Kapitel 55

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Jayces PoV.

"Das könnt ihr nicht machen!" höre ich Lex schreien, als ich das Haus betrete und ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen. Was ist denn hier los? Normalerweise ist Lexie immer ruhig, selbst wenn sie etwas tierisch aufregt.

"Verstehe uns doch!" ruft jetzt Mama und ich höre ihr an, wie verzweifelt sie ist. Ich folge den Stimmen und lande schließlich im Wohnzimmer, wo Mama, Papa und Lex sich anscheinend heftig streiten.

"Was ist hier los?" frage ich laut und ziehe somit die Aufmerksamkeit der Drei auf mich. Lex guckt mir verzweifelt in die Augen und schon merke ich, dass auch mir der Grund für den Streit nicht gefallen wird.

"Die wollen das Haus verkaufen!" sagt Lex verzweifelt und ich gucke Mama und Papa perplex an. Wie jetzt die wollen das Haus verkaufen?
Wo sollen wir dann wohnen?

"Wie jetzt?" frage ich direkt.

"Das ist das Beste für uns alle." sagt Papa jetzt ernst und ich gucke ihn verständnislos an. Das ist garantiert nicht das Beste für uns alle.

"Und wo sollen wir dann wohnen? Unter der nächsten Brücke, oder was?" frage ich mit zusammengekniffenen Augen. Die können sowelche Entscheidungen doch nicht ohne uns treffen.

"In einem Apartment in New York." Automatisch reiße ich meine Augen auf. In New York?

"Ihr verarscht mich, oder?" lache ich dann, aber deren Blicke bleiben ernst. Sie verarschen mich nicht.
Sie meinen es wirklich ernst.

"Warum überhaupt?" mischt sich jetzt Lex wieder ein, die die Arme vor der Brust verschränkt hat.

"Uns ist klar geworden, dass wir euch schon viel zu lange alleine gelassen haben. Wir bekommen nichts von eurem Leben mit. Jayce hat jetzt seine erste Freundin und du Lexie bist auch schon so groß geworden." antwortet Mama ihr und mein Mund klappt auf.

"Eben Mama, ich habe eine Freundin. Ich habe Kate gerade erst wieder." rufe ich jetzt aufgebracht und gucke meine Eltern wütend an. Das können sie mir verdammt nochmal nicht antun.

"Hört auf zu diskutieren, die Familie ist durch die ständige Trennung schon kaputt. Das muss aufhören." ruft jetzt Papa laut und schlägt mit der flachen Hand auf den Couchtisch. Ich lache emotionslos auf.

"Genau Papa, die Familie ist schon kaputt im Gegensatz zu meiner noch vorhandenen Beziehung!" rufe jetzt auch ich wütend. Ich kann keine Fernbeziehung mit Kate führen. Das kann ich ihr nicht antun. Wir würden uns viel zu wenig sehen, es würde die Beziehung nach und nach zerstören. Kate hat was Besseres verdient als das.

"Ich freue mich ja für dich, dass du mit Kate glücklich bist, aber wenn ihr euch so sehr liebt ist auch die Entfernung kein Problem. Unsere Entscheidung steht fest, in zwei Stunden kommt jemand, der sich das Haus anguckt." kommt es jetzt von Mama und ich schlucke. Wenn Mama einmal eine Entscheidung gefällt hat, ist es gar unmöglich sie davon abzubringen.

"Nein!" schreien Lex und ich trotzdem direkt und mir steigen Tränen in die Augen. Ich kann jetzt nicht hier weg. Warum kommen Mama und Papa ausgerechnet jetzt auf die Idee?

"Am Freitag geht der Flug, die Tickets sind bezahlt." sagt Papa stur und ich drehe mich wütend um, bevor ich aus dem Haus stürme. Das kann nicht sein.

Warum kommen sie jetzt damit an?
Jetzt wo ich glücklich bin.

Sie werden ihre Meinung nicht mehr ändern, es ist zu spät. Ich werde Kate wieder verlieren und dieses Mal für immer. Ich kann nicht weiterhin mit Kate zusammen sein, wenn ich weiß, dass ich Sonntag nach New York fliegen werde.
Eine Fernbeziehung kann ich ihr nicht antun, es würde unsere Beziehung zerstören.

Sie soll glücklich sein und das geht nicht, wenn ihr Freund tausende Kilometer von ihr entfernt wohnt. Nein, dass kann ich ihr nicht antun. Es würde sie zerstören.

Eine Träne löst sich aus meinem Augenwinkel und ich atme einmal tief durch, bevor ich sie mir wegwische. Mein Blick wandert zu dem Haus von Mason. Ich werde es beenden, das hat keinen Sinn.

Es wird sie verletzen, ich werde sie verletzen und das muss ich auch. Ich muss sie dazu bringen mich zu hassen, sonst wird sie genauso daran kaputt gehen, wie ich.

Mir ist bewusst, dass ich sie auch so verletzen werde und es tut mir jetzt schon leid. Mein Herz tut weh, bei dem Gedanken sie zu verletzen und danach einfach abzuhauen, aber ich muss es tun.

Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und fange an zu schluchzen. Ich kann das nicht, ich kann ihr das nicht antun verdammt.

Ich versuche zu verdrängen wie sehr es mich das verletzt, dass wir getrennt werden, aber es macht mich fertig. Schon bei dem Gedanken Kate zu verlieren, habe ich das Gefühl zu ersticken.

"Jayce." höre ich Lex hinter mir sagen und drehe mich zu ihr um. Sie guckt mich mitleidig an und ich wische mir die Tränen vom Gesicht. Sie darf mich so schwach nicht sehen.
Ich bin doch ihr großer Bruder, ich sollte der Starke sein. Sie muss schließlich auch ihre ganzen Freunde zurücklassen.

Schnell kommt sie auf mich zu und schließt ihre Arme um mich.

"Es tut mir so leid." sage ich, auch wenn ich keine Schuld daran trage, dass wir umziehen werden. Trotzdem fühle ich mich schlecht, weil ich es nicht verhindern kann. Sollte ich mich nicht dafür einsetzen hier zu bleiben?

"Mir auch." flüstert sie gegen meine Brust und ich schließe sie nun auch in meine Arme.

"Ich kann ihr das nicht antun." erwiedere ich einfach und sie guckt mich an. In ihrem Blick, sehe ich, dass sie es weiß. Sie weiß, dass ich einen Plan habe.

"Was hast du vor Jayce?" fragt sie besorgt, ich zucke nur mit den Schultern. Was soll ich schon vorhaben?
Ich werde meine Freundin dazu bringen mich zu hassen und dann Schluss machen. Toller Plan, nicht?

"Das, was ich zu tun habe." antworte ich nur zögernd und sie guckt mich ernst an.

"Mach nichts, was du später bereust." flüstert sie und ich schüttele den Kopf. Ich bereue es jetzt schon.

"Bitte Jayce, versprich es mir." bittet sie mich, sie will nicht, dass es mir schlecht geht. Es tut mir leid, sie dabei enttäuschen zu müssen.

"Das kann ich nicht Lex." erwiedere ich leise und gehe an ihr vorbei, bevor ich in mein Zimmer gehe und mich dort einschließe.

Hello againWhere stories live. Discover now