Kapitel 29

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Es ist jetzt sechs Uhr Abends und ich stehe vor Jayces und Lexies Haustür, da ich mich ja wohl oder übel mit Jayce treffen muss.
Ich kann ihn einfach nicht hängen lassen.

Fragt mich nicht warum wir uns erst so spät treffen, ich bin nämlich jetzt schon extrem müde.
Jayce hatte noch irgendwas zu erledigen, keine Ahnung was.

Die Haustür wird geöffnet und Jayce steht direkt vor mir.
Er hat eine schwarze Jogginghose und einen schwarzen Hoodie an.

"Hey." sagt er und ich kann immernoch keine Emotion in seinen Augen erkennen, was mich deutlich verunsichert.

"Hi." antworte ich nur unsicher und gehe an ihm vorbei ins Innere des Hauses.
Die Situation ist noch unangenehmer als vor drei Tagen.
Ich ziehe meine Schuhe und meine Jacke aus und drehe mich schließlich zu ihm um.

"Und jetzt?"

"Ich werde jetzt hoch gehen, was du machst ist mir egal." antwortet er mir und ich muss schlucken.
Ich kann verstehen, dass er sauer auf mich ist, trotzdem tut es weh.
Er geht die Treppe hinauf und ich beschließe ihm zu folgen.
Ich gehe ihm also hinterher und wir betreten sein Zimmer.

Es ist jetzt nicht mehr blau und kindlich wie früher.
Das Zimmer hat einen dunkelbraunen Laminatboden, in der Mitte liegt ein großer schwarzer Teppich.
Die Wände sind weiß gestrichen, nur die rechte wo das Bett vor steht ist dunkelgrau.

Jayce hat außerdem einen großen schwarz-weißen Schrank, einen großen Fernseher, einen Schreibtisch und so weiter.
Aber das Beste: Er hat einfach einen Balkon.
Früher war der Balkon immer abgeschlossen, damit wir nicht auf dumme Ideen kommen oder aus Versehen runter fallen.

Jayce schmeißt sich auf sein Bett und schaltet den Fernseher an.
Er schaltet ein paar Programme durch und stöhnt dann genervt auf, bevor er zu seinem Fernseherschrank geht und eine DVD herausholt.

"Kannst du dich vielleicht wenigstens hinsetzen?" fragt er neutral, ich nicke und setze mich auf die Seite des Bettes, die er gerade ebend nicht benutzt hat.

"Es tut mir leid Jayce." entschuldige ich mich nochmal, weil es mir schon die ganze Zeit auf der Zunge liegt.
Er schüttelt den Kopf und guckt mich wieder ohne Emotionen an.

"Was tut dir leid? Das du einfach abgehauen bist, das du mir nicht Bescheid gesagt hast, das du mir nichts gesagt hast, obwohl du schon längst wieder hier warst?! Was tut dir leid, hmm?" fragt er und wird zum Ende hin immer lauter.
Er ist wütend, immernoch.

"Naja, ist ja jetzt auch egal. Wir machen jetzt das Foto und danach will ich den Film gucken, also sei dann bitte einfach leise." sagt er und nimmt sein Handy vom Nachtschrank, das er dann anschaltet. Er öffnet die Kamera und lehnt sich ein bisschen zu mir, damit wir beide auf das Foto passen und ich lächele. Er schießt ein Foto und setzt sich sofort wieder gerade hin.
Danach konzentriert er sich einfach auf den Actionfilm, den er ebend angemacht hat.
Ich gucke ihn noch einmal kurz von der Seite an, bevor ich mich ebenfalls auf den Film konzentriere.

Er soll nicht sauer sein auf mich, ich habe es schon immer gehasst wenn wir uns gestritten haben.
Ich unterdrücke einen Seufzer und bemerke, dass meine Augenlider schwerer werden und es somit auch schwerer wird nicht einzuschlafen.

Der Film ist mittlerweile schon seit einer Stunde im Gange und trotzdem weiß ich nicht, worum es geht, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt bin nicht einzuschlafen.
Jayce hat schon vor einiger Zeit bemerkt, dass ich müde bin, es interessiert ihn nicht.
Seine ganze Aufmerksamkeit ist auf den Film gelenkt.

Ich kämpfe gegen die Müdigkeit an, aber gebe es dann doch irgendwann auf und bevor ich bis drei zählen kann, drifte ich auch schon ins Land der Träume ab.

Als ich durch einen fremden Wecker aufgewacht werde blicke ich mich verwirrt um, dass ist nicht mein Zimmer.

Sofort fällt mit wieder ein wo ich bin.
In Jayce's Bett.
Und wo ist Jayce?
Ich blicke mich in seinem Zimmer um und sehe ihn dann tief schlafend auf seinem Sofa, was nicht gerade bequem aussieht.
Seine Haare sind komplett verwuschelt, während seine Augen geschlossen sind.
Er sieht so friedlich aus.

Nur ungern erhebe ich mich vom Bett und schlurfe auf Jayce zu, der seinen Kopf halb in der Decke versteckt hat.
Ich muss lächeln, man ist das niedlich.

"Aufwachen Jayce." flüstere ich, nachdem ich mich neben ihn gehockt habe und er brummt etwas, bevor er sich wieder von mir weg dreht.

"Geh weg." mault er und ich muss kurz lachen, ist er nicht süß?
Naja, zumindestens in diesem Zustand, gleich wird er wieder normal sein.
Kalt und desinteressiert.

Ich rüttele jetzt sanft an seiner Schulter und er knurrt.
Trotzdem höre ich nicht auf, bis er sich schließlich mit wütender Miene zu mir umdreht und sich aufsetzt.

"Ich stehe ja schon auf." murrt er und ich nicke zufrieden, ehe ich mich von ihm weg drehe und mich wieder auf das Bett setze.

"Hast du Chloe geschlagen?" frage ich ihn die Frage, die mir die ganze Zeit schon auf der Zunge liegt und sofort liegt sein Blick auf mir.
Geschockt guckt er in meine Augen und ich gucke in seine.

"Ja." antwortet er schließlich knapp und ich warte auf die Erklärung dafür, die er mir aber anscheinend nicht verraten will.
Ich mustere ihn, wie er sich verschlafen die Augen reibt und muss Lächeln.

"Oh." sage ich und starre ihn einfach weiter an, warum hat er das getan?
Er steht einfach auf und geht schlaftrunken zu seinem Kleiderschrank, was wirklich süß aussieht.
Seine Augen sind nur zur Hälfte geöffnet und auch so scheint er noch nicht ganz wach zu sein, sonst hätte er mir bestimmt nicht gesagt, dass er Chloe geschlagen hat.

Plötzlich landet irgendwas in meinem Gesicht und ich zucke erschrocken zusammen.
Verdammt, was zur Hölle ist das?

Ich erkenne einen weinroten Hoodie und gucke Jayce verwirrt an.

"Wofür ist der?" frage ich ihn und er guckt mich kurz müde an, ehe er sich wieder dem Kleiderschrank zuwendet.
Er holt sich selbst eine schwarze Jeans und einen dunkelblauen Pullover heraus.

"Willst du in dem Pullover zur Schule gehen, in dem du geschlafen hast?"

Ich schüttele leicht den Kopf und er zuckt mit den Schultern.

"Siehst du."

Hello againWhere stories live. Discover now