PROLOG

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Ihre Hände zitterten. Es fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube, als sie nach so langer Zeit wieder in den großen, goldgerahmten Spiegel blickte. Früher hatte sie ihn geliebt, jetzt schmerzte es jedoch, sich in ihm zu betrachten. Sie sah ihre dünnen Finger, ihre Knochigen Hüften, ihr eingefallenes Gesicht.

Sie waren Schuld, sie haben sie krank gemacht.

Eine Wut packte sie, gemischt mit trauer. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.

Sie fühlte sich frei, als ihre Hand den Spiegel traf. Sie weinte, sie schrie und schlug immer wieder auf ihr Abbild ein. Blut tropfte, dennoch ließ sie ihren Gefühlen weiter freien lauf.

Irgendwann konnte sie nicht mehr. Sie ließ sich auf den Boden sinken und vergrub den Kopf in ihre Hände. Und dann weinte sie bitterlich, die Tränen flossen unaufhörlich.

Sie hatten sie gebrochen.

Sie hörte ihre Stimmen flüstern, sie spürte, wie sich ihre Worte immer tiefer in ihr Herz bohrten.

So saß sie hier, allein, gebrochen und umgeben von tausenden Spiegelsplittern.

SpiegelsplitterWhere stories live. Discover now