Kapitel 48

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Erschöpft komme ich nach zwanzig Minuten Fußmarsch bei Grace Zuhause an und klingele.

Fragt mich nicht, warum ich nicht einfach mit dem Bus gefahren bin.
Wäre vielleicht besser gewesen, zu Fuß war mir das wirklich zu anstrengend.

"Da ist sie ja!" reißt mich Sienna grinsend aus den Gedanken und ich sehe die anderen Drei hinter ihr.
Ich gebe zu, dass die Blicke von ihnen mich etwas verstören.
Man muss ja beinahe Angst haben, dass ihre Mundwinkel gleich einreißen, bei dem Grinsen, das die Drei auf dem Gesicht haben.

Ich verdrehe nur lachend die Augen und drängele mich an den Vieren vorbei ins innere des Hauses.

"Und du sagst noch da läuft nichts." höre ich Harvey hinter mir und so gucke ihn an, nachdem ich meine Schuhe und meine Jacke ausgezogen habe.

"Da lief da auch noch nichts von uns." erwiedere ich ehrlich und gehe ins Wohnzimmer. Die Eltern von Grace sind nicht da, was auch der Grund dafür ist, dass wir uns hier getroffen haben.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir uns bei Harvey getroffen hätten.
Der wohnt nämlich im Gegensatz zu Grace nur fünf Minuten von mir entfernt.
Ich schmeiße mich auf die Couch und beobachte die Anderen, die sich jetzt auch hinsetzen.

"Und seit wann läuft da was?" fragt jetzt Adam und wackelt mit den Augenbrauen, ich grinse nur vor mich hin.

"Seit Siennas Party." antworte ich ihm dann doch noch und Sienna quietscht glücklich auf.
Ich gucke nur lächelnd auf meine Finger, bei dem Gedanken an den Kuss mit Jayce. Mein erster Kuss.

"Was kriege ich als Belohnung?" fragt sie mich direkt und ich muss lachen. Sie ist natürlich wieder nur auf die Belohnung aus.
Aber sie hat schon Recht, ich kann wirklich froh darüber sein, dass Sienna diese Party geschmissen hat, sonst würden wir wahrscheinlich immernoch wie beste Freunde in einem Raum sitzen.

"Wie wärs mit einer Ohrfeige weniger?" frage ich sie grinsend und sie verdreht die Augen.

"Eine Tafel Schokolade tuts auch." erwiedert sie lachend und ich nicke.
Hat sie sich verdient.

"Okay Leute lasst uns einen Film gucken." ruft Grace jetzt und klatscht einmal in die Hände.

"Wenn wir noch weiter über Kate und Jayce spreche, dann werde ich garantiert eifersüchtig." lacht sie dann noch und rennt zum Fernseher, um eine DVD einzulegen.

"Wir gucken Tribute von Panem." sagt sie und legt die DVD ein, ich nicke nur.
Finde ich gut, ich liebe den Film.

---

Nach zwei Filmen und einem etwas längerem Gespräch ist es jetzt zehn Uhr abends und ich mache mich fertig, um nach Hause zu gehen.

"Tschau." verabschiede ich mich von Grace, weil ich die Letzte bin die noch hier ist und umarme sie nochmal.
Ich habe sie gerade noch versucht über Adam auszuquetschen, aber habe nichts rausbekommen.
Schade eigentlich.

"Bis spätestens Montag." lächelt sie und ich nicke. Ich hoffe, dass um diese Uhrzeit noch ein Bus fährt. Auch wenn ich die Dunkelheit und generell die Nacht mag, bin ich nicht unbedingt scharf drauf mitten in der Nacht durch einen Park zu gehen, der nicht unbedingt positiv auffällt.

Ich unterdrücke mir einen Seufzer und öffne die Tür durch die ich dann nach nach draußen gehe.
Kalte Luft kommt mir entgegen und schon fange ich an zu zittern.
Verdammt, warum ist das so kalt?

Sofort mache ich meine Jacke zu und winke Grace noch einmal, bevor ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle mache. Schlendernd gehe ich den Fußweg entlang und halte an der Bushaltestelle an.
Mein Blick sucht den Plan danach ab, wann der nächste Bus kommt und ich schlucke einmal, als ich ihn finde.

5:45 am Morgen. Na ganz toll.

Langsam drehe ich mich um, mir ist mulmig dabei jetzt durch den Park zu müssen. Bei Tag ist er wirklich schön, aber bei Nacht ist da schon mehrfach etwas passiert.
Mal wurde jemand schwer verletzt, mal wurden welche beim Drogen dealen erwischt und das war nicht alles.

Soll ich vielleicht Jayce anrufen?

Ich entscheide mich dafür und hole mein Handy aus meiner Hosentasche.
Sofort wähle ich seine Nummer und höre dem Tuten zu.
Einmal, zweimal, dreimal.

Nach fast einer Minute lege ich seufzend auf und mache mich ängstlich auf den Weg.
Je näher ich dem Park komme, desto größer wird meine Angst.
Meine Schritte verlangsame ich, um möglichst viel Zeit zu haben, bevor ich in den Park muss.

Mein Handy fängt plötzlich an zu klingeln und ich zucke zusammen. Verdammt. Ich bleibe stehen und nehme das Gespräch an.

"Hallo?" frage ich und mein Blick hängt an dem Eingang zu dem Park.

"Hey Kleine, warum hast du angerufen?" fragt er liebevoll und ich muss lächeln. Sofort fühle ich mich etwas sicherer als ich seine Stimme höre, aber wie gesagt nur etwas.

"Ich wollte dich fragen, ob du mich abholen kannst. Sonst muss ich durch den Park." erwiedere ich und höre ein Rascheln bei ihm im Hintergrund.

"Durch den Wilson-Park?" fragt er sofort und ich nicke.

"Ja." antworte ich, als mir einfällt, dass er mich nicht sehen kann.

"Du gehst da nicht durch, ich bin in fünf Minuten da." sagt er und ich lächele.

"Warte, wo bist du überhaupt?" fügt er noch hinzu und im Hintergrund höre ich das Knallen der Haustür.
Er muss sich doch nicht so beeilen, ich werde schon nicht sterben in den zehn Minuten.

"Vor dem Park, aber ich kann zur Bushaltestelle gehen." Das wäre zu mindestens für ihn praktischer, weil er dort besser hinkommt.

"Okay mach das, ich bin gleich da." antwortet er und schon hat er aufgelegt. Zitternd mache ich mich wieder zurück auf den Weg zur Bushaltestelle. Es ist wirklich arschkalt.

Als ich nach keine Ahnung wie vielen Minuten bei der Bushaltestelle ankomme sehe ich auch schon Jayce vorfahren und muss lächeln. Seine Augen fixieren mich und er wirkt ziemlich erleichtert.

Sofort öffne ich die Beifahrertür, als er neben mir hält und ich steige ein.

"Wie hast du es so schnell hierher geschafft?" frage ich ihn verwirrt und lehne mich zu ihm rüber, um ihm einen kurzen Kuss zu geben.
Er erwiedert den Kuss und zuckt dann mit den Schultern.

"Ich hab mich halt beeilt." grinst er und ich lächele. Ich bin so verdammt froh ihn zu haben.

"Danke." lächele ich und schon fährt er los.

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