"Noch'n Bier?" - pt.2 | 10

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"Guten Morgen, mein Kleiner", weckte Klaas seinen Sohn am nächsten Morgen leise, streichelte ihm sanft über die Wange.
"Heute ist ein großer Tag", meinte Klaas dann als Bent versuchte, unter seine kleine Decke zu kriechen. Neugierig steckte er den Kopf wieder heraus.
"Wir fahren wieder zu Joko", erklärte Klaas dann. Augenblicklich strahlte der Kleine seinen Vater an, krabbelte aus der Decke, kreischte und schmiss sich auf ihn drauf. Er hatte gehofft, dass sein Sohn sich freuen würde, mit einer solchen Reaktion hatte er allerdings nicht gerechnet.
Mit einem etwas positiveren Gefühl half er seinem Sohn beim Anziehen. Vielleicht konnte diese ganze Sache ja doch etwas werden, dachte er, als er auf dem Weg nach unten nach dem Antrag auf das alleinige Sorgerecht griff, den er vor der Arbeit noch beim Familiengericht abgeben wollte.

-

"Jetzt mach dir nicht so einen Stress, Klaas", redete Joko nun zum tausendsten Mal an ihn hin.
"Aber was ist, wenn die das nicht erkennen? Dass ich im Recht bin?", fragte Klaas besorgt nach. Das Gespräch drehte sich eindeutig im Kreis. Aber er hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Sechs Wochen hatte Doris, um dem Antrag zu widersprechen. Und das würde sie tun. Und dann galt es, seine Position so vorzutragen, dass es für ihn gut ausging. Und vor allem für Bent.
"Klaas, hör mir mal gut zu", sagte Joko dann, legte seine Hände auf Klaas Schultern und drehte ihn, so dass er Joko ansehen musste. "Selbst wenn Doris dem Antrag widerspricht: Du bist im Recht, man sieht, wie schlecht es Bent bei ihr geht. Die werden ihn befragen, ja. Schließlich steht sein Wohl im Vordergrund. Aber das sind erfahrene Leute, die gehen ordentlich mit ihm um, er wird sagen, dass er bei dir bleiben will und gut is, okay?"
"Bei uns", verbesserte Klaas ihn. Joko lächelte, dann umarmte er ihn.
"Noch'n Bier?", fragte Joko dann und Klaas nickte, sah Joko zu, wie er das Arbeitszimmer verließ, in dem sie den traurigen Versuch unternommen hatten, es sich gemütlich zu machen. Wenn das wacklige Konstrukt hier wirklich bestehen sollte, musste da etwas passieren. Mila schlief gemeinsam mit ihrem Vater im Bett, Klaas und sein Sohn auf dem Sofa. Zugegeben, es war wirklich bequem dort. Aber die Zu-Bett-Geh-Zeit eines Dreijährigen war doch etwas früher als die seines Vaters.
"Du, irgendwie muss hier aber noch eine Lösung her", sagte Joko, als er mit zwei neuen Bierflaschen zurückkam, sprach vermutlich genau das Thema an, über das Klaas gerade nachgedacht hatte.
"Für was?", fragte er dennoch nach.
"Na für die Schlafsituation. Wir können schlecht jeden Abend hier im Arbeitszimmer Sex haben", meinte Joko dann. Klaas verschluckte sich fast an seinem Bier. Das war ein Scherz, oder? Das musste ein Scherz sein.
"Ich dachte wir waren noch bei 'wir schauen mal, was das wird'?", fragte er dann mit etwas zu hoher Stimme und sah zu einem Joko hinüber, der sich um den Schlaf der Kinder willen Mühe gab, nicht laut loszulachen.
"Mach dich doch mal locker, Hase", meinte er dann und legte einen Arm um Klaas. Erleichtert und dennoch etwas besorgt, lehnte er sich ein wenig an Joko an. 'Was sollte das hier nur alles werden?', fragte er sich.
"Auf uns", meinte Joko dann, hielt die Bierflasche etwas höher. Klaas prostete ihm skeptisch zu, nahm einen Schluck.
Einen Moment saßen sie so da, Klaas in Jokos Armen, leicht an ihn gelehnt. Beide waren inzwischen deutlich angetrunken, sie hatten schon ein paar Bier hinter sich.
"Du Klaas", sagte Joko dann plötzlich, stellte seine Flasche neben sich ab.
"Hm?", machte Klaas, legte seinen Kopf auf Jokos Schulter.
"Es gibt doch so Leute, die meinen dass man beim Küssen rausfindet, ob man jemanden mag oder nicht, ne?", fragte Joko. Klaas vermutete, was das bedeuten sollte. Wollte er das? Weiterhelfen würde ihm das auf keinen Fall, dabei, seine Gefühle für Joko verschwinden zu lassen. Aber wollte er das denn überhaupt noch? Im Moment sah es schließlich doch ein wenig nach gemeinsamer Zukunft aus. Aus welchem Grund auch immer, denn Klaas war nach wie vor überzeugt, dass das hier nicht die Realität war. Sein langjähriger Kollege konnte keine Gefühle für ihn entwickelt haben.
"Klaas?", fragte Joko nach, als dieser noch immer in seinen Überlegungen steckte.
"Mhm?", machte Klaas.
"Kennst du solche Leute?", fragte Joko dann noch einmal.
"Ja, schon", gab Klaas nur zurück.
"Glaubst du da dran?", wollte Joko dann wissen.
"Ne", meinte Klaas nur, drehte seinen Kopf, so dass er Joko anschauen konnte.
Joko sah zu ihm runter, war nur wenige Zentimeter von Klaas entfernt. 'Aber vielleicht täusche ich mich da ja', dachte Klaas, als er seinen Kopf ein wenig anhob und seine Lippen ganz kurz auf Jokos drückte.
"Glaubst du denn da dran?", fragte Klaas dann.
"Auch nicht wirklich", meinte Joko nur leise, bevor er sich wieder zu Klaas runterbeugte und seine Lippen etwas länger auf Klaas' behielt, als dieser es gerade getan hatte.
Dann sahen sie sich einen Moment nur in die Augen.
"Ich glaub, jetzt glaub ich da dran", meinte Klaas dann leise. Er war sich sicher, Joko bedeutete eine Menge für ihn. Ob es eine Menge zu viel war, das würde sich zeigen.
Noch einmal legte Klaas seine Lippen auf Jokos, diesmal verweilten sie so eine kurze Zeit.
"Du rennst nicht mehr weg, okay?", sagte Joko, als sie sich wieder lösten.
"Ich renn nicht mehr weg", bestätigte Klaas und das meinte er so. Er würde der ganzen Sache eine Chance geben. Wollte rausfinden, ob Joko das alles ernst gemeint hatte. Wenn nicht gäbe es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er sich erhängen würde, aber das war es wert.


Ist das dieses Patchwork? (Joko/Klaas Fanfiction)Where stories live. Discover now