Your Voice [ Buch 2 ] ✓

43 ♪ Bitter sweet symphony

This is the end

Hold your breath and count to ten

Feel the earth move and then

Hear my heart burst again

For this is the end

I've drowned and dreamt this moment

[ Adele ]

 NIALL ║ Mein Leben war wie die Fahrt auf einem Karussell, schnell, lebhaft, unendlich. 

Ich brauchte nicht viel Schlaf, hatte unglaublich viel Energie und glaubte alles schaffen zu können. Volle Kraft voraus.

Mittlerweile war es schon Ende November und die Zeit rannte uns zwischen den Fingern weg. Zu den Grammys schafften wir es nicht, sahnten aber für 'A beautiful day' ordentlich ab. Mir war der Preis egal, aber gefeiert wurde das trotzdem.

Lange und ausgiebig zog ich mit Josh und Dan durch die Clubs und wurde in einem fremde Hotelzimmer wach. Um halb fünf Morgens schlich ich mich mit einem dröhnenden Kopf halb angezogen aus dem Raum.

Keine Ahnung, wer diese rothaarige nackte Tussi im Bett war, oder wo ich mich befand. Ich hatte Mühe auf den Beinen zu bleiben und zog mich im schwach beleuchteten Hotelflur an. Statt in Panik zu verfallen, war ich Herr der Lage. 

Mit tauben Glieder huschte ich schwankend die schmale Treppe herunter und schlug den Kragen meiner Jacke hoch, als ich nach draußen an die feuchte Luft trat.

Der Geschmack von fauler Asche lag auf meiner Zunge und ich hatte den Drang zu kotzen. Sekunden später war ich auch schon nach vorne gebeugt und brach auf offener Straße. Zu meinem verfluchten Glück war so früh Morgens kaum jemand unterwegs.

Preston häutete mich fast im richtigen Hotel, ich ließ mich anbrüllen, mir drohen und mir sogar Jake, einen neuen Sicherheitsbeamten, in den Schatten stellen. Mir war das ziemlich egal.

Mit dem Bus reisten wir weiter und auf einer Raststätte blieb mir genug Zeit mich ein bisschen aufzupushen. Heimlich rauchte ich dort ein bisschen Cannabis und kam zurück, als könnte ich kein Wässerchen trüben. 

Ich überstand die Interviews, einen kurzen TV Auftritt und bemerkte, dass Louise mich etwas kummervoll musterte: „Niall, du solltest unbedingt gesünder und mehr essen, deine Haut sieht nicht gut aus, überall ist sie rissig und du bist so dünn geworden."

„Ist nur etwas Stress", schob ich die Besorgnis zur Seite.

In San Marino spielten wir in einer ausverkauften Halle. Eine halbe Stunde vorher warf ich Codein ein und ein Gefühl der Gelassenheit, Unbeschwertheit und Euphorie stelle sich ein und ich versuchte Stimmung bei den Jungs zu machen. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen.

Harry wirkte leicht neben der Spur, also klopfte ich ihm auf den Rücken: „Jetzt mach nicht ein Gesicht wie sieben Tage Regen, zieh die Mundwinkel hoch."

„Ja, ja", murrte er hinter der Bühne und Liam rollte mit den Augen: „Schalte mal einen Gang zurück, Niall."

Doch das tat ich nicht. Direkt zu Beginn des Konzerts gab ich alles. Ich wollte, dass an diesem Abend eine weitere Party stattfand, nur eben mit Fans. Die Lautstärke ging hoch, unter meinen Füßen bebte es, die Scheinwerfer tanzten und ich war völlig in meinem Element.