"Magst du Joko?" - pt. 2 | 8

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"Na komm mal her", versuchte Klaas seinen Sohn zu beruhigen, ohne dass er sich anmerken ließ, wie erschüttert er war. Dann hob er ihn hoch, setzte ihn auf seinen Schoß, so dass er ihn ansehen konnte. Er hatte nie gewusst, wie unglücklich er wirklich war. Nie hatte Bent ein Wort erwähnt.
"Ich werde alles dafür tun, dass du bei mir bleiben kannst, hörst du?", erklärte Klaas seinem Sohn, "ich lass dich mir nicht wegnehmen."
"Ich will bei euch beiden bleiben", meinte Bent dann und schloß seine kleinen Arme um Klaas' Brust. Klaas sagte nichts, er nahm das so hin und strich seinem Sohn einen Moment nur beruhigend über den Rücken, bis er aufgehört hatte zu weinen. Dann löste sich Bent wieder und sah in die Augen seines Vaters.
"Magst du Joko?", fragte der Kleine ihn.
"Klar mag ich Joko", meinte Klaas ein wenig verwundert.
"So wie du Mama gemocht hast?" fragte Bent dann nochmal nach.
Nun verstand Klaas, worauf sein Sohn hinauswollte und es wurde ihm erneut mulmig. Er sagte einen Moment nichts, er hatte keine Ahnung, wie er darauf antworten sollte. Er wusste, dass Kinder Dinge manchmal spürten, ohne wirklich eine Ahnung zu haben. Dinge spürten, die Erwachsene sich nicht einmal trauten auszusprechen.
"Ich glaub er mag dich auch", sagte Bent dann stattdessen und kuschelte sich wieder an seinen Vater. Klaas' Gedanken kreisten erneut um die Situation im Büro. Als Joko ihm gesagt hatte, dass er auch nicht wusste, was genau Klaas ihm bedeutete. Es war zum Verrücktwerden. Ja, das hatte alles schon vor vielen Wochen begonnen, natürlich. Als Klaas die Befürchtung hatte, dass Joko ihm zu wichtig wurde. Er konnte das alles nicht deuten, er hatte doch Doris. Und genau daran hatte er sich damals geklammert, hatte versucht seine Beziehung zu retten, obwohl er sich schon da sicher war, dass sie ihn betrug, obwohl er wusste, dass in seiner Familie gar nichts heile Welt war. Ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte, dass er dabei war, sich in Joko zu verlieben. Und ja, das war er. Die letzten zwei Tage hatten ihm den Rest gegeben. Hatten ihn darin bestätigt, dass er hier auf keinen Fall bleiben durfte. Er wollte sich nicht noch mehr in Joko verlieben, nein, das war das Letzte was er wollte. Das würde mehr Probleme geben, als er sie in seinem Leben je gehabt hatte. Und das konnte er nicht verkraften. Das Einzige, das helfen konnte, war, dass er hier rausmusste. Es grauste ihm bei dem Gedanken, in das mittlerweile so ungemütliche Haus zurückzukehren. Doch er konnte nicht auch noch bei Joko leben. Wenn sein Sohn das aber wollte, was dann?"Magst du mal weitermalen?", fragte Klaas seinen Sohn, der sich inzwischen wieder beruhigt hatte. Er nickte und Klaas setzte ihn wieder aufs Bett.
"Ich bin nebenan, okay?", meinte er dann noch und Bent nickte erneut.
Dann zog er sich ins Wohnzimmer zurück, schmiss sich ausgelaugt aufs Sofa. Ein Glück, dass Joko sich ein so ein Monsterding hier hingestellt hatte, das kam schon fast einem Bett gleich. Kaum hatte er die Augen geschlossen, hörte er leise Schritte und öffnete sie wieder. Ohne ein Wort stand Mila in der Wohnzimmertür und sah zu ihm.
"Papa hat gesagt, du sollst mir Bent vorstellen", meinte sie schüchtern. Klaas seufzte innerlich. Aber er wollte Joko und Lisa die Zeit geben, die sie brauchten, um eine Lösung zu finden.
"Na dann machen wir das mal, oder?", sagte er dann und stand mühsam wieder vom Sofa auf.
"Wo schläfst du denn immer, wenn du hier in Berlin bist?", fragte er Mila, als er sah, dass sie ihre Tasche noch in der Hand hatte.
"Bei ihm im Bett", antwortete sie dann und folgte Klaas Richtung Schlafzimmer. Blöde Frage, natürlich stand deshalb ein Doppelbett bei Joko.
"Ich bins nochmal", sagte Klaas zu Bent, "ich wollte dir wen vorstellen. Das ist Jokos Tochter, Mila heißt sie."
"Hallo", sagte Mila leise. Ja, sie war ähnlich vorsichtig wie sein Sohn, wenn er jemanden nicht kannte. Der sagte im Moment gar nichts, er sah Mila nur mit großen Augen an. Das konnte ja was werden, wenn Klaas und sein Sohn tatsächlich noch hier bleiben würden.

-

"War echt nicht einfach mit den Kindern übrigens", meinte Klaas gerade und goss die Nudeln ab. Joko hatte mehr Ahnung von diesem Ding namens Küche, aber Klaas wollte ihn da nicht alleine stehen lassen, schließlich ging es nun auch um zwei Kinder.
Joko hatte ihm gerade von seinem Gespräch mit Lisa erzählt, sie hatte eingesehen, dass es keine schlimmere Lösung gab, als wenn Mila teils in Berlin und teils in München wohnte. Sie hatten das offen gelassen, es waren ohnehin noch ein paar Tage bis die Sommerferien vorbei waren. Immerhin waren sie im Guten verblieben, waren bereit eine gemeinsame Lösung zu finden.
"Wieso denn?", fragte Joko nun nach und griff nach ein paar Tellern, um den Tisch zu decken.
"Als ich gefragt hab, ob sie nicht was zusammen spielen wollen, hat Mila gar nichts gesagt, Bent hat den Kopf geschüttelt", berichtete Klaas, "ich habs dann wieder aufgegeben."
"Hm", machte Joko nur.
"Was hm?", fragte Klaas nach, "ist doch scheiße so."
"Wird bestimmt noch", antwortete Joko, klang da aber auch nicht wirklich überzeugt.
"Ich hol sie mal zum Essen", murmelte Klaas, ging nach nebenan und blieb erstaunt im Türrahmen stehen. Dann drehte er wieder um, winkte Joko zu sich herüber. Gemeinsam sahen sie ihren beiden Kindern beim Spielen zu.
"Du musst das da hinmachen", sagte Mila gerade zu Bent und griff nach einem der Duplo-Steine vor ihr, "dann sieht das viel mehr aus wie ein Hund."
"Quatsch", gab Bent in quengelndem Ton zurück, "das ist blöd."
Joko lächelte Klaas glücklich an, dann legte er den Arm um ihn.
"Weißt du, ich könnte mich da echt dran gewöhnen", sagte er leise. Klaas sah noch einmal nach vorne, die beiden bemerkten ihre Väter noch immer nicht. Waren in ihrer eigenen Welt.
Vielleicht hatte Bent recht, vielleicht ging es Joko ähnlich mit seinen Gefühlen, überlegte er für einen kurzen Moment. Vielleicht.

-

Noch einmal hatte Klaas nachgedacht. Er war lange wach gelegen, wie die letzten Nächte auch. Hatte überlegt. Er wusste, dass das so nicht bleiben konnte. Er musste raus hier, weg. Mit jedem neuen Tag in Jokos Wohnung würde er sich mehr in ihn verlieben. Die Szene am vorherigen Abend hatte ihm die Augen geöffnet. Es war zu schön gewesen, die beiden Kinder dort spielen zu sehen, Jokos Arm um ihn gelegt. Zu schön um wahr zu sein, konnte man wohl sagen. Würde er eine Beziehung mit Joko führen, dann wäre es schön. Er würde hier bleiben und glücklich werden. Aber allein dieser Gedanke, eine Beziehung mit Joko zu führen, war absurd. Bent schätzte das falsch ein, Klaas deutete das falsch. Er hatte zu viel in Jokos Worte hineininterpretiert.
"Was machst du da?", fragte ihn ein verschlafener Joko. Klaas drehte sich um, sah den Mann, der alles nur einfacher machen wollte. Und nun wurde es nur komplizierter. Er trug Boxershorts und ein altes T-Shirt, war von Klaas' Lärm aufgewacht. Er hatte Bent zum Zähne putzen geschickt, war gerade dabei, ihre Sachen zu packen.
"Wir fahren zu mir", meinte er nur knapp, wandte sich wieder von Joko ab. Er würde nun nicht schwach werden.
"Wir?", fragte Joko nach. Er war doch sonst nicht so dämlich.
"Bent und ich", beantwortete Klaas die Frage dennoch.
"Warum?", fragte Joko erneut nach, "bleib doch hier. Das ist doch alles grad total prima, bleib doch...ja, bleib bitte hier."
Er war immer leiser geworden und Klaas pausierte einen Moment, drehte sich zu Joko um.
"Es geht nicht, Joko. Es geht nicht und das weißt du genauso gut wie ich."

Ist das dieses Patchwork? (Joko/Klaas Fanfiction)Where stories live. Discover now