Kapitel 24

5K 157 14
                                    

Wir sind jetzt endlich fertig mit den Vorbereitungen für die Party und ich frage mich ernsthaft, warum ich überhaupt mitgeholfen habe.
Ist doch nicht meine Party.

Lexie ist vor einer Stunde zu einer Freundin abgehauen, sie hat also nicht mitgeholfen.
Ist ja nicht so, dass das ihre Party ist. Neeein.

Erledigt schmeiße ich mich aufs Sofa und gucke Jayce an, der gerade noch dabei ist die letzte Lichterkette zu befestigen.

"Sind wir dann fertig?" frage ich ihn, als er fertig ist mit der Lichterkette und er nickt.
Seine grünen Augen wandern prüfend durch den Raum und ich stelle erleichtert fest, dass er zufrieden zu sein scheint.

Ich raffe mich dazu auf ihn anzulächeln, aber enttäuschender Weise erwiedert er das Lächeln nicht.
Ich will ihn endlich mal wieder lachen sehen, ich vermisse das so unglaublich.
Meine Mundwinkel sacken wieder nach unten und ich wende meinen Blick von ihm ab.

"Wir müssen noch ein Foto machen." erinnert er mich und holt sein Handy aus der Tasche. Ich nicke, stehe mühsam auf und gehe auf ihn zu.
Nachdem er die Kamera geöffnet hat setze ich ein Lächeln auf und er macht das Bild.
Ich lasse meinen Blick nun auch interessiert im Raum umherschweifen und gucke schließlich direkt auf die Fotowand.
Mittendrin sehe ich ein Bild von mir und Jayce, wo ich lachend auf einer Schaukel sitze und Jayce mir Anschwung gibt.

Ohne nachzudenken gehe ich auf die Wand zu und gucke mir das Bild an.

"Das ist meine beste Freundin." sagt Jayce plötzlich und ich zucke überrascht zusammen.
Warum erzählt er mir das?
Ich schlucke einmal und gucke Jayce an, der jetzt neben mir steht.
Sein Blick ist auf das Bild gerichtet und in dem Moment wirkt er verletzlich auf mich.

"Warum erzählst du mir das?" frage ich ihn einfach, ich will ihn nicht sowas fragen wie: Wo ist sie?
Ich würde ihn damit doch dann irgendwie anlügen, oder?
Ich weiß ja, dass das Mädchen auf dem Bild ich bin.
Und ich stehe hier direkt neben ihm, also weiß ich wo sie ist.

"Ich weiß es nicht." flüstert er und zuckt mit den Schultern.
Er wirkt gerade wie ein komplett anderer Mensch, er ist nicht der Jayce, den ich vor ein paar Tagen kennen gelernt habe.
Der Kalte, unfreundliche Jayce, nein.
Er scheint so zerbrechlich gerade und ich kann nichts daran ändern.

Wieso zeigt er jetzt seine Gefühle?
Wird es ihm zu viel seine Gefühle zu verstecken?
Hat er mich vielleicht in seinem Unterbewusstsein erkannt und deshalb wird es ihm zu viel?

Ich richte meine Konzentration wieder auf ihn und würde ihn am Liebsten umarmen.
Kann ich das bringen?
Ach scheiß drauf.

Ich gehe also einen kleinen Schritt auf ihn zu und lege meine Arme um ihn.
Überfordert bleibt er stehen und lässt sich einfach nur von mir umarmen. Ich schließe meine Augen und genieße einfach den Moment, auch wenn er mich nicht zurück umarmt fühlt es sich vertraut an.
Er seufzt einmal und schließt dann doch seine Arme um mich, weswegen ich überrascht meine Augen öffne.

Ich lächele zufrieden und schließe meine Augen wieder.
Mein Bauch kribbelt und ich kann das Lächeln nicht mehr absetzen.
Verdammt tut das gut.
Ich habs mir wirklich schön vorgestellt ihn endlich wieder zu umarmen, aber das es sich wirklich so übertrieben gut anfühlt hätte ich nicht gedacht.

Ich genieße seinen warmen Atem in meinem Nacken und seine Arme die um mich gelegt sind.
Ich fühle mich beschützt und dieses Gefühl ist unbezahlbar.

Plötzlich spannt er sich an und drückt mich von sich weg.
Sein Blick ist undefinierbar, aber seine Augen strahlen eine extreme Kälte aus, was mir eine unangenehme Gänsehaut beschafft.
Ich muss schlucken, er hat seine Maske wieder aufgesetzt.
Er wollte seine Maske nie absetzen.

"Geh." sagt er ohne jegliche Emotion in der Stimme und guckt mich neutral an. Mein Lächeln verschwindet sofort und in meinem Hals bildet sich ein riesiger Kloß.

"Aber i-"

"Nichts aber, geh!" ruft er jetzt und wirkt wütend auf mich.
Oder auf sich selbst. Ich weiß es nicht.
Ich muss schlucken und unterdrücke die Tränen, die aufsteigen.
Warum zur Hölle konnte ich mich nicht einfach zurückhalten?
Ich hätte ihn einfach nicht umarmen sollen, dann wäre er jetzt nicht so zu mir.

"Es tut mir leid." sage ich noch, bevor ich fluchtartig den Raum und auch das Haus verlasse.
Ich werde jetzt nicht weinen, ich bin stark.
Vollkommen fertig gehe ich über die Straße zu meinem jetzigen Zuhause und bleibe vor der Tür stehen.

Ich atme einmal tief durch, setze ein Lächeln auf und klingele schließlich.
Ich werde mir jetzt nichts anmerken lassen.

Eine grinsende Lea öffnet mir die Tür und ich lächele sie auch an.

"Naa." grinse ich und nehme sie auf den Arm, bevor ich mit ihr ins Wohnzimmer gehe, aus dem ich Stimmen höre.

"Haben wir Besuch?" frage ich sie und sie nickt vollkommen aufgedreht mit dem Kopf. Ich lache kurz gekünstelt und betrete dann das Wohnzimmer.
Am Tisch sitzen Dalia, Mason, ein Mann der schätzungsweise Mitte vierzig ist und neben ihm eine Frau, wahrscheinlich Anfang vierzig.

"Hallo." begrüße ich sie, nicht wirklich interessiert daran wer das ist und was die hier machen.
Ich habe gerade eindeutig genug um die Ohren.

"Hallo... Kate?" Ich nicke mit einem Lächeln auf den Lippen und mustere die beiden.
Die Frau hat kurze braune Haare braune Augen, der Mann hat ebenfalls braune Haare, die an manchen Stellen aber schon grau werden und blaue Augen.

"Das sind Tom und Elisabeth, Arbeitskollegen und Freunde von mir." erklärt Dalia und ich nicke verstehend, bemühe mich aber dabei möglichst freundlich zu wirken, auch wenn es mich nicht interessiert.

"Schön euch kennenzulernen." sage ich einfach. Ich darf die doch duzen, oder?
Bestimmt, sonst hätte Dalia nicht nur die Vornamen gesagt.

"Freut uns auch, Dalia und Mason haben uns schon viel von dir erzählt."
Ich nicke einfach nur und setze mich mit Lea auf dem Arm zu ihnen an den Tisch.

Morgen ist es soweit. Die Party.

Alleine bei dem Gedanken daran wird mir schon schlecht.

Hello againWhere stories live. Discover now