"Hey, alles okay?" - pt.2 | 26

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"Joko?", fragte Klaas leise, als er vor ihm zum Stehen kam. Der Ältere schien zu dösen und die Position, in der er das auf den unbequemen Stühlen des Familiengerichts tat, schien dafür alles andere als geeignet. Klaas musste bei diesem Anblick dennoch lächeln. Joko hatte den Mund halb geöffnet, die Haare hingen ihm wild ins Gesicht. Klaas strich ihm ganz selbstverständlich den Pony aus dem Gesicht. So eine harmlose Geste, die ihm ohne groß darüber nachzudenken von der Hand gegangen war. So weit waren sie also schon, dachte er grinsend. Nach einem weiteren Moment regte sich der Andere und blinzelte Klaas verschlafen an. Dann setzte er sich langsam auf und schob seine Brille hoch.
"Hab ich gepennt?", fragte er und rieb sich den Rücken. Kein Wunder, dass der nun schmerzte. Klaas legte aber den Finger auf den Mund, er wollte nicht, dass sein Sohn aufwachte, der ebenfalls selig auf dem Arm seines Vaters seinen Mittagsschlaf hielt.
"Ja, hast du", beantwortete er dann leise die Frage und grinste.
"Oh Gott, tut mir leid", entschuldigte sich der Größere sofort und schien sich dann schlagartig wieder zu erinnern, wo er sich befand, "was ist los? Wo ist Doris?"
"Schon wieder gefahren, die war unglaublich beleidigt", erwiderte Klaas und konnte nicht anders, als bei diesem Satz freudig zu lächeln, "kannst du Bent mal kurz nehmen? Ich muss mir da unbedingt noch schnell nen Kaffee holen."
"Klar", erwiderte der Andere nur, streckte sich einmal verschlafen und stand dann auf, um seinem Freund den Kleinen abzunehmen.
"Aber wie liefs?", wollte er dann wissen, als er ihm zum Kaffeeautomaten folgte, "was gibts Neues?"
"Doris gehen langsam die Argumente aus", grinste Klaas. Er war unglaublich müde, ja. Aber dennoch nicht schlecht gelaunt, weil die ganze Sache durchaus auf einem guten Weg war.
"Na, das ist doch prima!", erwiderte der Andere ein wenig zu laut und Bent regte sich kurz, kuschelte sich dann aber wieder friedlich an Jokos Schulter.
"Jap, sieht ganz gut aus im Moment", erwiderte Klaas, warf ein wenig Kleingeld in den Automaten und drückte eine Taste.
"Und wie gehts jetzt weiter?", fragte der Andere.
"Die wollen sich vorerst noch einmal mit uns unterhalten und dann bei uns beiden zuhause vorbeischauen. Bei uns Samstag in einer Woche, bei Doris die Woche drauf. Dann machen sie sich ein Bild vom Leben beim jeweiligen Elternteil und dann soll ne Entscheidung fallen", berichtete Klaas.
"Bei uns zuhause?", fragte Joko nach, "na das wird ja spannend."
"Naja, wir können eh nur das machen, was wir sonst auch machen. Gute Eltern sein", meinte der Kleinere schulterzuckend und verzerrte das Gesicht, als er einen Schluck aus dem kleinen Pappbecher nahm. "Der schmeckt ja wirklich grauenvoll."
Joko nickte. "Man nimmt halt was man kriegen kann, wenn man hier ein paar Stunden sitzt."
Der Kleinere sah lächelnd zu ihm auf. "Danke, dass du hier die ganze Zeit gewartet hast, das zweite Mal schon."
"Kein Ding, wirklich", meinte Joko daraufhin, "wenn ich dir sonst schon nicht mit dieser Scheiße helfen kann."
Klaas warf kurz einen Blick zur Seite, die Empfangsdame hatte sich tief über ihre Arbeit gebeugt und auch sonst war keiner in der Eingangshalle.
"Trotzdem bin ich dankbar", meinte er dann noch einmal und stellte sich auf Zehenspitzen, um Joko einen kurzen, liebevollen Kuss aufzudrücken.
"Und wenn ich das hier zurückbekomme, dann lohnt sich das Warten doch allemal", grinste ihn Joko an.
"Ach, das ist also quasi deine Währung?", fragte Klaas feixend nach. "Gut zu wissen."
"Eigentlich ist der Wechselkurs aber deutlich höher", gab der Andere frech grinsend zurück, "das war nur die Anzahlung, du schuldest mir noch was."
Noch einmal streckte sich der Kleinere und ließ seine Lippen diesmal einen Augenblick länger auf denen des Anderen.
"Immernoch Schulden?", fragte er lächelnd. Joko kam jedoch nicht zu einer Antwort, da kaum ein paar Meter neben ihnen einer der beiden Angestellten auf den Ausgang zulief.
"Schönen Nachmittag noch", rief er ihnen auf dem Weg nach draußen noch zu und grinste breit, eine Hand grüßend gehoben. Auch Joko und Klaas winkten ihm kurz zu, sein Magen zog sich allerdings zusammen. Mist.
"Hey, alles okay?", fragte Joko als er wieder in Klaas' bedrücktes Gesicht sah. "Ist doch gut, wenn er mitbekommt, dass wir glücklich sind."
Klaas nickte langsam. Ja, das war es. Aber er musste sich noch immer daran gewöhnen, diesen Mann so selbstverständlich in der Öffentlichkeit zu küssen.
"Bist du das denn?", wollte Joko dann noch wissen, warf dem Anderen kurz einen skeptischen Blick zu.
"Was?", fragte Klaas nach, sah noch einmal in die Richtung, in die der Mitarbeiter gerade verschwunden war.
"Ob du glücklich bist", erklärte sich Joko dann, sah ernst in die Augen des Anderen.
Klaas lachte kurz auf. "Das fragst du wirklich? Ja, verdammt", erwiderte er und gab dem Größeren noch einen dritten, kurzen Kuss.
"Gut", meinte Joko nun wieder breit grinsend, "dann kannst du ja endlich mal deinen Sohn wieder nehmen, der wird nämlich langsam schwer."
"Das ergibt nicht mal Sinn", erwiderte Klaas stirnrunzelnd, als er Bent wieder auf seinen Arm nahm. Joko dagegen zuckte nur die Schultern und wandte sich dann in Richtung des Ausgangs. Klaas folgte ihm etwas langsamer, noch immer mit Lächeln im Gesicht.

Ist das dieses Patchwork? (Joko/Klaas Fanfiction)Where stories live. Discover now