Kapitel 12

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Mir fällt der Zettel wieder ein, den Jayce mir gegeben hat und ich krame mit zittrigen Fingern in meiner Jackentasche.

Ich falte ihn ungeschickt auseinander und lese die Aufschrift.

Ruf mich an.

Steht dort mit schöner Schrift und darunter noch eine Handynummer.
Warum soll ich sie anrufen, wenn ich fast direkt gegenüber von ihr wohne?
Ich stecke den Zettel in meine Jackentasche zurück und stehe vom Sofa auf.
Mit langsamen Schritten gehe ich in den Flur zurück zur Treppe, die ich dann mit vorsichtigen Schritten hoch gehe.

Ich betrete mein Zimmer als ich oben angekommen bin und muss schluchzen. Man könnte denken ich wohne hier immer noch, bis auf dass meine Klamotten fehlen sieht alles aus wie immer.
Mein Handy liegt genau wie vor 4 Jahren ausgeschaltet auf meinem Nachtschrank und auf meinem Schreibtisch liegen Schulsachen überall verteilt.
Ich muss schlucken.

Ich gehe auf mein kleines Bett zu und setze mich drauf.
Vorsichtig nehme ich mein Handy vom Nachtschrank und schalte es an.
Die Sekunden in denen es sich anschaltet kommen mir wie Stunden vor und ich muss kurz überlegen, bevor ich meinen Code eingebe.

Ich schalte das Internet an und plötzlich vibriert mein Handy dauerhaft. Hunderte von Nachrichten kommen an und meine Augen weiten sich. Was zur Hölle ist hier los?
Warum bekomme ich auf einmal so viele Nachrichten?

Ich öffne Whatsapp und es braucht ein bisschen Zeit ehe es reagiert.
Meine Augen weiten sich, als ich sehe, dass ich 1482 Nachrichten von Jayce habe. Er muss mir jeden Tag mindestens eine Nachricht geschrieben habe.
Meine Augen füllen sich mit Tränen und ich öffne den Chat.

Ich scrolle nach oben und sehe, dass er mir wirklich jeden Tag mindestens eine Nachricht geschickt hat.
Die Tränen laufen mir über die Wangen und ich fange an ein paar Nachrichten zu lesen.
Die Schuldgefühle in mir wachsen und wachsen.

Jayce: Kate? Wo bist du?

J: Ich vermisse dich Kleine.

J: Ich kann nicht ohne dich, warum gehst du wenn, du versprochen hast zu bleiben?

J: Ich gehe kaputt daran, dass du nicht da bist.

J: Alle können glücklich sein, alle außer ich. Wo bist du?

J: Ich mache mir Sorgen Kate, wo bist du?

J: Warum zur Hölle liest du meine Nachrichten nicht? Ich mache mir Sorgen um dich Kleine

J: Du bist jetzt schon einen Monat weg und ich kann nur noch an dich denken. Ich vermisse dich.

J: Es reicht mir, dass ich mir ständig Sorgen um dich machen muss, aber ich kann es einfach nicht verhindern.
Kommst du überhaupt irgendwann wieder?

J: Ich habe Angst

J: Habe ich dich jetzt verloren?

J: Bist du jetzt für immer weg?

Schluchzend schalte ich mein Handy aus und schmeiße es auf mein Bettende.
Er hat mich nie aufgegeben, er hat nur die Hoffnung verloren mich jemals wieder zu sehen.
Ich habe ihn verletzt und das nicht gerade wenig.

Ich schnappe mir mein Handy wieder und schalte es an.
Wann hat er mir das letzte mal geschrieben?
Ich scrolle im Chat nach ganz unten und sehe sofort, dass er mir heute schon geschrieben hat, genauso wie gestern, vorgestern und wahrscheinlich jeden anderen Tag, an dem ich weg war.

J: Kleine, du bist jetzt schon vier Jahre weg.
Ich vermisse die Zeit in der wir unzertrennlich waren, in der wir jeden Tag etwas unternommen haben.
Ich vermisse dich verdammt.
Eigentlich sollte ich damit aufhören, ständig an dich zu denken oder dir zu schreiben, weil du es wahrscheinlich sowieso nie lesen wirst und vielleicht auch nie wieder zurückkommen wirst, aber ich kann nicht.
Ich kann dich nicht aufgeben, ich kann dich auch nicht vergessen.
Du bist die einzige Person, die mir wirklich wichtig ist, ohne dich fühlt sich alles falsch an und das obwohl du einfach gegangen bist.
Ich verstehe es nicht.
Warum bin ich nicht wütend auf dich?
Warum schreibe ich dir jeden einzelnen Tag?
Okay ich sollte aufhören, du wirst diese Nachricht sowieso nicht sehen, genau wie die anderen hiervor.
Hab dich lieb Prinzessin.

Die Tränen laufen ununterbrochen über meine Wangen und ich muss schluchzen.
Immer und immer wieder lese ich mir die Nachricht durch, Jayce hängt immer noch an mir und ich lasse zu das er leidet, nur weil ich zu feige bin ihm die Wahrheit zu sagen.
Ohne zu wissen was ich tue, fange ich an zu schreiben:

Es tut mir leid Jayce

Ich schicke es ab und im selben Moment bereue ich es.
Warum habe ich das gemacht?
Er wird sich Hoffnungen machen und immer öfter probieren mir zu schreiben.
Er wird noch mehr verletzt werden, weil ich zu feige bin ihm zu sagen, dass ich ich bin.

Sofort schließe ich den Chat und lege mein Handy weg.
Das kanns doch nicht sein, ich mache alles nur noch schlimmer.
Ich lasse mich auf mein Bett zurück fallen und entscheide mich dazu erstmal wieder rüber zu Mason zu gehen, bevor ich noch irgendeinen Fehler mache.

Ich stecke mein Handy in meine Hosentasche und gucke einmal aus meinem Fenster zu dem Haus von Jayce und Lexie rüber, bevor ich mich umdrehe und nach unten gehe.
Ich wische mir die Tränen von meinem Gesicht, gucke noch einmal die Bilder im Flur an und verlasse schließlich das Haus.

Langsam gehe ich rüber und klingele an der Haustür, die nur ein paar Sekunden später von Mason geöffnet wird.
Er lächelt mich aufmunternd an und ich gehe an ihm vorbei.

"Ich hab Scheiße gebaut Mason." sage ich und er guckt mich sofort an.

"Ich habe Jayce geschrieben." füge ich noch hinzu, bevor er mir antworten kann.
Ich hätte ihm nicht schreiben sollen, dass hat alles nur noch komplizierter gemacht.

Ich bin schon erleichtert, weil ich weiß das er mich nicht vergessen hat, aber jetzt fühle ich mich noch schuldiger als vorher und dadurch, dass ich ihm geschrieben habe verschlimmert sich das Gefühl nochmal.

"Was ist daran so schlimm?" fragt Mason verwirrt.
Ist das jetzt sein Ernst?

"Ich habe alles noch komplizierter gemacht, ich bin so oder so zu feige ihm die Wahrheit zu sagen." erkläre ich und jetzt hat es auch er verstanden.

"Jayce und Lexie schmeißen am Wochenende eine Party." sagt er einfach und jetzt bin ich diejenige, die ihn verwirrt anguckt.

"Ja und? Was hat das jetzt damit zu tun?" frage ich und er verdreht die Augen.

"Die perfekte Gelegenheit um sich Mut anzutrinken."




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