Kapitel 26

5.1K 154 32
                                    

"Kommst du mit?" fragt Kyle mich grinsend, ich schüttele nur den Kopf.
Ich hasse Flaschendrehen, genau wie Wahrheit oder Pflicht und den ganzen anderen Quatsch.
Ich verstehe den Sinn dahinter einfach nicht, man hat ja nichtmal Spaß dabei. Man blamiert sich halt meistens nur.

"Schade." erwiedert er dann und geht, genau wie viele andere nach oben. Ich bleibe also alleine hier sitzen und nippe noch einmal an meinem Getränk.
Ich gucke mich im Raum um und sehe schließlich Jayce, der durch die Terassentür nach draußen verschwindet.

Ich muss mit ihm reden. Jetzt.
Ich stehe auf und gehe entschlossen ihm jetzt die Wahrheit zu sagen nach draußen. Ohne den Alkohol würde ich mich das jetzt garantiert nicht trauen, vielleicht war Masons Idee mit dem Mut antrinken doch nicht so schlecht wie zuerst vermutet.

Der Garten von den Leech's ist wirklich verdammt groß, genau wie das Haus. Mir persönlich wäre das Grundstück glaub ich viel zu groß und ja, ich lenke gerade vom eigentlichen Thema ab. Jayce.
Vielleicht habe ich einfach noch nicht genug getrunken.
Ich leere meinen Becher auf ex und gehe dann langsam auf Jayce zu, der weiter hinten im Garten im Gras sitzt.

Irgendwie habe ich das Gefühl mein Alkoholpegel sinkt mit jedem Schritt, den ich auf Jayce zu mache immer mehr. Als ich dann direkt hinter ihm stehe, bin ich komplett nüchtern.

Trotzdem setze ich mich neben ihn und atme noch einmal tief durch, bevor ich ihn angucke.

"Was?" fragt er kalt, würdigt mich aber keines Blickes.
Ist er jetzt wütend auf mich oder ist er wütend auf sich, weil er seine Maske hat fallen lassen?

"Ich muss mit dir reden." sage ich zögernd und meine Hände sind plötzlich wirklich interessant.

"Vergiss einfach was gestern passiert ist." erwiedert er und will aufstehen, ich ziehe ihn aber am Arm zurück. Woher nehme ich bloß diesen verdammten Mut?

"Darum geht es nicht Jayce." Jetzt guckt er mich doch an und ich muss schlucken.

"Worum dann?" Ich schließe kurz meine Augen, bevor ich Jayce schließlich angucke.
Ich gucke direkt in seine Augen und seufze dann.

"Ich bin Kate." sage ich und er guckt mich verwirrt an.
Okay, ist ja nicht so, dass er das schon längst weiß. Oh man, wie erkläre ich ihm das jetzt am Besten?
Shit. Plötzlich ist mein kompletter Mut wie weggeblasen und ich muss schlucken.

Nein Kate, jetzt denk auch mal an Jayce und nicht nur an dich.
Sag es ihm.

"Ich weiß." antwortet Jayce mit hochgezogener Augenbraue und guckt mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.

"Verdammt Jayce, ich war es vor vier Jahren schon. Ich bin es. Ich bin Kate Miller." Ich atme tief durch und gucke ihm dann in die Augen.
Er guckt mich geschockt an, fängt dann aber einfach an den Kopf zu schütteln.

"Nein, du lügst. Hat Lexie dir von ihr erzählt? Du verarscht mich, oder?" erwiedert er überfordert, ich schüttele den Kopf.
Warum glaubt er mir nicht?

"Deine Lieblingssendung war früher Bibi und Tina. Du mochtest Tina aber nicht." sage ich und er guckt erst wieder geschockt, schüttelt genau wie ebend aber wieder den Kopf.

"Das beweist gar nichts." sagt er kalt und mir läuft ein Schauer über den Rücken.
Ich muss irgendwas sagen, was nur ich wusste und niemand sonst.
Ahh ich weiß es.

"Du wolltest früher immer ein Engel sein, nur weil du mich dann hättest von dort oben beschützen können."

Jetzt scheint auch er es begriffen zu haben und er mustert dich von oben bis unten.
Kann er mir jetzt um den Hals fallen und mir sagen, wie sehr er mich vermisst hat?
Naja, wohl kaum.

"Wie konntest du nur?" fragt er plötzlich und ich gucke ihn überfordert an.
Er darf mich nicht hassen, das würde ich nicht aushalten.
Sag nicht, dass er mich hasst. Bitte.

"Wie konntest du einfach... einfach hier sein ohne mir das zu sagen?" fragt er mich und sein Blick ist enttäuscht, aber irgendwie auch wütend.

"Ich konnte nicht, ich hatte Angst vor deiner Reaktion."

"Du lässt mich einfach alleine vor vier Jahren und schaffst es dann nicht mal mir zu sagen, dass DU meine beste Freundin bist?! Nein sorry, aber sowas brauche ich nicht." sagt er wütend und steht auf, bevor er mich nochmal anguckt.

"Vielleicht habe ich mich früher in dir getäuscht Kate, vielleicht bist du einfach ein egoistisches Miststück." sagt er und es fühlt sich ehrlich an, als hätte jemand gerade mein Herz aus meiner Brust gerissen.
Mein komplettes Herz, einfach weg.
Ich wusste, dass er mich hassen wird. Ich hätte es ihm nicht sagen dürfen.

Jayce guckt mich noch einmal wütend an und verschwindet dann direkt nach drinnen. Das kann jetzt nicht sein Ernst sein?
Er guckt sich nicht einmal mehr um, er verschwindet einfach und lässt mich wie einen Haufen Dreck hier liegen.

Tränen sammeln sich in meinen Augen, aber ich blinzele sie weg.
Ich kann hier jetzt nicht heulen.
Nicht hier.

Langsam raffe ich mich auf und gucke das große Haus vor mir an.
Ich sollte gehen, ich gehöre nicht in dieses Haus, nicht mehr.
Ich gehe also auf das Haus zu und sehe, dass die Party wieder im vollen Gange ist.
Es wird getanzt, gelacht, gefeiert.
Wie können die alle so glücklich sein, wenn gerade meine komplette Welt zusammengebrochen ist?

Ich gehe in das Haus und quetsche mich durch die Menschenmenge.

"Kate!" ruft jemand hinter mir und ich drehe mich hoffnungsvoll um.
Vielleicht ist es Jayce.
Ich sehe Mason direkt vor mir und lächele ihn schwach an.

"Was ist denn mit dir los? Du siehst gar nicht gut aus."

"Ich fühle mich auch nicht so gut, wollte gerade rüber gehen." erwiedere ich daraufhin und er mustert mich besorgt.

"Kate, was ist los?" fragt er jetzt nochmal und ich zucke mit den Schultern. Ich fühle mich irgendwie extrem benebelt und mir ist schwindelig.
Als ich Jayce dann auch noch hinten im Wohnzimmer sehe, der mich komplett ignoriert ist es vorbei.
Ich drehe mich einfach um und renne weg, weg von diesem Haus, weg von Jayce.

"Kate!" ruft Mason mir hinterher, aber ich beachte ihn nicht.
Ich dränge mich durch den Flur und atme einmal tief durch als ich draußen bin, bevor ich dann loslaufe.
Keine Ahnung wohin, hauptsache weg von hier.

Hello againWhere stories live. Discover now