3 ♪ Alexej Petrov

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It's like we're going through the motions

Of a scripted destiny.

Tell me where's our inspiration

If life wont wait

I guess it's up to me.

[ Simple Plan ]



MARA ║  „Kannst du das glauben?", sprach ich in die Kamera, die ich auf den Küchentisch abgestellt hatte. „Da schenkt er mir einfach eine 4.000 Dollar teure E-Gitarre und will nicht einmal etwas dafür!" Ich setzte das Video für Penny fort und hatte nach dem Frühstück direkt angefangen.

Im Nebenraum hörte ich Tante Carrie telefonieren und diskutieren. Denn ihre Partnerin Linda Perry war in New York und stritt mit dem Plattenlabel 482 Music um einen neuen Free-Jazz-Musiker. Zwei Songs hatte ich von ihm schon gehört. Meine Richtung war es nicht, aber Linda schien an das Potenzial zu glauben.

„Jedenfalls warte ich nun auf meinen ersten offiziellen Auftrag, damit ich mit ins Studio kann, denn ich glaube irgendwie nicht, dass Tante Carrie mich auf irgendjemanden los lässt, damit ich zum neuen Album ein paar Texte zusteuern kann", plapperte ich niedergeschlagen in die Kamera.

Nashville lief anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Zwar nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht so, wie ich es wollte.

Ich hörte die Haustür auf und zu gehen, doch statt mich umzudrehen, ignorierte ich das. Denn hier gingen den ganzen Tag Leute ein und aus. Wenn ich jedes Mal zur Tür hecheln würde, dann konnte Usain Bolt bald einpacken.

„Ich habe übrigens deine Karte aus Paris bekommen, hat ganz schön lange gedauert", aber sie war da. Wahrscheinlich hatte Penny sowieso anderes zu tun, als an mich zu denken, besonders in der Stadt der Liebe.

Stimmen waren im Hintergrund zu hören. Ich nippte an meinem Kaffee und sprach: „Was meine Tante betrifft, so bin ich wegen ihrem ach so coolen Plan keinen Deut schlauer."

„Falls es dich tröstet, ich habe genauso viel Durchblick", sprach eine dunkle Männerstimme mit einem Mittel-Atlantik-Akzent.

Irritiert wandte ich mich um und sah auf einen jungen Mann, der einen Gitarrenkoffer geschultert hatte und sich auf eine Gehhilfe Stütze. Lockiges Haar stand ihm wirr vom Kopf ab und hinter der dicken Clark Kent – Brille musterten mich müde braune Augen.

Er humpelte routiniert zur Küche, stellte die Gitarre ab und goss sich einfach eine Tasse Kaffee ein und schnappte sich einen Bagel. In den Bagel biss er rein und balancierte erschrocken waghalsig die Tasse bis zum Tisch. Mir gegenüber setzte er sich auf einen knarrenden Stuhl.

Noch immer musterte ich ihn. Das Hemd saß schlecht in der Hose und er sah nicht danach aus, als hätte er besonders viel geschlafen. Er bemerkte meinen Blick, sagte jedoch nichts, sondern biss noch einmal in den Bagel.

Schließlich, nachdem einige Minuten lang keiner von uns etwas gesagt hatte, da sprach er völlig verspätet: „Ich bin übrigens Alexej, nur für den Fall, dass ich deinen Namen irgendwie überhört habe", er sprang zu einem russischen Akzent und schob dann gelassen hinterher, sodass man vermuten könnte er käme eigentlich aus Philadelphia, „du darfst aber auch Alex sagen, sonst kriege ich wieder irgendeinen Flyer von der Einwanderungsbehörde, die checken wollen, ob ich eine Greencard habe."

Unwillkürlich schmunzelte ich. „Ich bin Mara und nur Mara reicht."

Er stellte den Kaffee ab und nickte auf die noch laufende Kamera: „Was wird das, ein Vlog?"

Your Voice [ Buch 2 ] ✓Where stories live. Discover now