sich nur bitterböse anstarrten.
"Ach, musst du dir sofort nen Neuen suchen, wenn ich weg bin?", erwiderte Doris schnippisch, schien die beiden Männer hinter ihr noch nicht bemerkt zu haben. Klaas wusste, dass sie ihn nur damit aufziehen wollte, dass sie nicht ahnte, wie nah sie tatsächlich an der Wahrheit lag. Wenn auch nicht so negativ formuliert, wie sie das getan hatte.
"Hab ich tatsächlich", nutzte Klaas seine Chance, als die beiden Männer in Hörweite waren. Es konnte natürlich auch schief gehen, aber wenn die beiden etwas modernere Ansichten hatten, dann würde das seinen Erfolg deutlich wahrscheinlicher machen. "Nur dass ich mir Menschen aussuche, die ich eben auch liebe", fügte er dann deutlich hinzu. Doris sah ihn erneut abschätzig an, ihre Augen blitzten einen Moment auf, bevor sie sich wieder sammelte.
"Interessant", meinte sie dann nur mit hochgezogenen Augenbrauen, die beiden Männer direkt hinter ihr. Das konnten sie nicht überhört haben. Innerlich grinste Klaas siegessicher, als die beiden sich einen bedeutungsvollen Blick zuwarfen.
"Guten Morgen, die Herrschaften", ergriff der Eine nun das Wort und Doris zuckte ein wenig zusammen, als sie die beiden bemerkte. Klaas' Hoffnung steigerte sich noch weiter, als er erkannte, wie sie innerlich mit sich kämpfte.
"Guten Morgen, Kleiner", wandte sich der Andere dann auch an Klaas' Sohn, beugte sich zu ihm runter und gab ihm die Hand, "du musst Bent sein, richtig?"
Er nickte zögerlich und gab dem Herrn kurz seine Hand, die andere klammerte noch immer an der seines Vaters.
Nach und nach gaben die beiden nun auch den anderen die Hand, sie stellten sich vor und lächelten höflich.
"Nun gut, Sie beiden folgen bitte meinem Kollegen", wandte er sich dann an Doris und Klaas, fügte an Bent gewandt hinzu: "Und du kannst gleich mit mir mitkommen."
Er streckte ihm die Hand entgegen und Bent beäugte ihn nur misstrauisch.
"Ist alles gut, Schatz", ergriff Klaas nun wieder das Wort, beugte sich runter und gab seinem Sohn einen kurzen Kuss auf den Kopf, "wir sehen uns gleich wieder, okay?"
Bent nickte zögerlich, löste sich dann schließlich von seinem Vater und folgte dem unbekannten Mann. Der Andere wandte sich nun an Joko.
"Darf ich Ihnen noch kurz eine Frage stellen?", fragte er ihn.
Joko nickte nur erstaunt. "Natürlich."
"Sind Sie der Lebensgefährte von Herrn Heufer-Umlauf?", stellte er ihm dann die überraschende Frage, "nur bezüglich der Lebenssituation, das ist möglicherweise entscheidend für den Kleinen."
Klaas' Magen zog sich einen Moment zusammen, gespannt auf Jokos Antwort.
"Das ist richtig, ja. Ich bin sein Lebensgefährte", antwortete Joko dann mit fester Stimme, lächelte Klaas kurz an. Dessen Anspannung löste sich schlagartig, machte einer innerlichen Freude Platz, die immer weiter anwuchs.
"Nun", fuhr der Angestellte des Jugendamts fort, "sie können leider nicht am Grspräch teilhaben. Unten steht aber ein sehr guter Kaffeeautomat."
Joko lachte kurz auf, bedankte sich dann höflich und wandte sich schließlich Klaas zu.
"Ich bin unten, okay, Schatz?", verabschiedete er sich.
"Okay", erwiderte Klaas nur, bis zu den Haarspitzen angespannt. Joko zögerte einen Moment, gab Klaas dann aber einen kurzen Kuss auf die Wange.
"Tschüss, Doris", fügte er noch hinzu, streckte Doris die Hand entgegen. Natürlich nur um den guten Eindruck zu wahren, das war offensichtlich.
"Frau Golpashin", korrigierte Doris ihn dann, brachte damit einen geschickten Seitenhieb. Joko ließ sich davon nicht beirren, nickte nur kurz und wandte sich dann um.
"Nun dann", meinte der Herr wieder, ignorierte die unangenehme Stimmung, "folgen Sie mir bitte."

Ist das dieses Patchwork? (Joko/Klaas Fanfiction)Where stories live. Discover now