Kapitel 56

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Kate's PoV.

Oh man, endlich Schulschluss. Ich verlasse gerade das Schulgebäude und gucke mich nach Mason um, weil er mich wieder mit nach Hause nehmen wollte.
Heute gibt es Lasagne. Ich muss grinsen, ich liebe Lasagne.

Plötzlich bleibt mein Blick an Jayce hängen, ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen. Er hat einen Schal um.
Mit verwirrtem Blick mustere ich ihn, er will gerade in sein Auto steigen und mit Lexie losfahren. Warum zur Hölle hat er einen Schal um?
Schnell gehe ich auf ihn zu.

"Jayce!" rufe ich ihn und er dreht sich mit leerem Blick zu mir um. Was ist mit ihm los? Warum guckt er mich so an? Er sagt nichts, weshalb ich vor ihm Stehen bleibe.

"Warum hast du einen Schal um?" frage ich ihn und er zuckt mit den Schultern, wirkt aber trotzdem irgendwie nervös auf mich.

"Es ist kalt." antwortet er mir dann vorsichtig und ich schüttele ungläubig den Kopf, ehe ich nach dem Schal greife und ihn ihm abnehme. Er hatte noch nie einen Schal um, er hasst Schals. Da kann doch irgendwas nicht richtig sein.

Ungläubig starre ich seinen Hals an. Nein. Das geht nicht.
Ist das verdammt nochmal ein Knutschfleck?
Geschockt gucke ich ihm ins Gesicht, kann aber keine Emotion darin erkennen. Kann er bitte irgendeine Reaktion zeigen?
Er soll aufhören mich so anzugucken.

"Was ist das?" flüstere ich verletzt und gucke ihm in die Augen. Es tut weh.

"Es tut mir leid." sagt er nur und ich muss schlucken. Er lügt mich an, Jayce würde mich nicht betrügen. Er würde sich nicht von irgendeiner Schlampe einen Knutschfleck verpassen lassen. Sowas kann und würde er mir doch auch nicht antun, oder?

"Verarschst du mich?" frage ich ihn und spüre einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Das Alles wirkt extrem unrealistisch, er kann mir nicht vorgestern sagen, dass er mich liebt und mich gestern betrügen. Das passt doch nicht zu ihm. Das ist absolut nicht möglich.

"Sag doch was." flehe ich ihn mit Tränen in den Augen an und er schluckt, bevor er seinen Blick auf den Boden wandern lässt. Nein.

"Jayce." flüstere ich mit brüchiger Stimme und gehe einen Schritt auf ihn zu, dann nehme ich seine Hand in meine. Das kann einfach nicht sein Ernst sein.
Er wird mich verarschen, dass ist die einzig sinnvolle Erklärung. Mein Blick gleitet in sein Gesicht, ich mustere jeden einzelnen Winkel, hoffe das mir irgendetwas auffällt, das ihn verrät. Etwas, das mir sagt, er verarscht mich. Aber irgendwie sehe ich nichts. Keine fröhliche Emotion ist in seinem Gesicht zu finden. Egal wie lange ich danach suche.
Und da kommt plötzlich der Schmerz. Er überfällt mich ohne Vorwarnung.
Es fühlt sich an, als hätte er mir mein Herz aus der Brust gerissen, es in tausend Einzelteile zerlegt, auf den Boden geschmissen und kaputt getreten.

"Es ist einfach passiert." sagt er dann doch noch und ich schließe schmerzerfüllt die Augen. Es brauchte einen Moment bis ich verstanden habe, was er gesagt hat. Das ist schlimmer als die schlimmsten Foltermethoden.
Ich verstehe es nicht, er hat mir vorgestern noch gesagt, dass er mich liebt. Und jetzt soll das "einfach passiert" sein?

"Ok." hauche ich dann nur und drehe mich um. Ich drehe mich um und gehe. Ich gehe zu Mason zum Motorrad und sofort guckt er mich besorgt an. Das bekomme ich aber nur am Rande mit, viel mehr hänge ich meinen eigenen, wirren Gedanken im Kopf nach.

"Ist alles okay Kate?" Ich nicke lediglich, natürlich ist alles okay.

"Ja, mir ist nur schlecht." erkläre ich und er nickt leicht, scheint aber trotzdem misstrauisch zu sein. Ich zwinge mich dazu ihn anzulächeln und nehme den Helm, den er in der Hand hält entgegen. Sofort setze ich ihn auf und wir fahren los, nachdem ich mich hinter Mason gesetzt habe.

Mein Herz tut so weh. Ich hab das Gefühl gleich umzukippen, meine Atmung geht schwer und ich kann mich nur schwer drauf konzentrieren mich festzuhalten. Ich fange an zu schluchzen und die Tränen laufen mir über die Wangen. Ich zittere, mein Körper bebt. Plötzlich habe ich keine Kraft mehr, ich kann mich nicht mehr halten. Ich lasse Mason los und falle. Ich falle auf den harten Asphaltweg, aber es interessiert mich nicht.

Mein Arm tut weh, ich kann schlecht atmen, habe Kopfschmerzen, mein Rücken tut weh. Trotzdem stehe ich wieder auf, die Schmerzen übertreffen nicht die Schmerzen in meinem Herzen. Ich gucke mich um, sehe niemanden außer Mason der mich geschockt anguckt. Niemand sonst.

Ich weiß nicht, wen ich hier sonst erwartet hätte. Warum sollte auch Jayce plötzlich in meinem Sichtfeld auftauchen? Es würde keinen Sinn ergeben. Wobei, was ergibt überhaupt noch einen Sinn?

Mein ganzer Körper tut weh, aber irgendwie verdränge ich den Schmerz.
Mir ist schlecht und ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen, trotzdem taumele ich auf Mason zu. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.

"Verdammt Kate." ruft jetzt Mason aus seiner Schockstarre heraus und kommt besorgt auf mich zugerannt. Sofort begutachtet er mich und ich muss mich an ihm abstützen.
Mir ist schwindelig.

"Ich... mir ist schlecht." sage ich leise und er guckt mich panisch an. Er weiß nicht, was er machen soll. Ich auch nicht. Alles was ich weiß ist, dass mein Herz mir gerade bei lebendigem Leibe herausgerissen wurde.

"Wir müssen ins Krankenhaus." sagt er jetzt panisch und hebt mich vorsichtig hoch, bevor er mich auf das Motorrad setzt. Er selber setzt sich hinter mich und fährt los. Ich bekomme alles nur am Rande mit, Jayce ist alles was mir durch den Kopf geht.

Jayce.

Mein Kopf dreht sich und ich muss mich anstrengen nicht einfach meine Augen zu schließen und einzuschlafen. Mason rast durch die Straßen und mein Blick wird verschwommen. Trotzdem weine ich nicht. Damals habe ich mir mal geschworen niemals wegen einem Jungen zu weinen.

Mir ist klar, dass das schon einige Male passiert ist, aber diese Tatsache ignoriere ich einfach mal. Seit ich wieder hier bin habe ich viel geweint, meistens wegen Jayce, weil mir einfach alles zu viel wurde.
Jetzt sitze ich hier auf Mason's Motorrad mit verdammten Schmerzen, aber alles an das ich denken kann ist Jayce. Er ist es.

Er geht mir nicht aus dem Kopf, auch wenn ich gerade komplett andere Probleme habe.
Wieder denke ich nur an ihn und das zerstört mich. Seine Worte fressen sich in mein Gehirn und lassen mich nicht mehr los.

Es ist einfach passiert.

Es ist, als ob er diese Worte in mein Gehirn gebrannt hätte und mich extra stark verletzen will. Er hat sie in meinem Kopf verankert und dafür gesorgt, dass sie sich ständig wiederholen.

Es ist einfach passiert.

Genau, es ist einfach passiert. Wenn man jemanden liebt, dann passiert sowas nicht einfach. Hat er die vier Jahre überhaupt auf mich gewartet, oder hatte er zwischendurch noch was mit den ganzen Schlampen?
Hatte er vielleicht sogar was mit Chloe? Ich wüsste nicht, warum sie mich sonst so hassen sollte.

Mein Kopf tut noch heftiger weh durch die ganzen Gedanken und mein Körper ist taub. Ich spüre nur die Schmerzen. Die Schmerzen an meinem Rücken, an meinem Arm, aber vor allem die an der Stelle, wo eigentlich mein Herz sein sollte.

———

Soo, das Buch neigt sich nun langsam dem Ende zu. Und das ist jetzt auch iwie der richtige Moment sich bei allen zu bedanken, die dieses Buch bis hierhin verfolgt haben und vielleicht sogar bei den Kapiteln kommentiert oder nen Stern gegeben haben. Als ich hiermit angefangen habe, habe ich niemals damit gerechnet, dass ich mal über 10k reads (Bzw. Jetzt sogar schon fast 20k Reads!) haben werde, das ist echt ziemlich unglaublich.
DANKE 🙏🏻

Hello againWhere stories live. Discover now