Kapitel 49

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"Willst du noch was essen?" fragt er mich, als wir im Flur stehen und ich schüttele leicht den Kopf.

"Sicher?"

"Hmm ja, aber ich möchte nen warmen Kakao." sage ich und gucke ihm in die Augen. Diese wunderschönen Augen.
Ich folge ihm in die Küche und beobachte, wie er Milch in eine Tasse füllt und diese in die Mikrowelle stellt.

Langsam gehe ich auf ihn zu und lege meine Arme von hinten um ihn.
Meinen Kopf lehne ich gegen seinen Rücken und schließe die Augen.

"Ist meine kleine Prinzessin müde?" fragt er liebevoll und ich gähne einmal als Antwort.
Er lacht kurz und ich spüre seinen Oberkörper vibrieren, was mich lächeln lässt.
Ich liebe es, wenn er glücklich ist.

Lächelnd atme ich seinen Duft ein und lege meinen Kopf in seine Halsbeuge.

"Was hast du jetzt eigentlich gemacht, also wegen dem Verband und den blauen Flecken?" frage ich ihn das, was er mir gestern nicht beantworten wollte und er schluckt.

"Naja, es mag sein, dass ich nach Siennas Party noch versucht habe mit dem Fahrrad zu Kyle zu fahren und dann aus Wut gegen das Lenkrad geschlagen habe." sagt er und lächelt mich unschuldig an. Er ist jetzt nicht ernsthaft als er betrunken war Fahrrad gefahren. Weiß er eigentlich wie gefährlich das war? Das kann doch nicht sein Ernst sein.

"Dir hätte sonstwas passieren können." sage ich verständnislos und löse mich von ihm. Was ist wenn er von einem Auto angefahren worden wäre? Er hätte sich sämtliche Verletzungen hinzufügen oder im schlimmsten Fall sterben können.
Ich beobachte ihn, wie er die Tasse aus der Mikrowelle holt und dann Kakaopulver hinein tut.
Er rührt es um und dreht sich dann zu mir.

"Mir ist aber nichts passiert." sagt er und versucht mich damit wahrscheinlich zu beruhigen.
Schön, dann ist gestern vielleicht nichts passiert, aber das konnte er vorher nicht wissen. Wenn man von einem Auto angefahren wird, passiert das einfach, man kann es nicht beeinflussen.

"Du hättest sterben können." erwiedere ich einfach aufgebracht und mustere ihn. Wer wäre dann für mich da gewesen?
Ja gut, Mason, Dalia und die anderen, aber das will ich nicht. Ich will Jayce.

"Hey Kate, beruhige dich. Ich lebe doch." sagt er und kommt auf mich zu. Sein liebevoller Blick mustert mich und ich könnte fast weich werden, aber wirklich nur fast.

"Hast du dabei an mich gedacht, wie es für mich wäre, wenn dir was passieren würde?" frage ich ihn und er guckt mir in die Augen.

"Hast du an mich gedacht, als du nach Deutschland gegangen bist?" stellt er eine Gegenfrage und mein Mund klappt auf. Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich gucke ihn einfach nur an.
Es verletzt mich, wenn er mit dem Thema anfängt, weil ich weiß, dass ich damals scheiße gebaut habe.
Ich hätte nicht gehen sollen, aber das weiß ich inzwischen selber.
Ich versuche mich wieder zu sammeln, aber ich kriege es nicht hin.

"Es tut mir leid." flüstert Jayce geschockt, nachdem ihm aufgefallen ist, was er gerade gesagt hat und kommt vorsichtig auf mich zu.
Ich taumele nach hinten.

"Nein, du hast Recht." sage ich und gucke ihm in die Augen, die mich besorgt mustern. Er hat Recht. Ich habe nicht an ihn gedacht, als ich nach Deutschland gegangen bin.
Nur an mich.

"Kate." sagt er und will wieder zu mir kommen, wieder gehe ich ein paar Schritte zurück. Habe ich es überhaupt verdient mit ihm zusammen sein zu dürfen?

Ich bin diejenige, die ihn verletzt hat. Durch mich hat er sich vier Jahre von seinen Freunden und seiner Familie abgeschottet. Trotzdem hat er mir verziehen und mich gefragt, ob ich seine Freundin sein will. Warum?
Es kann sein, dass mir irgendwann wieder alles zu viel wird. Wer sagt ihm, dass ich dann nicht wieder wegrenne?

"Ich habe dich nicht verdient." sage ich und er guckt mich verwirrt an.

"Was redest du da?" fragt er und kommt schnell die letzten Schritte auf mich zu. Er könnte jede haben, warum nimmt er mich?

"Wer sagt, dass ich nicht wieder einfach wegrenne?" frage ich ihn und er legt eine Hand an meine Wange.

"Das würdest du nicht Kate." flüstert er und guckt mir in die Augen.

"Und wenn doch, würde ich dich trotzdem nicht vergessen können. Ich will keine Andere. Du bist die, die ich will." fügt er noch hinzu und ich kann nicht anders, als meine Arme um seinen Hals zu schlingen.
Er umarmt mich sofort zurück und eine Träne läuft mir über die Wange.
Ich weiß nicht, ob aus Freude oder aus Angst. Keine Ahnung.

"Lass uns hochgehen, okay?" fragt er mich leise und ich nicke kurz. Unauffällig streiche ich mir die Träne vom Gesicht und löse mich dann von ihm.

"Ich wollte dich nicht verletzen." sagt er und die Reue steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Er wollte mich nicht verletzen?
Ich bin doch diejenige, die ihn verletzt hat.
Trotzdem bleibe ich still, er würde mir sowieso widersprechen, auch wenn wir Beide wissen, dass es die Wahrheit ist.

Er nimmt den Kakao von der Arbeitsplatte und kommt dann wieder auf mich zu. Ich mustere ihn einfach nur. Es tut mir so leid.

"Ist wieder alles okay?" fragt er mich und ich gucke ihn an. Ist alles wieder okay? Ich weiß es nicht.

"Ja, alles okay." antworte ich lächelnd und verbanne die schlechten Gedanken in meinen Hinterkopf. Ich sollte akzeptieren, dass er mir verziehen hat. Es bringt nichts, wenn ich mir ständig selber Vorwürfe mache.

"Es tut mir auch leid Jayce." sage ich einfach, weil ich es loswerden musste.

"Ist schon okay." lächelt er und gibt mir einen kurzen Kuss. Ich erwiedere den Kuss sofort mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Zusammen gehen wir nach oben und ich setze mich mit dem Kakao auf Jayce's Bett. Langsam trinke ich einen Schluck und beobachte Jayce, der sich neben mich aufs Bett fallen lässt.

Er mustert mich und ich gucke ihn an.

"Du bist wunderschön." sagt er und ich stelle die Tasse auf dem Nachtschrank ab. Lächelnd mustere ich ihn. Er ist der, der wunderschön ist.

"Du bist wunderschön." erwiedere ich und er kommt mir immer näher. Mein Blick wandert zu seinen Lippen und ich will nichts lieber, als ihn zu küssen. Kurz bevor seine Lippen auf meine treffen stoppt er plötzlich und grinst mich provokant an.

Ohne ein Wort zu sagen überwinde ich den Abstand zwischen uns und presse meine Lippen auf seine.
Sofort erwiedert er grinsend den Kuss und legt sich so hin, dass er über mir ist. Der Kuss ist leidenschaftlich und mein ganzer Körper kribbelt.
Ich liebe ihn.

Hello againWhere stories live. Discover now